Album
Kimberose: Soul mit Seele

Die Sängerin Kimberly Kitson-Mills kratzt mit ihrer Band Kimberose an Soul-Normen, durchbricht sie aber nicht.

28.06.2019 | Stand 16.09.2023, 5:44 Uhr
Lena Sauerer

Kimberly Kitson-Mills Foto: Isabelle Lindbergh

Sie gilt als die französische Amy Winehouse. Und ja, Kimberly Kitson-Mills hat eine tolle Stimme, voluminöses Haar und malt sich einen schwarzen Lidstrich. Trotzdem ist Kitson-Mills mehr als ein Abklatsch von Winehouse. Sie ist ein Pegel, der zwischen Power und Sanftmut ausschlagen kann. Ein Bindeglied zwischen Freude und Verletzlichkeit.

Das erste Album ihrer Band Kimberose ist letzte Woche in Deutschland erschienen. „Chapter One“ ist Soul, der versucht, modern zu sein. Das Trio Kimberose hat Kitson-Mills mit zwei Freunden gegründet. Das war nachdem sie bei der französischen Casting-Show „La Nouvelle Star“ teilnahm, aber kurz vor dem Finale rausflog. Durch ihre Teilnahme wurde die Singer-Songwriterin bekannt. Das erleichterte den Start mit ihrer eigenen Band.

Auf der Bühne nicht schüchtern

In „Chapter One“ erzählt Kimberose von dem Spannungsfeld zwischen Liebe, Zweifel und Selbstvertrauen. Der zweite Titel ist ihre Single „I’m sorry“. Kitson-Mills singt: „Maybe it is just me / Maybe it wasn’t meant to be“, und weiter „I really thought I could love you“. Eine Entschuldigung an ihren verlassenen Partner. Das hört sich nach Herzschmerz an, ist aber ein kraftvoller und bestärkender Track. Denn Kitson-Mills bricht aus dem Schmerz aus und singt: „Leave it all behind“ – lass alles zurück.

In ihrer Rolle als Musikerin wirkt die 28-Jährige offen und fordernd. Die normale Kimberley Kitson-Mills aber ist schüchtern, verschlossen und unsicher. Das sagen zumindest ihre Freunde. Als die Musiker Alexandre und Anthony sie das erste Mal bei einem Ausflug in die Normandie singen hörten, seien sie sehr überrascht gewesen, erzählten die Jungs dem Musikmagazin laut.de. Beim Singen sei Kitson-Mills nicht mehr schüchtern. Außerdem beherrscht sie akzentfreies Englisch.

Emotionalität spürbar

Kitson-Mills ist in einem Vorort von London geboren und aufgewachsen. Ihr Vater Engländer, ihre Mutter aus Ghana. Als Jugendliche zieht sie nach Chantilly nahe Paris. Dort lebt Kitson-Mills noch heute. Zunächst will sie Kriminologin werden. „Aber ich habe schnell verstanden, dass ich für so eine Branche zu emotional bin“, sagte die Sängerin dem Musikmagazin. Dann entschied sie sich für eine Ausbildung zur Krankenschwester. Ihre Emotionalität spürt man nun in den Themen und im Ausdruck ihrer Musik. Zur Mitte des Debüt-Albums werden die Songs mit „Waiting for You“ und „Where Did You Sleep Last Night“ langsamer und nachdenklicher. Mit „About Us“ kehrt der Schwung zurück – gerade noch rechtzeitig.

Kimberley Kitson-Mills beweist eine große Gesangsvariation, nutzt souverän Soul-Techniken, den Text zu „lautmalen“: kurz und abgehackt, geknödelt und gezogen. Orientiert sich an Billie Holiday und Nina Simone. Am angenehmsten ist aber, wenn sie ganz klar singt. Das reicht bei dieser Stimme völlig aus. „Chapter One“ – Kapitel eins – suggeriert, dass da noch mehr kommt. Vielleicht traut sie sich zu, sich in Album Nummer zwei noch ein bisschen mehr vom klassischen Genre des Soul zu lösen und die Musik zu ihrer eigenen zu machen.

Hier eine Hörprobe – der Song „I’m Sorry“:

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