Meisterleistung des GGM-Theaters

19.03.2008 | Stand 19.03.2008, 11:04 Uhr

MAINBURG. Eine außerordentlich herausragende Leistung zeigte die Theatergruppe „Reißnägel – jetzt wird’s heller“ des Gabelsberger Gymnasiums Mainburg (GGM). Unter der Leitung von Studienrätin Christina Heller legten die Schülerinnen und Schüler der sechsten bis zehnten Klassen eine Pressemittelung zufolge eine absolute Meisterleistung auf die Bretter der Bühne.

Die Gruppe, die seit einigen Jahren in wechselnden Besetzungen existiert, hatte sich heuer das Stück: „Der Besuch der alten Dame“ von Friedrich Dürrenmatt vorgenommen. Alle die den Schriftsteller noch aus ihrer eigenen Schulzeit kennen, wissen um den grotesken Humor. In diesem Stück geht es um die Käuflichkeit der Moral einer ganzen Stadt auf der einen Seite und um die Demonstration der Entwicklung des sittlichen Bewusstseins eines Einzelnen. Dabei war vor allem die Schwierigkeit, den Aufstieg der Stadt im Gegensatz zum Abstieg des Schuldigen herauszustellen.

Dürrenmatt wollte schon Mitte der 50er-Jahre damit die Wohlstandsgesellschaft der westlichen Welt in den Blickpunkt rücken. Der gespielte Sachverhalt verdeutlichte, dass die Moral innerhalb einer Gesellschaft erkannt, aber auch vertuscht werden kann. All diese Elemente des Theaters zeigten die Schüler in Perfektion. Den Auftakt zur richtigen Einstimmung auf das groteske Spiel machten einzelne Szenenausschnitte, die die markantesten Sätze des Stückes auf die Bühne warfen. Bereits da wurde den Besuchern klar, dass auch die Lichtführung von Rafael Ludwig perfektioniert wurde und von einer Profi-Bühne nicht mehr zu unterscheiden war. Gleißendes Licht, Gesicht-Spots oder düstere Stimmung, alles war perfekt auf das Stück abgestimmt. Das Gleiche galt für den Ton. Unzählige verschiedene Melodien hatte Regisseurin Christina Heller ausgesucht und immer wieder passend eingemischt.

Svenja Walther zeigte gleich zu Beginn, dass sie die Rolle der Milliardärin Claire absolut beherrscht. Sehenswert auch ihre ausgewählte Garderobe, die bis zum künstlichen Bein alles stilecht zeigte. Nicht wegzudenken von der Seite der Darstellerin war der Butler. Franziska Anneser schien mit ihrer Rolle verwachsen. Sie spielte trotz wenig Text das ganze Theater nur mit ihrer Gestik und Mimik. Sie war genauso eine Idealbesetzung wie die beiden ehemaligen Herren Koby und Loby. Kein einziges Mal kam ihr Text getrennt und auch ihre sämtlichen Bewegungen waren synchron. Was sehr fließend und leicht aussieht, war eine wahre Leistung von Julia Stanglmeier und Teresa Anneser.

Einer der größten Talente war wieder Aaron Jungblut-Klemm. Seine Wandlung vom hoch angesehen Bürger Ill zum Ausgestoßenen hätte nicht perfekter gespielt werden können. Erst die Leichtigkeit des Lebens als angesehener Kaufmann, die erwartungsvolle Freude beim Besuch seiner ehemaligen Geliebten, das Unverständnis beim Wandel seiner Mitbürger, das aussichtslose Treffen mit Claire im Wald zu einer letzten Aussprache bis zum letzten Teil, der völligen Verzweiflung, die sich in tiefe Resignation und Aussichtlosigkeit wandelt. All diese Gefühle zeigte der junge Schauspieler von Beginn des Stückes bis zum tragischen Ende.

Tim Heller spielte den Bürgermeister so voller Begeisterung, dass er sich selbst in einen hässlichen Zeitgenossen verwandeln ließ, dessen Selbstmitleid nur so floss. Auch er schafften den Sprung von Gut zu Böse ausgezeichnet.

Eine Augenweide war Sascha Kaspari in der Doppelrolle Polizist und Turner. Er zeigte nicht nur ein Paradebeispiel von einem Polizisten mit viel Wichtigkeit, sondern vor allem als malträtierter Turner ließ er sich nicht von seiner Rolle abbringen.

Auch die kleineren Rollen waren hervorragend besetzt und jeder zeigte in seinem Spiel, dass man auch Nebenrollen mit Leben ausfüllen kann. Yvonne Müller, der es unglaublich gut gelang, die Eifersucht beim Zusammentreffen mit der ehemaligen Geliebten zu zeigen, wie auch den Wandel ihrer Moral. Ihre Tochter Theresa Anthofer, die sich in einen schönen Schwan mit entsprechendem Stil verwandelt, oder Sohn Marisa Goossens, die das Autofahren wie kaum ein anderer perfektionierte. Lehrer Florian Brosig, Arzt Christine Gottwald und Lehrer Marian Schön spielten exzellent Lehrer, Arzt und Priester früherer Zeiten, die in ihrer Wichtigkeit gleich hinter dem Bürgermeister rangieren.

Eine Meisterleistung vollbrachten auch Maike Minas, Isabella Kamp, Tamara Hösl und Miriam Krafft, in ihrer Doppelrolle als Bewohner und Darsteller im Wald. Tess Jelken, die Jüngste, legte eine tolle Leistung als Zugführer gleich zu Beginn des Stückes hin und steigerte sich noch in der Rolle der Sensationsreporterin. Laura Wandke, war die Dame, die unter anderem am besten anschreiben lassen konnte. Demla Kücükardali war dafür die beste Darstellerin des Malers. Obwohl nur kurz, hauchte sie der Rolle reichlich Leben ein. Dies gilt auch für die kurze Zeit, die der Pfändungsbeamte Sarah Seitz auf der Bühne stand.