Wirtschaft
Lacher kauft Autohaus Schneider

Der Nittenauer VW-Händler stärkt damit seine Position. Am Standort in Neunburg werden alle Mitarbeiter übernommen.

18.04.2017 | Stand 16.09.2023, 6:37 Uhr

Nicole Gallus, Geschäftsführerin des Autohauses Lacher, zusammen mit ihrem Serviceleiter, Tobias Reichold vor einem nagelneuen Golf GTI in der ebenso neuen Aufbereitungshalle, die Teil einer Millioneninvestition des Familienunternehmens ist. Die 34-jährige Tochter von Nikolaus Gallus ist ausgebildete Automobilkauffrau und stellt sich mit Mut und Zuversicht den Herausforderungen der Zukunft. Der jüngste Coup: der Kauf von Schneider & Winkler in Neunburg.Foto: Rieke

Der Konzentrationsprozess in der Autobranche schreitet unaufhaltsam voran. Jüngstes Beispiel in der Region: Das Autohaus Lacher übernimmt zum 1. Juni Winkler&Schneider in Neunburg. Nach monatelangen Verhandlungen ist der Kauf in trockenen Tüchern. „Der ,Point of no return‘ ist überschritten“, formuliert es Seniorchef Nikolaus Gallus in einem Exklusivgespräch mit unserem Medienhaus.Schon in der Schwarzachtalmesse am 22./23. Aprilwird diese Neuigkeit offen kommuniziert werden und sichtbar sein, denn Lacher ist dort erstmals mit Winkler & Schneider an einem Stand vertreten.

Das Gesetz der Logik

Die Übernahme erscheint dem Beobachter wie ein logischer Schritt: Auto Lacher hatte bereits 2015 beschlossen, einmal mehr kräftig in seinen Standort an der Böhmerwaldstraße im Industriegebiet Hirschenbleschen zu investieren. Rund 1,2 Millionen Euro hat das Familienunternehmen, in dem seit zwei Jahren Nicole Gallus am Steuer sitzt, unter anderem in den Ausbau der Werkstatt sowie die Errichtung einer neuen Fahrzeugaufbereitungshalle gesteckt, insbesondere um Herstellervorgaben im Nutzfahrzeugebereich zu erfüllen.

Auch die genau vor dreißig Jahren gegründete Firma Winkler & Schneider wäre speziell in diesem Segment vor der Entscheidung gestanden, viel Geld in die Hand zu nehmen. Bis Mitte des Jahres, so berichtet Johann Schneider, wäre Zeit gewesen, die Weichen entsprechend zu stellen. Das eigene Alter (62) und weitere private Gründe gaben aber letztlich den Ausschlag, andere Möglichkeiten zu prüfen.

Finanzielle Schwierigkeiten steckten nicht dahinter, betont Schneider ausdrücklich. „Da sind wir kerngesund!“

Noch vor wenigen Wochen hatte Schneider dem MZ-Reporter anvertraut, er werde mit großer Wahrscheinlichkeit den Bereich Nutzfahrzeuge an das Autohaus Lacher abtreten, den Rest aber behalten. Als Vollbluttechniker verspüre er überhaupt keine Lust, den Drehmomentschlüssel vorzeitig aus der Hand zu geben.

„Wir haben uns relativ schnell auf einen Preis geeinigt. Er ist so ausgefallen, dass sich beide Seiten in die Augen sehen können.“Nikolaus Gallus

Doch in den zahlreichen Verhandlungen, die zu führen waren, stellte sich heraus, dass eine Teilübergabe mit zu großen Nachteilen verbunden gewesen wäre. Und so ging es letztlich doch ans Eingemachte. „Wir haben uns relativ schnell auf einen Preis geeinigt. Er ist so ausgefallen, dass sich beide Seiten in die Augen sehen können“, erklärt Nikolaus Gallus. Mit 68 ist er zwar eigentlich schon in Rente, liebt das Geschäft aber zu sehr, als dass er nicht doch noch maßgeblich mitmischen wollte. Den erwähnten Umbau hat er maßgeblich geregelt, um seiner Tochter den Rücken frei zu halten. Nicole Gallus ist die Schlüsselfigur im gesamten Deal. Weil ihr Vater in der 34-Jährigen die geeignete Geschäftsführerin weiß und sie in der weitgehend von Männern dominierten Autowelt zeigen will, dass sie den Herausforderungen der Zukunft gewachsen ist, wagt das Unternehmen die wegweisenden Schritte.

Angst vor dem Abstellgleis

„Ich mache mir nichts vor. Bei der Größe unseres Betriebs in Neunburg wären wir kurz oder lang auf dem Abstellgleis gelandet“, nennt Johann Schneider einen der wesentlichen betriebswirtschaftlichen Gründe, die ihn zum Ausstieg drängten. Der geschäftsführende Gesellschafter Stefan Golombek scheidet mit der Übergabe an Lacher zwar aus, doch alle weiteren Mitarbeiter, knapp zwanzig an der Zahl, behalten ihren Job. „Der Autohausstandort in Neunburg bleibt erhalten, für die Kunden wird es 1:1 weitergehen“, bringt Schneider zwei Dinge auf den Punkt, die ihm besonders am Herzen liegen. Er persönlich bleibt in einer gewissen Übergangsphase weiter Ansprechpartner.

„Bei der Größe unseres Betriebs in Neunburg wären wir kurz oder lang auf dem Abstellgleis gelandet.“Johann Schneider

Nikolaus Gallus spricht von einer Win-win-Situation für beide Seiten. Auto Lacher expandiere und gewinne neben einer funktionierenden Immobilie vor allem auch eine funktionierende Mannschaft. Das sei in Zeiten des allgemeinen Fachkräftemangels ein Faktor, der nicht hoch genug einzuschätzen sei, zumal die neuen Mitarbeiter die Entscheidung positiv bewerteten. Er gehe also von konstruktiver Zusammenarbeit aus. Schneider und Golombek wiederum hätten neben der Zahlung einer bestimmten Summe die Gewissheit, ihr Lebenswerk in gute Hände zu übergeben und ihre Mitarbeiter in eine sichere Zukunft zu entlassen. Die Gespräche, die schon im Sommer 2016 ihren Anfang nahmen, werden also von einem Happy End gekrönt.

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