Infrastruktur
Landarzt – warum eigentlich nicht?

Katja Witzel und Alina Senger sammelten beim „Exzellenten Sommer“ Erfahrungen in Hausarztpraxen in Lam und Arrach.

30.08.2016 | Stand 16.09.2023, 6:39 Uhr

Mit dem Programm „Exzellenter Sommer“, einem vierwöchigen Praktikum in den zwölf teilnehmenden Praxen in den Kreisen Regen und Cham haben junge Medizinstudenten die Möglichkeit, die Allgemeinmedizin kennenzulernen. Foto: dpa

Eine Famulatur beim Hausarzt ist im Medizinstudium vorgeschrieben, doch nur wenige Studenten treibt es in den Bayerischen Wald. Um das Bewusstsein für den Beruf des Landarztes zu schärfen, hat Dr. Wolfgang Blank (Hausarzt in Kirchberg im Wald) mit drei weiteren Ärzten das Projekt „Exzellent“ ins Leben gerufen.

Mit dem Programm „Exzellenter Sommer“, einem vierwöchigen Praktikum in den zwölf teilnehmenden Praxen in den Kreisen Regen und Cham haben junge, fortgeschrittene Medizinstudenten die Möglichkeit, die Allgemeinmedizin und das große Spektrum an Krankheitsbildern ohne jede (ärztliche) Verantwortung in ihrer bunten Vielfalt kennenzulernen.

Praxis, Weiterbildung und Freizeit

In vier intensiven Wochen im Arberland sammelten die 24-jährige Katja Witzel aus Filderstadt bei Stuttgart, tätig in der Praxis von Dr. Wolfgang Vogl, Arrach, und die 23-jährige Alina Senger aus München (Gemeinschaftspraxis Lam, Dr. Felix Sperl) viele wichtige Erfahrungen im allgemeinmedizinischen Fach. Die Vormittage verbrachten die Studenten in den Praxen, die Nachmittage gehörten der fachlichen Weiterbildung oder es winkte ein Freizeit-Programm.

Als „Bewährungsprobe“ stellt Vogl jedem Studenten eine Patientin vor, die ein bestimmtes Handicap hat, nämlich ein Glasauge. Katja Witzel habe als erste und bisher einzige Studentin auf Anhieb die richtige Diagnose gestellt. „Wir wurden schon auf einen mysteriösen Fall vorgewarnt“, gab sie lachend zu. Bei einer anderen Patientin erkannte sie sofort die seltene Erkrankung des Favismus.

Vogl dankte seiner jungen Kollegin, die als Medizinstudentin im 5. Semester an der LMU München studiert, mit einem Buch über Allgemein-Medizin.

Für das Projekt der Landarzt-Famulatur gebe es mehr Nachfrage als ausbildende Ärzte, so Dr. Felix Sperl. Deshalb sei das Engagement von Dr. Vogl, Dr. Guido Weixel und Dr. Lucie Kollmer-Heiduk aus Bad Kötzting keinesfalls selbstverständlich. Er lobte Alina Senger (Medizinstudentin, 2. Studienjahr) für ihr Grundverständnis, die umfassende Kompetenz und ihr nettes Wesen. Sperl überreichte ein EKG-Buch für ihr Studium.

Nicht Beruf, sondern Berufung

Katja Witzel war es ein Bedürfnis, ihrem „Lehrvater“ zu danken, der sich trotz vollen Wartezimmers immer Zeit für sie und ihre Fragen genommen hatte. „Bei dir habe ich das Gefühl gehabt, dass Haus- und Notarzt zu sein nicht nur Beruf, sondern Berufung für dich ist.“ Die Zeit in der Praxis habe sie darin bestätigt, als Hausarzt aufs Land zu wollen. „In Arrach gibt es die besten Brezen“, bekannte sie lächelnd. Sehr gefallen hat es auch Alina Senger, die zum einen die fachliche Kompetenz schätzen lernte sowie das vertrauensvolle Arzt-Patienten-Verhältnis in der Praxis und bei Hausbesuchen.

Bürgermeister Sepp Schmid sprach von der Dringlichkeit der hausärztlichen Versorgung am Land und vom Nachfolger-Problem bei Landärzten. Sein Lamer Kollege Paul Roßberger gab seinem Wunsch nach jungen Ärzten in der Region Ausdruck und überreichte einen Osserspatz aus Glas. (kpt)

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