Im Oberen Foyer der Universitätsbibliothek wurde die Ausstellung „Kürbis, Kätzchen, kecke Kinder – der jiddische Kinderbuchautor Leyb Kvitko” eröffnet. Die Ausstellung stellt erstmalig im deutschsprachigen Raum den Schlüsselautor der jiddischen (später sowjetischen jiddischen) Literatur, Leyb Kvitko, vor.
Kvitko war treibende Kraft der jiddischen Kulturrenaissance und wurde am 12. August 1952 mit weiteren Schriftstellern und Intellektuellen, darunter zwei Frauen, in der sogenannten „Nacht der ermordeten Dichter” in Moskau hingerichtet. Die noch bis zum 30. September laufende Ausstellung richtet sich an die breite Öffentlichkeit und möchte die Regensburger Stadtbevölkerung allen Alters erreichen.
Die Inhalte der Ausstellung sind aus dem von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderten literatur- und kulturwissenschaftlichen Forschungsprojekt: „Leyb Kvítko oder Lev Kvitkó? Ein jiddischer (Kinderbuch-)Autor zwischen jüdischer und sozialistischer Revolution" hervorgegangen. Das Projekt ist an der Professur für Slavisch-Jüdische Studien von Sabine Koller angesiedelt, wo Koller seit rund drei Jahren gemeinsam mit Caroline Emig forscht. Durch die Ausstellung verbindet das Projekt Forschung, Lehre und Transfer auf besondere Weise. Die Ausstellung, in der neben zahlreichen Replikaten der Werke Kvitkos unter anderem auch eins der wenigen erhaltenen Originale zu begutachten sind, richtet sich an die breite Öffentlichkeit jeden Alters und wird um ein Begleitprogramm in Form von jiddisch-deutschen Lesungen ergänzt, bei dem die Wissenschaftlerinnen eng mit der Jüdischen Gemeinde kooperieren.
Zudem bietet Koller im Sommersemester ein Seminar zum Thema Jüdisches Kinderbuch an. „Im Wissen um die Schoa und um die versuchte Löschung jiddischer Kultur und ihrer Träger während Stalins Terror-Regime hat das Projekt für uns zusätzlich zu den wissenschaftlichen Erkenntniswerten höchste ethische Bedeutung“, erklärt Koller.
„Ausgehend von und basierend auf dem von der DFG-geförderten Projekt stellt die Ausstellung die Forschungsstärke des Schwerpunktes östliches Europa und der slavischen Kulturen hier an der Universität Regensburg unter Beweis. Dies verkörpert die federführende Professur von Sabine Koller, ist aber auch verbunden mit dem universitären und – dank des Leibniz-Instituts für Ost- und Südosteuropaforschung – auch außeruniversitären Schwerpunkt auf das östliche und südöstliche Europa hier in Regensburg“, erklärte Universitätspräsident Udo Hebel zur Ausstellungseröffnung.
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