Kultur
Lebenshilfe feiert ihren 50. Geburtstag

Die Lebenshilfe beging ihr 50-jähriges Bestehen. Mit prominenten Ehrengästen, Musik und Freude wurde gefeiert.

28.07.2019 | Stand 16.09.2023, 5:29 Uhr
Monika Kammermeier

Der Chor der Zweigwerkstätten Bad Kötzting, „Handicap Stars“, sang „Mia sama mia“. Fotos: Monika Kammermeier

Vor den Behindertenwerkstätten Oberpfalz in der Hans-Eder-Straße 5 ist am Freitag mit einem großen Zelt, Musik und jeder Menge Gäste das Fest für 50 Jahre Lebenshilfe ausgerichtet worden.

Dekan Walter Kotschenreuther lud am Ende der Ansprachen zur Andacht ein und zitierte aus dem Markusevangelium. Er erzählte von dem Lahmen, der von seinen Freunden ein Loch in das Dach gemacht bekam und so Zugang zu Jesus bekommen habe. „Manchmal braucht man eben Hilfe, wenn man selbst nicht kann“, fasste er zusammen. Vor 50 Jahren seien es 16 Freunde gewesen, die in das Dach der Gesellschaft ein Loch bauten, um die behinderten Menschen an der Gesellschaft teilhaben zu lassen.

Das Haupthaus der Behindertenwerkstätten Oberpfalz Betreuungs-GmbH (WFB) befindet sich in Cham mit Leiterin Katharina Keber, dazu gehören die Werkstätten in Bad Kötzting mit Leiter Christian Dreher. Der zu Betreuende Jürgen Wieser ergriff das Mikrophon und wünschte allen seinen Freunden einen schönen Tag und ein tolles Fest.

Die Feier eröffneten die Handicap Stars, der Chor der Zweitwerkstätten Bad Kötzting mit Leiterin Stefanie Ott, der sich aus Betreuten und Mitarbeitern zusammensetzt. Ihre „Frontsängerin“ Stefanie Köster begeisterte, genauso wie ihre Sängerkollegen, denn sie sangen voller Freude und Engagement. „Imagine“ der Beatles war dem scheidenden Mitarbeiter Klaus Kutscher gewidmet. Mit dem Song „Mia sama mia“ übergaben sie an die engagierte Gruppe Bayerwald Sterne.

Erste Arbeitsplätze am Katzberg

Leo Hackenspiel, seit 30 Jahren Vorsitzender der Lebenshilfe, sagte in seiner Begrüßungsrede, dass 1969 der Verein Lebenshilfe in Cham mit dem Ziel, Arbeit für geistig Behinderte zu schaffen, gegründet worden sei. Damit wurde für bisher Ausgegrenzte und ihre Eltern das Leben wieder lebenswert. Die ersten Arbeitsplätze wurden am Katzberg eingerichtet. Max Heigl, Vorsitzender der VdK betonte, dass Eltern Freiräume brauchten, die behinderten Menschen Erfüllung und Förderung. Der VdK sei gleichberechtigter Partner und Teilhaber der Einrichtungen. Landrat Löffler sagte, dass mit der Einrichtung der Lebenshilfe Sozialgeschichte geschrieben worden sei. Vorher seien behinderte Menschen an den Rand der Gesellschaft gestellt worden. Inklusion und Integration seien aktuelle Themen, und er wünsche sich, dass das Herz in der Gesellschaft sich für diese Menschen öffne und sie mittig platziere.

Katharina Keber verteilte an die Ehrengäste einen selbstgemachten Traubenlikör. „Ja, wir können nicht nur zimmern, nähen, montieren, wir können auch Likör!“ Bürgermeisterin Karin Bucher erinnerte daran, dass behinderte Menschen früher in den Familien verblieben seien, keine Aufgabe und keine Förderung erhielten. Mit der Lebenshilfe könne nun jeder sein Können zeigen, Geld verdienen und Wertschätzung erhalten. Die behinderten Menschen seien zudem offener und ehrlicher. „Sie gehören zu uns und bereichern uns mit ihrem Sein.“

MdB Karl Holmeier sagte, dass Michael Zimmermann die Sache der Lebenshilfe angeschoben habe. 420 Betreute gebe es inzwischen, 120 Angestellte, insgesamt 600 Mitarbeiter, ein Wirtschaftsbetrieb. Von BMW könne man fast sagen „Made in Cham“. Leo Hackenspiel bekam von ihm zum gegebenen Anlass die Bundesverdienstsmedaille überreicht. Und MdL Dr. Gerhard Hopp schloss sich mit einem Gustav-Heinemann-Zitat an: „Man erkennt den Wert einer Gesellschaft daran, wie sie mit denjenigen umgeht, die nicht auf der Sonnenseite stehen.“ Er sei hier gleich mal umarmt worden und einen solchen Umgang wünsche er sich überall. „Das Leben mit Euch ist schön!“

Lebensfreude vermitteln

Der Mitarbeiter der Lebenshilfe, Bernhard Reiser, kreierte die Idee eines übergroßen Puzzles mit dem Schriftzug: „Lebenshilfe vermittelt Lebensfreude“. Und weil „das Ganze mehr ist, als die Summe seiner Teile“, zitierte Hackenspiel den Mathematiker, der das einst sagte, durfte sich jeder der Redner eines der Teilchen nehmen.

Sehr lustig war der Auftritt von Thomas Dorner. Mit einem G’stanzl wusste er jedem der Ehrengäste und einigen Gästen etwas zu singen. „Die Bürgermeisterin ist eine Schau, heute mal so ganz in Blau, so passt sie gut ins Bild: Schaut’s amol her, des is Chams Aushängeschild!“ Und dann spielten die Bayerwald Sterne zünftig auf.