Entwicklung
Kloster Pielenhofen ist verkauft

Der Gemeinde gehören Ökonomie und Ländereien, die Herder-Schule nutzt das Gebäude. Für Bürgermeister Ferstl ist es „ein Meilenstein in der Entwicklung“.

12.05.2013 | Stand 16.09.2023, 21:04 Uhr
Claudia Kreissl

Eine Nutzfläche von rund 10000 Quadratmetern bietet das Kloster in Pielenhofen für die Herder-Schule. Die Pfarrkirche (hinten) bleibt im Besitz der Pfarrei. Foto: Kreissl

Jetzt ist es amtlich: Nach langem Ringen hat die Gemeinde für 1,25 Millionen Euro die Kloster-Ökonomie und die dazugehörigen Ländereien von den Schwestern der Heimsuchung Mariens erworben. Und auch das Kloster selbst hat für 700 000 Euro mit dem Herder-Schulverein einen neuen Besitzer gefunden. Nun steht fest, dass das ehrwürdige Gebäude auch nach dem Wegzug der Grundschüler der Regensburger Domspatzen weiterhin als Bildungsstätte dienen wird. Bereits ab September wird die Herder-Realschule in das Gebäude übersiedeln und den Unterricht aufnehmen.

Wenige Tage nach der Vertragsunterzeichnung ist Bürgermeister Reinhold Ferstl sichtlich zufrieden. Das war nicht immer so. Als sich die letzten Ordensschwestern im August 2010 aus Pielenhofen verabschiedeten und bekanntwurde, dass heuer auch die kleinen Domspatzen nach Regensburg übersiedeln, war die Ratlosigkeit groß. Wie würde es mit dem Kloster und allem, was sonst noch dazugehört, weitergehen?

Für Ferstl stand schnell fest: Die optimale Lösung wäre, wenn die Gemeinde die Ökonomie und Ländereien erwerben könnte, um Raum für Entwicklungsmöglichkeiten zu schaffen und sich darüber hinaus ein Investor für das Kloster finden ließe. Der Plan scheiterte allerdings zunächst an der Umsetzung. Drei Jahre lang war die Gemeinde am Verhandeln mit den Eigentümerinnen, sagt Ferstl rückblickend. Immer wieder gab es Gespräche und Treffen mit den Ordensschwestern in Zangberg.

Auch einen Kauf des gesamten Ensembles schloss der Bürgermeister nicht aus, allerdings zu einem akzeptablen Preis. Doch daran scheiterte das Vorhaben letztendlich, denn ein Gutachten bezifferte den Wert auf knapp fünf Millionen Euro – zu viel für die Gemeinde. Kurzzeitige Interessenten für das Kloster gab es dennoch. Mal war eine Privatschule im Gespräch, mal ein Wellnesshotel.

Fachoberschule ist geplant

Schließlich meldete auch die Herder-Schule Interesse am Klostergebäude an. Immerhin sind die Kapazitäten der Grundschule längst ausgeschöpft und zusätzliche Räumlichkeiten dringend notwendig. Vor allem, da die Schulleiter Dr. Regine und Dr. Rafael Köhler bereits mit dem Gedanken spielten, eine Fachoberschule mit Ausrichtung Gestaltung zu installieren, um Schülern künftig einen durchgängigen Weg zur allgemeinen Hochschulreife in Pielenhofen zu ermöglichen.

Und so taten sich Gemeinde und Herder-Schulverein schließlich zum Kauf zusammen. Im Besitz der Gemeinde ist alles, was außerhalb der Klostermauern liegt, fasste es der Bürgermeister zusammen. Dazu zählen Ökonomie und Ländereien einschließlich Waldbesitz mit einem Umfang von 33 Hektar. Für Ferstl ist „ein Meilenstein in der Entwicklung der Gemeinde“ wahr geworden.

Als erstes müsse nun ein neuer Flächennutzungsplan aufgestellt werden, um den Rahmen für eine künftige Bebauung zu schaffen, kündigte er an. „Die Möglichkeiten, die sich durch den Kauf ergeben, sind gigantisch“, schwärmte das Gemeindeoberhaut und zählte neben der Baulandausweisung auch die Verbesserung der Infrastruktur und der Raumsituation für die Feuerwehr auf. Zur Finanzierung der Vorhaben wird die Gemeinde einige der neu erworbenen Ackergrundstücke wieder veräußern.

Pfarrei wollte Klosterkirche nicht

In Aufbruchstimmung ist auch das Ehepaar Köhler. Bereits im September werden die Realschüler den Unterricht im Klostergebäude aufnehmen. Neben dem Klostergebäude hat der Herder-Schulverein den Klostergarten, das „Grafenhaus“ gegenüber der Pfarrkirche und die Klosterkirche erworben. Letztere hätte die Pfarrei gegen eine geringe Miete auch weiterhin als Gotteshaus nutzen können, hob Dr. Regine Köhler im Gespräch mit der MZ hervor. Doch bedauerlicherweise sei das Angebot vonseiten der Kirche abgelehnt worden.

„Mit dem Erwerb des Klosters sind aufgrund der Raumressourcen ideale Voraussetzungen für die Umsetzung des schul- und kulturpädagogischen Bildungsauftrags gegeben“, betonte Dr. Rafael Köhler. 10 000 Quadratmeter Gebäudefläche stehen der Schule künftig zur Verfügung. Neben geräumigen Klassenzimmern verfügen die Realschüler und Lehrer demnächst auch über ausreichend Fach-, Werk- und Medienräume. Weiterhin genutzt werden wird aber auch die sanierte ehemalige Grundschule, kündigten die Schulleiter an. Falls ausreichend Anmeldungen vorliegen, soll dort bereits ab September die Fachoberschule mit Ausbildungsrichtung Gestaltung ihre pädagogische Arbeit aufnehmen.

Kleinkunst im Kloster?

Ein Anliegen der Köhlers ist es, das Kloster über den Schulbetrieb hinaus nach außen zu öffnen. Vorstellbar ist für Regine Köhler eine Art Kultur- und Begegnungszentrum. Immerhin bergen die Klostermauern auch geeignete Säle für Konzerte oder Ausstellungen und: „Warum soll beispielsweise nicht auch einmal Kleinkunsttheater im Kloster stattfinden?“, sagt die Schulleiterin.

Zum Besitz der Gemeinde gehört nun übrigens auch die Turnhalle auf dem Klostergelände, die seit vielen Jahren die Gemüter der Bürger erhitzt, da sie bislang ausschließlich den jungen Domspatzen zur Verfügung stand. Künftig kann die Halle nach dem Schulbetrieb auch von den Vereinen genutzt werden, kündigte Bürgermeister Ferstl an.