Kunst
Künstlerin lebt fast wie eine Biobäuerin

Magdalena Paukner ist begeisterte Glasmacherin und lebt ziemlich autark in ihrem kleinen Bauernhaus in Lindberg.

09.07.2019 | Stand 16.09.2023, 5:39 Uhr
Michaela Schabel

Inspiriert von der Natur zaubert Magdalena Paukner filigranen Schmuck aus Glas. Foto: Stefan Stangl

Warum strahlt Magdalena Paukner so viel Lebensfreude aus? Sie liebt ihr Leben mitten in der Natur, umgeben von ihren Tieren, unabhängig vom trendigen Luxusleben unserer Zeit, voller Begeisterung für ihren Beruf als Glaskünstlerin. Sie lebt so, wie sie leben möchte und weiß genau warum.

Nachdem Magdalena Paukner nach der Realschule in Zwiesel die dreijährige Ausbildung in der Glasfachschule absolviert und noch zwei weitere Jahre das glasmacherische Handwerk vertieft hatte, arbeitete sie als Assistentin des bekannten Glaskünstlers Cornelius Reer in Nürnberg. Nach fünf Jahren Stadtleben mit zu viel Hektik, zu viel Verkehr wurde ihr klar: „Ich will wieder zurück“. Für Magdalena Paukner ist der Kreislauf der Natur ganz wichtig.

Magdalena Paukner: Fast schon eine Biobäuerin

Magdalena Paukner lebt in einem kleinen Bauernhaus am Rande Lindbergs bei Zwiesel fast autark zwischen Nutz- und Haustieren, Gemüse, Obst und Blumen. Ihren Tieren – Hund und Katz, Enten, Truthähnen und Hühnern – bietet sie ein artgerechtes Leben. Auf den Wiesen ihrer Eltern rundherum grasen 20 Schafe. Im kleinen Garten wachsen Beerensträucher und Erdbeeren, zudem nach dem Drei-Schwestern-Prinzip der Inka Bohnen, Mais und Kürbisse. Die Bohnen stützen den Mais, die Kürbisse am Boden verschatten ihn und sorgen für genügend Feuchtigkeit.

Aus den Beeren kocht Magdalena Paukner Marmelade und von den Bienenstöcken des Vaters bekommt sie Honig. Die Milch holt sie in der Kanne vom Naturland-Milchbauern aus dem Dorf und einmal im Monat kauft sie seit über zehn Jahren die fehlenden Kleinigkeiten im Bioladen. Magdalena Paukner lebt und denkt durch und durch ökologisch. „Das war für mich immer schon ganz wichtig.“ Wohnen, Arbeiten, Wirtschaften ist für sie ein täglich beglückender Kreislauf.

Leben kann sie davon nicht

„Alles muss rund laufen“, das gilt auch für ihre Glaskunst. Wie das Entstehen und Vergehen in der Natur formt sich Glas aus der Schmelze. Glas ist als Material sperrig und empfindlich. Entsprechend behutsam muss man es behandeln. Ohne Achtsamkeit und Ruhe geht gar nichts. Magdalena Paukner hat die Glasbläserkunst mehr oder weniger geerbt. Schon ihr Vater und ihr Großvater waren Glasschleifer, ein Urgroßvater ein begnadeter Glasmachermeister. Sie weiß das Kölbel in die Schmelze zu tauchen, traditionell und funktional Becher, Vasen, Schalen, Karaffen herzustellen. Davon kann sie aber nicht leben. Die alten Techniken sind nicht mehr gefragt. Die Konkurrenz der industriell gefertigten Gebrauchsgläser ist groß.

Magdalena Paukners Spezialität ist inzwischen die Glaskunst, insbesondere der Glasschmuck. Opulent, gleichzeitig überaus filigran wirken Vasen wie Kokons, Johannisbeeren schmiegen sich leuchtend rot zu einer Kette. Natur, ganz zart und farbintensiv in Glas geformt, ist Magdalena Paukners Markenzeichen. Mit ihrer Schmuckkollektion, ihren Ketten, Ringen, Broschen, Haarspangen trifft sie voll ins Schwarze. Wer einmal diese Dinge entdeckt hat, will immer wieder ein neues Stück. „Meine Schmuckstücke machen süchtig.“ Sie lacht. Sogar in einer Galerie an der Nordsee wird ihr Schmuck schon verkauft. Ansonsten kann man die Schmuckstücke nur bei Ausstellungen, auf Märkten oder direkt bei ihr in Lindberg erwerben.

Bricht Glasschmuck nicht leicht? „Einen Sturz auf einen Holzboden überlebt er, Fliesen nicht“, was für Magdalena Paukner auch kein Problem ist. Wenn eine Beere oder ein Blatt in einer Kette fehlt, fällt das wie in der Natur gar nicht auf und, falls nötig, kann man das durch Einschmelzen und neues Formen wieder reparieren.

Großer Traum geht in Erfüllung

Jedes Stück ist bei Magdalena Paukner ein handgemachtes Unikat. Auf Wunsch übernimmt sie Sonderanfertigungen vom Glaseinsatz bis zum Grabstein. Man kann immer sicher sein, dass es etwas Besonderes wird – konzipiert und inspiriert durch die Erdung in der Natur, völlig unbeeinflusst von irgendwelchen modischen Trends. Man spürt die Authentizität ihrer Kunst, genießt die Fülle der Farben, die noch so farbintensiv, nie kitschig wirken, man fühlt die Glasstrukturen als taktiles Erlebnis.

Bis vor kurzem bezeichnete sich Magdalena Paukner als Wanderglasmacherin. „Endlich vorbei“, atmet sie auf. „Es war anstrengend, ständig in anderen Glashütten mit unterschiedlichen Glasqualitäten zu arbeiten, immer wieder neu den Arbeitsplatz einzurichten“.

Vor wenigen Tagen ist ihr großer Traum, ein kleiner Studio-Glasofen, den sie mit ihrem Lebensgefährten Stefan Stangl konzipiert hat, fertig geworden. Wie einen Grill kann sie ihn, wann und wo sie will, ein- und ausschalten. Das gibt Raum für noch mehr Kreativität.