Umwelt
Mähroboter sind für Igel eine Gefahr

Der Bund Naturschutz bittet Gartenbesitzer, die Geräte nur tagsüber arbeiten zu lassen. Blumenwiesen schaffen mehr Vielfalt.

20.06.2021 | Stand 16.09.2023, 2:17 Uhr
Viele Igel werden von Mährobotern nicht als Hindernis erkannt und sind deshalb in Gefahr, verletzt oder getötet zu werden. Foto: Martina Gehret −Foto: Martina Gehret

Igel sind wieder unterwegs. Um satt zu werden, müssen die Stachelritter manchmal mehrere Kilometer zurücklegen. Dabei begegnen ihnen viele Gefahren. Eine davon kommt sehr leise daher: Mähroboter! Die automatischen Gartenwerkzeuge sind eine Gefahr für Kleintiere im Garten und verhindern die Entwicklung blühender Artenvielfalt, heißt es in einer Pressemitteilung des Bund Naturschutz. Der BN bittet deshalb um mehr Mut zur Wildnis.

Je vielfältiger der Garten gestaltet ist und je mehr insektenfreundliche Pflanzen darin wachsen, umso wohler fühlt sich der Igel. Wer bereits einen Mähroboter besitzt, sollte die Geräte nur tagsüber arbeiten lassen und längere Zeitintervalle für den Einsatz wählen.

Sobald es dämmert, sind jetzt wieder unsere Igel unterwegs und gehen auf Nahrungssuche. Am liebsten fressen sie nachtaktive Laufkäfer – doch die werden immer weniger. „Manchmal müssen Igel weit laufen, um satt zu werden. Da kommen pro Nacht schnell mal drei Kilometer und mehr zusammen“, erklärt Robert Kurzmann vom Bund Naturschutz, Kreisgruppe Cham.

Igelnase findet alle Leckerbissen

Der Igel gilt als Insektenfresser, frisst im Frühjahr und Spätherbst aber auch gerne Regenwürmer. Die unglaublich feine Igelnase findet jeden Leckerbissen, auch dort, wo man das Symboltier für naturnahe Gärten nicht vermuten würde – nämlich auf Rasenflächen, die von einem Mähroboter gepflegt werden.

Durchqueren Igel einen von Robotern gepflegten Rasen oder gehen dort auf Beutefang, kann das gefährlich werden. „Igel sind keine Fluchttiere. Nähert sich ein Mähroboter, harren sie aus und warten ab. Einige rollen sich zusammen – doch auch diese Strategie hilft nur großen kräftigen Tieren, die von den Sensoren der automatischen Mäher erkannt werden“, sagt Kurzmann. Kleinere Igel, Lurche und Reptilien werden nicht als Hindernis erkannt und deshalb überrollt, verletzt oder getötet.

„Auch wenn viele Hersteller die Sicherheitsstandards ihrer Roboter-Modelle in den höchsten Tönen loben, bleiben die automatischen Mäher ein großes Risiko für unsere Wildtiere“, so der Vorsitzende des BN Cham weiter. Der Bund Naturschutz bittet deshalb alle Igelfreunde: Wer nicht auf den Mähroboter verzichten kann, sollte die Mähzeiten unbedingt auf den Tag verlegen und vorab gründlich kontrollieren, ob Tiere gefährdet sein könnten. Das gilt auch für den Einsatz anderer motorisierter Gartengeräte wie Fadenmäher oder Motorsensen in unübersichtlichen Ecken des Gartens.

Mut zu Wildnis im Garten

Obwohl das Volksbegehren „Rettet die Bienen“ deutlich gezeigt hat, dass sich unsere Gesellschaft mehr Artenvielfalt wünscht, seien Blumenwiesen in bayerischen Gärten eher die Ausnahme. Fast überall sieht man normale Rasenflächen.

Durch häufiges Mähen verschwinden Kräuter, Wildgräser oder Moose. Knospen werden weggemäht, bevor sie entstehen. Für viele kleine Lebewesen wie Bienen, Hummeln, Grillen oder Schmetterlinge bleibt der „Rasen“ eine grüne Wüste. „Insgesamt haben wir in Bayern eine Gartenfläche von 135 000 Hektar. Eine riesige Fläche, die wir als lebendigen attraktiven Lebensraum oder als langweilige Rasenfläche gestalten können. Es wäre so einfach, ein paar Blumen im ansonsten satten Grün zuzulassen, und schon hätte man Futter für viele Insekten“, erklärt Robert Kurzmann.

Die beste Lösung wäre deshalb, Mut zu etwas mehr Wildnis im Garten zu haben und zunächst durch weniger Mähen der Artenvielfalt eine Chance zu geben. Es gibt immer Ecken im Garten, die man in ein Naturparadies verwandeln kann.

Blühränder an den gemähten Rasenflächen, naturnahe heimische Heckenpflanzen, Trockenmauern, Teiche oder Totholzhaufen. „Ein igelfreundlicher Naturgarten mit heimischen Blühpflanzen, Laub- und Reisighaufen zum Verstecken ist ein Paradies – nicht nur für Igel, sondern auch für viele andere Arten. Besonders jetzt dient dichtes Altgras an und unter Sträuchern Igeln oft als Schlafstätte oder auch Jungvögeln als Versteck“, so der Naturschützer.

Der BN fordert Gartenbesitzer auf: „Machen Sie mit: Verzichten Sie auf Mähroboter! Mit Sense oder Spindelmäher verbrauchen Sie zudem keine Fremdenergie. Gestalten Sie den Rest des Gartens naturfreundlich!“

Mehr Infos hierzu beim Bund Naturschutz: Natürlich gärtnern: Tipps für naturgemäße Gartenarbeit (bund-naturschutz.de)