Lesekönigin Louisa, die I.

Zur Person

29.05.2007 | Stand 29.05.2007, 0:00 Uhr

NEUMARKT (mz). Die beste Vorleserin in Bayern kommt aus Neumarkt. Gemeinsam mit vielen Mädchen und einigen Jungen hat sich die Ostendorfer-Schülerin Louisa Eicker aus der Klasse 6 M beim Vorlesewettbewerb des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels der Herausforderung gestellt – und gewonnen.

Ihren Siegeszug hatte Louisa Eicker am 12. Dezember mit ihrem Sieg bei der Schulmeisterschaft am Ostendorfer Gymnasium gestartet. Als in der Stadtbücherei Neumarkt die Kreismeisterschaft ausgetragen wurde, konnte Louisa auch diese für sich entscheiden. Wenig später kam dann die Einladung nach Regensburg, wo – unter mittlerweile sehr starker Konkurrenz – die Bezirkssiegerin ermittelt wurde. Louisa Eicker hatte erneut die Nase vorne.

Am 22. Mai stand in Ingolstadt der Landesentscheid bevor. Louisa war eingeladen mit „Eltern, Großeltern, Geschwistern, ihrem Lehrer und ihrem Fanclub“, wie es im Anschreiben hieß. Der Lehrer hatte sich vorher die Hand gebrochen und musste ins Krankenhaus. So konnte er nur aus der Ferne die Daumen drücken. Mit der gesunden Hand. Dafür waren Mutter, Tante und zwei gute Freundinnen dabei.

Lampenfieber, Nervosität? Louisa meinte dazu: „ Nö, Lampenfieber hatte ich nicht. Hatte ja genügend gedrückte Daumen dabei. Es hat mir Spaß gemacht, und da ich auch in meiner Freizeit viel schauspielere, ist das Lampenfieber für mich eigentlich kein Problem.“ Ob einer oder hundert zuschauen, sei da egal. Und wenn sie dann auf der Bühne vor dem Mikrofon steht, sei alles rundherum wie weggeblasen, erklärt Leseprofi Louisa. „Da konzentrierst du dich nur noch aufs Lesen.“

Los ging’s um 13 Uhr. Wie in jeder Runde, so stellte auch diesmal jeder Teilnehmer ein Buch seiner Wahl kurz vor, aus dem er dann eine spannende oder lustige Stelle vorlas. Louisa hatte eines ihrer Lieblingsbücher ausgesucht: „Paradiesische Aussichten“ von Faiza Guene.

Dann kam der schwierigere Teil: der unbekannte Text. Hier zeigten sich bei den Teilnehmern nicht nur die üblichen Lese-Qualitäten wie Aussprache, Tempo, Artikulation – es waren auch in besonderem Maße Reaktionsvermögen und Improvisationsgabe gefragt.

Louisa überzeugte auch in Ingolstadt die Preisrichter. Sie darf sich bayerische Vorlese-Meisterin nennen und wird am 21. Juni in Frankfurt um den Bundes-Titel lesen. Viele Gratulanten, darunter auch Kultusminister Siegfried Schneider und der Autor des „unbekannten“ Textes, der viel gelesene Schriftsteller E.W. Heine. Ein glückliches Mädchen fuhr mit ihrem begeisterten Fanclub nach Hause. Ein rauschender Empfang am nächsten Tag in der Schule war ihr sicher. Auch der Lehrer applaudierte. Mit Gipsarm.