Herbergen
Mehr Betten für Gäste mit kleinem Budget

Ein Dach über dem Kopf für weniger als 20 Euro: In Kumpfmühl eröffnet ein Hostel. Das Angebot schließt eine Lücke von vielen.

14.10.2015 | Stand 16.09.2023, 6:56 Uhr
Norbert Lösch
„Ein optimaler Standort“: Helmut Neumaier am Empfangstresen seines Hostels in Kumpfmühl −Foto: Lösch

Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis die Welterbestadt die Marke von einer Million Übernachtungen jährlich knackt – und eine Frage des Angebots an Herbergen für verschiedene Zielgruppen. Die reichen vom betuchten Unternehmer, der in Regensburg Geschäfte macht, über Touristen aus aller Welt bis hin zum Abiturienten, der Regensburg als eine der möglichen Städte für sein Studium besucht. Eher für Menschen mit kleinem Geldbeutel ist das Angebot an Low-Budget-Unterkünften interessant. Das wächst jetzt an durchaus attraktiver Stelle: Mitten in Kumpfmühl wird aus einer ehemaligen Bankfiliale ein Hostel.

Die ersten Gäste konnte Unternehmer Helmut Neumaier bereits in dem neuen Hostel begrüßen. Er hat zusammen mit seinem Sohn Sandro im Mai des Jahres gleich zwei Häuser in der Kumpfmühler Straße gekauft. In dem einen, an der Ecke zum Hofgartenweg, war lange eine Filiale der HypoVereinsbank zu Hause – bis sie 2014 der Umstrukturierung zum Opfer fiel. Neumaier hatte noch am Bankschalter erfahren, dass die Filiale schließt und die Hausbesitzer ihr Anwesen verkaufen. „Da habe ich mir gedacht, ich versuche mein Glück, weil das ein perfekter Standort für ein Hostel ist.“

Der Zahnarzt ist gleich im Haus

Inzwischen ist der Umbau fast abgeschlossen, am 1. November ist offizielle Eröffnung. Neumaier versucht den Spagat zwischen Bestandsmietern und dem neuen Konzept. Im Erdgeschoss kommen die Gäste an, können frühstücken oder abends bei einem Bier aus dem Automaten fernsehen. Gehen sie nach oben zu ihrem Zimmer, kommen sie im ersten Stock an einer Zahnarztpraxis vorbei, die im Haus bleiben will. „Ganz oben gibt es noch weitere Mieter, aber ich glaube nicht, dass es da Konflikte gibt“, hofft der Hostel-Betreiber.

32 Betten gibt es bereits, die günstigsten sind in Mehrbettzimmern unter 20 Euro pro Nacht zu haben. Das Frühstück geht extra. Die jeweils einem Zimmer zugeordneten Bäder sind nur über den Flur erreichbar, haben dafür aber gediegene Hotel-Ausstattung. Sonst gibt es keinen Luxus, die Gäste müssen sogar ihre Betten selbst beziehen. „Das müssen sie in einer Jugendherberge auch. Allerdings schlafen sie hier nicht neben einer Schulklasse und haben einen gewachsenen, lebendigen Stadtteil vor der Haustür“, sagt Neumaier (51).

Der gelernte Konditor, Außendienstler und Gelegenheits-Busfahrer ist kein heuriger Hase im Beherbergungsgewerbe. Sein erstes Projekt war das Stadthotel in der Gutenbergstraße, nur einen Steinwurf vom City Hostel entfernt. Das 53-Betten-Haus hatte er 2009 zunächst nur gepachtet und mit minimalem Eigenkapital aufgebaut. „Das war am Anfang eine ganz enge Kiste, aber dann lief es so gut, dass ich das Haus vor zwei Jahren gekauft und inzwischen selbst verpachtet habe“, blickt der Unternehmer zurück.

Derzeit konzentriert er sich voll auf das Hostel, und er hat noch viele Pläne. Denn im Nachbarhaus will er nach und nach Appartements und Ferienwohnungen einrichten. „Deshalb habe ich den Betrieb auch als Hostel und Boardinghaus angemeldet.“ In der „Endausbaustufe“ seien in den beiden Häusern mehr als 100 Betten in verschiedensten Quartieren denkbar. „Ich spekuliere nicht auf eine bestimmte Zielgruppe, sondern will den Leuten eine bezahlbare Bleibe bieten“, sagt Neumaier. Schon jetzt habe er ganz unterschiedliche Gäste. „Das reicht von Lokführern, die sich nach der Nachtschicht aufs Ohr legen wollen, über Monteure bis zu Studenten und einer kanadischen Touristin.“

Touristiker begrüßen Initiativen

Mit dem Hostel in Kumpfmühl wächst das Angebot für Low-Budget-Gäste erheblich. Denn die Konkurrenz ist mit dem Brook Lane Hostel in der Oberen Bachgasse, der Jugendherberge in der Wöhrdstraße und anderen mehr oder weniger günstigen „Billigherbergen“ überschaubar.

Alle privaten Initiativen, die zu einer Verbesserung des Angebots führen, begrüßt Sabine Thiele von der Regensburg Tourismus GmbH. Das gelte vom unteren Preissegment bis zum Vier-Sterne-Haus, sagt die Geschäftsführerin. Thiele hatte erst im Vorjahr nicht nur Zuspruch für ihre Aussage bekommen, dass in Regensburg rund 1000 Hotelbetten fehlen. „Die wären – konservativ gerechnet – tatsächlich nötig“, bekräftigt die RTG-Chefin ihre These gegenüber der MZ. Deshalb betrachtet sie weitere geplante Hotel-Projekte wie am Stobäusplatz oder an der Kirchmeierstraße als bedarfsgerecht. „Regensburg muss auch für den Tagungs- und Kongressmarkt mehr anbieten“, sagt Thiele. Denn während die Zahl der „Locations“ mit dem Parkside, dem Kolpinghaus, der Continental Arena oder dem MarinaForum gewachsen ist beziehungsweise weiter wächst, gibt es bei den Hotels immer wieder Engpässe. Aktuell sind innerhalb der Stadtgrenzen übrigens 5925 Betten in 66 Betrieben gelistet – mit insgesamt weit überdurchschnittlichen Auslastungsquoten.