Wirtschaft
Max Bögl sorgt für eine Revolution

In Sengenthal wurde die Schwebebahn TSB Cargo für Containerlogistik entwickelt. In Hamburg feierte sie nun Weltpremiere.

24.10.2021 | Stand 15.09.2023, 23:40 Uhr
Im Hamburger Hafen wurde extra eine Teststrecke aufgebaut, um das Transportsystem von Max Bögl vorzuführen. −Foto: Jürgen Kotzbauer

Mit großem Erfolg hat die Sengenthaler Firmengruppe Max Bögl ihr neues System zum Transport von Containern in Hamburg präsentiert. Nach eigenen Angaben seien die rund 900 Gäste und Besucher – darunter viele Europäische Hafenbetreiber –, sowie Delegationen aus Südamerika und Saudi-Arabien von der Leistungsfähigkeit des TSB Cargo begeistert gewesen. Eine Woche lang hatte Max Bögl es auf einer eigens dafür errichteten Demonstrationsanlage beim ITS World Congress zum ersten Mal der Weltöffentlichkeit präsentiert.

„Die Realisierung dieses Demonstrationsprojektes im Hamburger Hafen bedeutet einen weiteren wichtigen Schritt zur ersten Anwendungsstrecke für das Transport System Bögl“, sagte Vorstandsvorsitzender Stefan Bögl. Die planerische und bauliche Umsetzung des modularen Konzeptes in nur wenigen Monaten zeige dessen Potenzial als kurzfristig verfügbare Lösung für die Herausforderungen eines nachhaltigen und effizienten Güter- und Personentransportes.

In einem nächsten Schritt soll eine erste Anwendungsstrecke entstehen. Und diese sei enorm wichtig, um zu zeigen, dass Deutschland nicht nur in der Entwicklung, sondern auch in der Einführung neuer Technologien eine führende Rolle einnehmen möchte, so Stefan Bögl weiter. „Wir sind zuversichtlich, dass wir in den nächsten zwei bis drei Jahren ein erstes Projekt realisieren können.“

TSB Cargo deutlich günstiger

TSB Cargo sei mit Kosten von 30 bis 40 Millionen Euro je Kilometer Doppelspur preislich konkurrenzfähig mit klassischen Bahnen. Daher sei der Zuspruch bei Hafenbetreibern groß. Das Handelsblatt berichtete, dass das System „Hyperloop“ mit Transportkapseln in luftleeren Röhren noch am weitesten von einem kommerziellen Einsatz entfernt sei und auch das mit 370 Millionen Euro Risikokapital ausgestattete Start-up „Volocopter“ seine Cargo-Drohne erstmals vor Publikum mit einer Europalette einige Meter in den Himmel steigen ließ.

Dagegen sei das Transport System Bögl mit Entwicklungskosten von nur rund 50 Millionen Euro und damit mit einem vergleichsweise niedrigen Budget bereits zur Serienreife entwickelt worden, heißt es in der Pressemeldung.

Das TSB Cargo ist eine flexible Lösung für einen spurgeführten individuellen Containertransport. TSB Cargo transportiert Container vollautomatisiert und sehr leise mit Geschwindigkeiten von bis zu 150 km/h sowie Taktfolgezeiten von 20 Sekunden. Die Technologie des TSB (Transport System Bögl) entwickelte die Firmengruppe Max Bögl bereits für den Personennahverkehr zur Serienreife und setzt diese auf der hauseigenen Teststrecke in Sengenthal sowie auf einer Demonstrationsstrecke im chinesischen Chengdu ein. Mit dem Demonstrationsprojekt für den ITS World Congress folgt nun die Adaption auf den Gütertransport.

Finanzierung:Produktion:
Der Bund fördert das Projekt zur Entwicklung und Erprobung einer alternativen Technologie für einen umweltfreundlichen effizienten Gütertransport.Die Firmengruppe Max Bögl liefert das Gesamtsystem TSB aus einer Hand. Die neue Cargo Maglev Demonstrator GmbH stellt die Weichen für die Entwicklung zur Marktreife.

Auf einer Fläche des Cruise Center Steinwerder im Hamburger Hafen, wo die Kreuzfahrtschiffe auf Weltreise gehen, wurde der automatisierte Fahrbetrieb von einzelnen Containern, der Wechsel zwischen den Fahrspuren über eine Weiche und der Containerumschlag zwischen TSB Cargo und etwa Lastwagen auf einer Streckenlänge von rund 120 Metern demonstriert.

Einsatz in Häfen und Dry Ports

Einsatzmöglichkeiten für die Technologie bestehen in der Verteilung von Gütern zwischen stark frequentierten Logistikhubs, wie zum Beispiel Hafenterminals, oder in der Hinterlandanbindung von Hafenterminals an sogenannte Dry Ports. Da aktuell im Container-Einzeltransport hauptsächlich Lastwagen eingesetzt werden, führe die Verlagerung auf ein vollelektrisches System wie TSB Cargo zu einer CO2-Reduktion in der Transportkette und entlaste die Infrastrukturen im Hafen, unterstreicht die Firmengruppe Max Bögl.

Das TSB verwendet ein elektromagnetisches Schwebesystem und reduziere dadurch den Verschleiß an Fahrzeugen und Infrastruktur. So würden Betriebskosten wie auch Feinstaubemissionen im Vergleich zu konventionellen Systemen erheblich gesenkt. Auf Basis erster Analysen seien Einsparungspotenziale von 50 Prozent der derzeit anfallenden Kosten möglich.