Nürnberg
Michael Fraas will seinen Hut nehmen

Mit dem angekündigten Rückzug von Wirtschaftsreferent Michael Fraas (CSU) dürfte das Personalkarussell jetzt Fahrt aufnehmen.

20.05.2022 | Stand 15.09.2023, 5:04 Uhr
Michael Fraas hat sich nicht nur für Wirtschaft und Wissenschaft eingesetzt, sondern hat auch versucht, den Hauptmarkt mit neuen Stühlen zu beleben. Jetzt will er selbst seinen Hut nehmen, und das Stühlerücken im Rathaus beginnt. −Foto: Nikolas Pelke

Feiner Zwirn, smartes Lächeln: Seit 2011 steht Michael Fraas (CSU) an der Spitze des Nürnberger Wirtschaftsreferats. Jetzt hat Fraas überraschend angekündigt, im Herbst 2023 nach zwei Amtszeiten nicht erneut zur Wiederwahl als berufsmäßiger Stadtrat antreten zu wollen.

Zur Begründung hat Fraas darauf verwiesen, dass er sich beruflich noch einmal verändern wolle. „Im September 2023 werde ich 55 Jahre alt und zwölf Jahre in der Funktion als Wirtschaftsreferent sein. Ich werde dann der lebens- und dienstälteste Referent in der derzeitigen Stadtspitze sein. Dies ist für mich der richtige Zeitpunkt, meinen Wunsch zu realisieren“, hat Fraas im Hinblick auf seinen Rückzug aus der Nürnberger Stadtspitze betont.

Eine neue Karrierestufe habe er bereits mit seiner knapp gescheiterten Kandidatur als Oberbürgermeister in Schwabach vor zwei Jahren angestrebt. Laut Fraas habe ihm die CSU-Fraktion im nächsten Jahr eine dritte Amtszeit ermöglichen wollen.

OB bedauert Fraas‘ Entschluss

Dementsprechend hat auch Oberbürgermeister Marcus König (CSU) die Entscheidung des scheidenden Wirtschaftsreferenten mit Bedauern zur Kenntnis genommen. „Ich bedauere die Entscheidung von Dr. Michael Fraas sehr, über die er mich vergangene Woche in einem persönlichen und menschlich bewegenden Gespräch informiert hat“, hat König den Rückzug kommentiert. Nürnberg habe von seinem Engagement und seinem Herzblut stark profitiert. Die Frankenmetropole habe unter Fraas eine bemerkenswerte Entwicklung als Wirtschafts- und Wissenschaftsstandort vollzogen, sagte König und verwies beispielsweise auf hervorragende Arbeitsmarktzahlen und die gelungene Innenstadtbelebung. Gleichzeitig respektiere König, dass Fraas nach zwölf Jahren als Mitglied der Stadtspitze seiner Vita noch einmal andere Aspekte hinzufügen wolle.

Nachfolgersuche hat begonnen

Derweil hat die Suche nach einem Nachfolger für den genauso begehrten wie einflussreichen Posten offensichtlich bereits begonnen. Laut CSU-Fraktionschef Andreas Krieglstein soll die Suche bereits in der Juni-Sitzung des Stadtrates mit der Neuausschreibung der Position beginnen. „Ich bin Michael Fraas dankbar, dass wir rechtzeitig und mit Transparenz in die Ausschreibung und die Suche nach der besten Lösung für unsere Stadt gehen können“, hat Krieglstein gesagt.

Wahl:Vita:
Im September 2011 ist Michael Fraas zum Nachfolger von Roland Fleck als Wirtschaftsreferent der Stadt Nürnberg gewählt und 2017 wiedergewählt worden. Die zweite Amtszeit von Fraas endet im September 2023.Der promovierte Jurist wurde 1968 in Nürnberg geboren. Zwischen 2006 und 2009 war Fraas im Bundeswirtschaftsministerium tätig. Bei der OB-Wahl in Schwabach vor zwei Jahren unterlag Fraas in der Stichwahl.

Apropos Transparenz: Bei der Besetzung der höchsten Stellen im Rathaus haben die maßgeblichen Parteien das entscheidende Wörtchen mitzureden. CSU-Fraktionschef Krieglstein hat bereits klargemacht, dass seine Partei das Vorschlagsrecht für den Fraas-Nachfolger besitze. Demnächst wird auch ein Nachfolger für das Finanzreferat gesucht. Hier führt kein Weg an der SPD vorbei. SPD-Fraktionschef Thorsten Brehm ist zuletzt als Favorit für die Nachfolge von Finanzreferent Harald Riedel (SPD) gehandelt worden. Die Grünen haben die Hand auf das Umweltreferat. Bei der Wahl von Britta Walthelm vor zwei Jahren waren kritische Töne an der Eignung der Nachfolgerin von Peter Pluschke (ebenfalls Grüne) laut geworden.

Derweil scheint sich Fraas nach seinem angekündigten Rückzug nicht als die sprichwörtliche „lahme Ente“ zu fühlen. „Ich freue mich auf die bevorstehenden eineinhalb Jahre. Es gibt noch viel zu tun, und ich habe noch einiges vor – mit voller Kraft“, hat Fraas gesagt.