Initiative
Mehr Gästebetten schaffen

Leerstände sollen mit neuem Leben gefüllt werden: als Ferienwohnungen. Das bringt auch neue Einkommensquellen.

16.06.2021 | Stand 16.09.2023, 2:35 Uhr
Katharina Schenk, Hubert Zaremba, Regina Wolfohr, Angela Thar und Angela Powalla (von links) kämpfen gemeinsam gegen Leerstände und wollen damit gleichzeitig den Tourismus in der Region ankurbeln. −Foto: Martina Bösl

Leerstehende Gewerbeeinheiten auf der einen Seite, fehlende Übernachtungsmöglichkeiten auf der anderen Seite. Mit der Leerstandsperspektive „Betten für den Landkreis Amberg-Sulzbach“ wollen die Sachgebiete Wirtschaftsförderung, Regionalmanagement und Tourismus des Landkreises sowohl Leerstände mit neuem Leben füllen, als auch den Tourismus in der Region unterstützen.

„Eine hervorragende und dringend benötigte Initiative, von der Besitzer, Gewerbetreibende und Tourismus profitieren“, verdeutlicht Landrat Richard Reisinger die Offensive in einer Pressemitteilung des Landratsamtes. Die Staatsregierung fördert Einzelmaßnahmen – zum Beispiel im Rahmen der Regionalförderung – mit einem Fördersatz von bis zu 20 Prozent.

Konkret werden kommunale oder private Eigentümer von leerstehenden Immobilien, Wohn- oder ehemaligen Gewerbeeinheiten dazu ermuntert, Leerstände zu melden und gegebenenfalls als Übernachtungsmöglichkeiten zu reaktivieren bzw. umzugestalten. „Werden geeignete Immobilien beispielsweise zu Ferienwohnungen oder Pensionen umgewandelt, können nicht nur staatliche Fördergelder adäquat genutzt, sondern auch neue Arbeitsplätze und Einkommensquellen generiert werden“, erklärt die Wirtschaftsförderin des Landkreises Amberg-Sulzbach, Angela Powalla. Eine Dokument-Vorlage ist auf der Internetseite des Landratsamtes unter https://www.kreis-as.de/Wirtschaft-Bauen/ zum Herunterladen eingestellt.

Nachfrage größer als Angebot

Denn die Nachfrage nach touristischen Übernachtungsmöglichkeiten im Amberg-Sulzbacher Land ist in den vergangenen Jahren dauerhaft größer als das Angebot – und die Nachfrage steigt ständig weiter. Zusätzliche Betten, etwa für Wanderer oder Fahrradfahrer, die hier ihren Urlaub verbringen und vor Ort übernachten wollen, werden dringend benötigt, wie Tourismuschef Hubert Zaremba betont. „Es gibt Orte im Amberg-Sulzbacher Land, die die Bettennachfrage nicht decken können. Nicht vergessen werden dürfen beruflich Reisende wie Monteure oder andere Geschäftsreisende.“

Um aufzuzeigen, wie man aus einem Leerstand eine Ferienwohnung macht, wurde ein Leitfaden mit allen wichtigen Informationen für künftige Vermieter ausgearbeitet. „Oft scheitert die Umsetzung daran, dass man nicht genau weiß, was zu tun ist. Dem wollen wir damit entgegenwirken“, so Tourismusfachwirtin Regina Wolfohr.

Die Erfahrung, dass sich Investitionen in touristische Bettenangebote durchaus lohnen, macht indes Angela Thar aus Sulzbach-Rosenberg. Mit ihrem Ehemann hat sie das ehemalige Fahrnholzhaus im Stadtteil Rosenberg saniert und zu einem Boarding House mit sechs individuellen Appartement-Einheiten umgestaltet. Das Reservierungssystem ist mit einem Check-in-Terminal verbunden, mit dem die Gäste jederzeit selbstständig ein- und auschecken können. „Die ,Homerie‘ wird von Geschäftsreisenden wie auch touristisch reisenden Gästen sehr gut angenommen und ermöglicht uns ein zusätzliches wirtschaftliches Standbein“, erklärt die Unternehmerin.

Bevor man sich allerdings an so ein Projekt wagt, rät Angela Thar zu einem durchdachten Konzept, das festlegt, wo man sich in der Ferienwohnungs- bzw. Hotellandschaft positionieren möchte. Ihre Erfahrungen gibt Angela Thar gerne weiter.

Projekt nutzt auch dem Klima

Auch aus Sicht der Regionalmanagerin des Landkreises, Katharina Schenk, trifft die Leerstandsperspektive „Betten für den Landkreis Amberg-Sulzbach“ den Nerv der Zeit. Mit weiteren Öffnungen aufgrund sinkender Corona-Inzidenzzahlen seien weitere Angebotsnachfragen im Landkreis zu erwarten. „Mehr Gewerbe, mehr Angebote, mehr Tourismus. Das stärkt die wirtschaftliche Eigenkraft des Amberg-Sulzbacher Landes und genau das wünschen wir uns für die Zeit nach den zahlreichen Einschränkungen durch die Corona-Pandemie“, so Schenk.

Nicht zuletzt ist für Landrat Richard Reisinger die Leerstandsperspektive auch eine Klimaoffensive. „Wenn wir Bestandsgebäude einer erneuten Nutzung zuführen, sparen wir Energie und reduzieren den Flächenverbrauch im Landkreis“, so Reisinger.