Interview
Keksfee verzaubert Regensburg

Ein außergewöhnlicher Beruf: Keksfee Laura Berg versüßt Hochzeiten und Firmenfeiern mit ihren Kreationen.

29.07.2019 | Stand 16.09.2023, 5:38 Uhr
Michael Stahl

Keksfee Laura Berg hat immer den passenden Keks parat. Foto: Petra Homeier Fotografie

In unserer neuen Interviewreihe „Außergewöhnliche Berufe im Raum Regensburg“ stellen wir besondere Geschäftsmodelle und ausgefallene Berufe vor. Den Anfang macht dabei Keksfee Laura Berg; seit fünf Jahren betreibt sie hinter der Grieb ihre „Kekszauber“-Manufaktur. Im Gespräch mit unserer Zeitung hat Laura über den Arbeitstag einer Keksfee, das Geschäft mit den Keksen und ihre schönsten Erlebnisse gesprochen:

Wie sind Sie auf den Beruf der Keksfee gekommen?

Vor fünf Jahren saß ich mit Freunden in einer Caférunde zusammen. Zu essen gab es unter anderem Russisches Brot. Weil die Buchstaben davon so begehrt waren, kam es zum Streit. Eben jene Konfliktsituation brachte mich auf die Idee, mit Keksen mein Geld zu verdienen. Ich fragte mich: Wieso gibt es die Buchstaben vom Russischen Brot nicht als Mürbteigkekse zu kaufen? Da ich auch im Internet nichts finden konnte, beschloss ich, meine berufsbedingte Auszeit zur Vermarktung dieser Idee zu nutzen. Mir blieben drei Monate, in denen ich noch voll bezahlt wurde. Also nahm ich einen Existenzgründungskredit auf, holte mir Produktionspartner ins Boot und arbeitete fleißig an der Verwirklichung meines Traumes.

Hatten Sie nie Zweifel daran, ob alles gut geht?

Natürlich! Ich war sogar dreimal kurz davor, alles hinzuschmeißen. Doch immer wenn ich so verzweifelt war, kam am nächsten Tag ein Großauftrag rein. Das gab mir letztlich das Gefühl, ich hätte in der Arbeit als Keksfee meine Berufung gefunden.

Was ist der Renner bei Kekszauber?

Eindeutig die mit Esspapier und Lebensmittelfarbe bedruckten Motivkekse. Diese kann man über den Konfigurator auf meiner Website sogar individuell anfertigen lassen.

Ebenfalls sehr beliebt sind die Buchstabenkekse aus Mürbteig und Dinkelmehl. Den Leuten gefällt, dass man darin die Fruchtaromen herausschmeckt und eben keine künstlichen Aromaverstärker.

Wie kommt man auf die Motivkeks-Sprüche?

Oft nehme ich Pinterest oder Instagram als Inspirationsquelle. Manchmal auch Trends, die sich ergeben. Letztes Jahr wollten die Kunden z. B. „Yolo“ oder „Läuft bei mir“ als Motivsprüche. Heuer sind dagegen Einhörner und Liebessprüche wie „Ohne dich schlaf ich heut Nacht nicht ein“ angesagt. Man muss von Boshaftem bis Kitsch alles abdecken können. Insgesamt komme ich auf rund 300 Sprüche.

Wie läuft der Vetrieb?

Auch wenn es nicht so ausschaut, Herstellung, Verpackung und Versand finden alles in meinem 28 Quadratmeter kleinen Geschäft statt. Der Postbote holt die Pakete direkt vor meiner Haustür ab und liefert sie an meine Kunden, unter denen auch große Firmen wie Continental oder H&M sind.

Was muss man als Keksfee alles können?

Sehr gerne Kekse essen. Nein im Ernst: Man muss gerne Basteln, Handarbeiten und Spaß an Süßem haben. Mir hat zudem geholfen, dass ich schon über Erfahrung aus der Hotellerie verfügte. Das Wichtigste aber ist, dass man Freude am Schenken hat. Man mag es kaum glauben, aber ich habe schon sämtliche Freunde und Familienmitglieder mit meinen Keksen beschenkt.

Was waren die bisher schönsten Erlebnisse als Keksfee?

Am meisten habe ich mich über den Gewinn des O2-Gründerwettbewerbs 2015 gefreut. 20 000 Euro Preisgeld und das Lob von Frank Thelen waren einfach unglaublich! Kurz darauf kamen zudem Einladungen von Shopping Queen und Höhle der Löwen. Sehr schön war auch, als vor ein paar Jahren ein Kunde zu mir kam, der seiner Mutter zum 90. Geburtstag was Besonderes schenken wollte. Ich brachte ihn auf die Idee, ihr ein Buchstabenpuzzle mit der Glückwunschbotschaft „Hoch sollst du leben“ zu schenken. Die alte Dame war davon so begeistert, dass sie ihren Sohn jeden Tag anrief und erzählte, wie weit sie schon sei. Nur konnte die Seniorin das Puzzle leider nicht lösen, weil sie ein paar der Buchstaben schon vorher verzehrt hatte.

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