Soziales
Kleiderstube ist jetzt in drei Räumen

Immer mehr Familien mit Kindern besuchen die Einrichtung der Pfarrei Neutraubling. Sponsoren übernehmen die Miete.

27.10.2016 | Stand 16.09.2023, 6:38 Uhr
Kerstin Hafner
Das Team der Kleiderstube Neutraubling versorgt derzeit zweimal im Monat jeweils 60 bis 70 Personen. −Foto: Alle Fotos: Hafner

Sozialhilfe-Empfänger und Bezieher von Arbeitslosenhilfe sowie Berechtigte der Neutraublinger Tafel dürfen sich seit fast zehn Jahren in der Kleiderstube Neutraubling kostenlos mit dort abgegebenen Textilien und Schuhen ausstatten. Initiiert wurde die soziale Einrichtung von Michaela Krämer. Sei dem Jahr 2013 leitet Ingrid Schicker mit viel Herzblut die Kleiderstube, deren zweite Erweiterung im Rahmen einer kleinen Feierstunde am Mittwoch verkündet wurde.

Ein neuer Raum im Kunz-Bau an der Königsberger Straße wird fortan als Lager genutzt, damit ist in den bereits bestehenden Räumen Platz frei geworden. Es gibt nun drei Räume mit Warenregalen, in denen Berechtige stöbern können – einen für Damen, einen für Kinder (mit Spielzeug und Stofftieren) und einen für Herren.

Zusätzlicher Aufwand entstand durch die Erstaufnahmeeinrichtung für Flüchtlinge, die mittlerweile auf Standby steht, weil derzeit keine neuen Flüchtlinge nachkommen. Die Stadt stellte hier einen Kleinbus zur Verfügung, damit die Bewohner durch eine Helferin in Gruppen geholt werden konnten. „Manchmal herrschte an den Ausgabetagen ein arges Gedränge in den vormals zwei Räumen“, berichtet Ingrid Schicker. „Auch der Lärmpegel war ab und zu ganz schön hoch. Da haben manch ältere Leute zu mir gesagt, sie mögen derzeit nicht kommen, weil ihnen das einfach viel zu hektisch zugeht.“ Künftig wird alles wieder etwas entspannter und familiärer, weil einfach mehr Platz zur Verfügung steht.

Die nächsten Abgabetermine sind am 8. und 22. November sowie am 13. Dezember, jeweils von 14 bis 16 Uhr. Die Kleiderstube nimmt immer gerne gut erhaltene, saubere Kleidung, Schuhe, Babyartikel, auch Spielsachen, Bettwäsche und Handtücher entgegen, demnächst zu folgenden Annahmeterminen: 7. und 21. November sowie 5. und 19. Dezember, jeweils von 16 bis 18 Uhr.

Dr. Schicker verrät, dass die 26 ehrenamtlich tätigen Helferinnen manchmal auch Unschönes erleben. „Da stehen dann morgens plötzlich säckeweise Klamotten vor der Tür, alles Ausschussware, die man eigentlich nur wegwerfen kann.“ Sowas ist unschön. Genau wie die Beobachtungen, die manche Nachbarn grantig dem Rathauschef mitteilen. „Die können nicht verstehen, wie man zur Kleiderkammer mit dem Auto vorfahren kann, draußen steht, raucht und mit dem Handy rumspielt, aber für Kleidung ist offenbar kein Geld da.“

Kiechle plädiert aber für Mäßigung. „Es wird immer einen kleinen Prozentsatz an Leuten geben, die soziale Einrichtungen ausnutzen, das ist auch bei der Tafel so. Aber deswegen darf man meiner Meinung nach den redlichen 95 Prozent, die auf Hilfe angewiesen sind, selbige nicht versagen.“ Kiechle und auch Pfarrer Josef Weindl als Vertreter der Katholischen Pfarrei, die Träger der Kleiderkammer ist, lobten das große Engagement der Damen rund um Ingrid Schicker für alle Mitbürger und Asylbewerber, die nicht auf der Sonnenseite des Lebens stehen.

Den neuen Lagerraum finanziert die Stadt Neutraubling für zumindest ein Jahr. Die stattliche Jahresmiete von immerhin 4500 Euro für die angestammten Räumlichkeiten übernimmt 2017 die Firma Guido. Auch Krones und Globus fungierten schon als Sponsoren. 2016 bekam die Einrichtung Regale von IKEA geschenkt sowie „einen beachtlichen Zuschuss vom Landkreis und eine schöne Spende der Moritz Apotheke“, erklärte Schicker und bedankte sich dafür. Die Kleiderstube sei allerdings auch weiterhin auf Spenden angewiesen.

Ein festes Team von 20 Helferinnen und sechs Ersatzleuten gewährleistet den reibungslosen Ablauf. Viele sind von Beginn an dabei und kennen sich lange. Es gibt mittlerweile ein gewisses Zusammengehörigkeitsgefühl und die Stimmung ist gut. Von Zickenkrieg keine Spur, hier ziehen alle an einem Strang. Viele kommen freiwillig, wenn sie Zeit haben, selbst wenn sie nicht zu irgendwelchen Diensten eingeteilt sind. Beispielsweise, als die Kleiderkammer in Obertraubling aufgelöst wurde und über hundert Kartons brauchbarer Kleidung nach Neutraubling geschafft wurden. Da packten alle mit an. Derzeit versorgt die Kleiderstube zweimal im Monat jeweils 60 bis 70 Personen.