Versorgung
Kommunen sitzen bald auf dem Trockenen

Noch vier Wochen ohne Regen, dann haben Orte wie Arrach und Lederdorn ein großes Problem. Damit sind sie aber nicht alleine.

09.10.2015 | Stand 16.09.2023, 6:57 Uhr
Fred Wutz
Die Talsperre bei Frauenau stellt die Trinkwasserversorgung für große Teile Niederbayerns und der Oberpfalz, auch für den Altlandkreis Kötzting. Derzeit ist sie zwar nicht ganz so voll wie auf diesem Luftbild, doch reicht ihr aktueller Inhalt durchaus noch für etwa zwei Jahre. Der mächtige See liegt am Fuß des Großen Rachel (links oben) und des sich anschließenden Falkenstein-Gebietes. −Foto: Luftbild: Claus Wietek

Der bessere Teil der Aussage von Arrachs Bürgermeister Sepp Schmid, steckt in der ersten Hälfte – wobei sie zugleich eine massive Warnung ist: „Einen Wasser-Notstand haben wir noch nicht – aber wir werden spätestens in sechs Wochen ein großes Problem kriegen, wenn der Regen noch vier Wochen ausbleibt.“

Ähnliches ist aus Chamerau zu hören: „Gefährdet ist die Wasserversorgung noch nicht – aber wir sind im Grenzbereich, weil die Quellschüttung stark nachlässt,“ sagtGeschäftsleiter Reinhold Fischer.

Die Warnungen aus den beiden Rathäusern sind ernst zu nehmen und verständlich, weil die Verantwortlichen ihre Gemeinden nicht in kritische Situationen kommen lassen wollen. Fakt ist, dass fast im gesamten Bayerischen Wald die Quellschüttungen im Verlauf des Sommers erheblich weniger wurden. Und sie haben sich auch im Herbst nicht erholt.

Feuerwehren bringen Wasser

Deutlicher spürbar ist der Wassermangel in höheren Lagen der Region. Es ist kein Geheimnis, dass das Berghaus und auch der Gastronomiebetrieb Schönblick am Hohenbogen durch Wassertransporte der Feuerwehren Neukirchen b. Hl. Blut und Thenried versorgt werden mussten. In den Ortschaften der Gemeinden um den Hohenbogen gibt es hingegen (noch) keine Probleme bei der Wasserversorgung. Sowohl Eschlkam wie auch Neukirchen b. Hl. Blut und Rimbach sind an die sogenannte Fernwasser-Versorgung angeschlossen, werden von „Waldwasser“ (Wasserversorgung Bayerischer Wald) bedient. Es gibt darüber hinaus auch noch von der Gemeinde erschlossene Quellen und private Hausbrunnen, also eine Art Doppelversorgung.

Arrach ist nicht an die Fernwasserversorgung angeschlossen, es gibt auch keine gemeindlichen Wasserreserven. Bürgermeister Schmid hat also seine Bürger gebeten, unnötigen Wasserverbrauch zu vermeiden, etwa das Auto-Waschen zu unterlassen. Aber: „So lange es heiß war, haben sich die Leute daran gehalten. Jetzt hat es ein wenig geregnet, und es ist kühler geworden – und schon steigt der Wasserverbrauch stark an. Dabei ist der Zulauf von den Brunnen und Quellen nicht größer geworden.“ In der Gemeinde Chamerau stellt sich das Wasserversorgungsproblem in Lederdorn. Dort war sogar schon ein Feuerwehreinsatz notwendig, um die Reserven in höheren Lagen aufzufüllen.

Auffällig ist nach gemeindlichen Feststellungen, dass speziell an Wochenenden in Lederdorn der Wasserverbrauch stark steigt. Die Kommune hat auch bereits Überlegungen angestellt, um in kommenden Jahren ähnliche Schwierigkeiten zu vermeiden: Durch einen Ausbau des Leitungsnetzes und Zusammenschluss der Versorgungsleitungen der (momentan noch getrennten) Bereiche Lederdorn und Chamerau wird die Misere vermieden. Der Ortsbereich von Chamerau ist nämlich bereits an die besagte Fernwasserversorgung angeschlossen und somit gesichert.

Quellen lassen überall nach

Eigenständige Wasserversorgungsanlagen – ohne Fernwasser – gibt es für die Gemeindebereiche Hohenwarth, Lohberg und Lam-Engelshütt. Aus den Rathäusern wurde in gleicher Weise mitgeteilt, dass die Quellschüttungen zurückgegangen sind – „etwas weniger“ in Lohberg, „fast nicht“ in Hohenwarth“ bzw. „kaum spürbar“ in Lam. Aus dem Lamer Rathaus verlautete, dass die eigenständige Engelshütter Versorgung allerdings ausschließlich von einem Tiefbrunnen getragen wird, dessen Kapazität stabil ist. Und das übrige Gemeindegebiet, so teilte 2. Bürgermeister Alois Vogl für den 1900 gegründeten Wasserbeschaffungsverband Lam mit, hat keine Probleme mit der rückläufigen Quellschüttung: „In guten Jahren wurden da investiert, vor allem wegen des Fremdenverkehrs. Das wirkt sich jetzt aus. Außerdem haben wir einen Tiefbrunnen in der Hinterhand, den wir noch gar nicht nutzen.“

Auch die Wasserversorgung der Stadt Bad Kötzting kennt keine Engpässe – dank der Fernwasserversorgung, ließ Stadtbaumeister Christian Kopf wissen.

Ausschließlich von „Waldwasser“ versorgt werden drei weitere Gemeinden – Miltach, Blaibach und Zandt. Der Miltacher Geschäftsleiter Markus Schreiner betont, die Gemeinde habe in Sachen Trinkwasser keine Eigengewinnung, und es gebe keinerlei Probleme mit der Fernwasserversorgung. Ein privater Brunnen sei zwar ausgeblieben, doch habe der Eigentümer auf die öffentliche Wasserversorgung umstellen können. Aus dem Blaibacher Rathaus verlautete, dass die Versorgung ausreichend sei. Und auch aus Zandt wurde mitgeteilt, man habe „kein Eigenwasser und keine Eigenbehälter“; die Versorgung durch Waldwasser, die seit Jahren besteht, sei absolut in Ordnung.

In der Trinkwasser-Talsperre Frauenau, aus der das Fernwasser kommt, ist derzeit der Wasserstand um rund zehn Meter unter dem Höchststand. Man erwartet dort zwar einen Rekord bei der Wasserabgabe, doch Probleme macht das nicht, denn aktuell ist noch Wasser für wenigstens zwei Jahre in dem Speicher vorhanden.