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Mit Bällen auf Bierbecher werfen

Beer Pong ist als lustige Partyeinlage bekannt. Für manche ist es allerdings ein ernsthafter Sport – so wie für „Moaßl Hard“.

02.07.2016 | Stand 16.09.2023, 6:52 Uhr
Benjamin Huth wirft, Teamkollege Marius Lüthi und Coach Johannes Schweizer (v. li.) schauen gebannt zu. −Foto: js

Benjamin Huth hat seine Wurfposition eingenommen. Die Knie sind angewinkelt, der Rücken ist leicht nach hinten gebeugt und der Arm angewinkelt. In seiner Hand hält er einen Tischtennisball. Dann federt der Arm nach vorne und Huth lässt den Ball los. Mit seinen beiden Mannschaftskollegen Marius Lüthi und Johannes Schweizer verfolgt er gebannt und schweigend die Flugkurve. Erst als die kleine Kugel mit einem Platschen in einem der gut zwei Meter entfernt stehenden Becher versinkt, löst sich die Anspannung auf. Alle drei klatschen sich ab: „Gut gemacht, Benni!“ Huth hat getroffen – und darum geht es hier schließlich. Denn hier wird Beer Pong gespielt.

Beer Pong. Die einen belächeln es als simples Trinkspiel, andere sehen darin einen komplexen, nervenaufreibenden Geschicklichkeitssport. Auf jeden Fall wird es viel gespielt. Von Millionen Menschen auf der ganzen Welt. Erfunden wurde es in den 1950er-Jahren in den USA. Zu Beginn ging es dabei auf einer Tischtennisplatte und mit Schlägern zur Sache. Vom Ping Pong wurde auch der Name abgeleitet. Später fielen die Schläger weg, dafür kamen unzählige Variationen bei den Regeln hinzu. Mal eins gegen eins, mal zwei gegen zwei, mal mit Aufhüpfen des Balls, mal ohne, mal mit sechs Bechern, mal mit zehn oder 15. Der Grundgedanke blieb jedoch immer derselbe. Ziel des Spiels ist es, möglichst oft einen Ball in einen Becher zu werfen. Der Becher ist mit Bier gefüllt – und der Gegner muss dieses bei einem Treffer trinken.

Trainiert wird mit Wasser

Benjamin Huth, Marius Lüthi und Johannes Schweizer sind alle drei 21 Jahre alt. Gemeinsam machten sie am Johannes-Nepomuk-Gymnasium im niederbayerischen Rohr ihr Abitur. Danach verschlug es sie zum Studium nach Regensburg. Mitgenommen haben sie ihre Liebe zum Beer Pong. Auf Bierbecher werfen sie schon seit einigen Jahren. Zuerst auf Partys, dann auch zuhause. „Wir haben gemerkt, wie viel Spaß uns das macht und dass wir nicht schlecht sind. Deswegen wollten wir das intensiver betreiben“, erzählt Huth. Sie gründeten sogar eine Mannschaft – das Team „Moaßl Hard“. Der Name leitet sich von „moaßlen“ ab – so wird es in der Heimat der drei genannt, wenn einer einen über den Durst trinkt.

Ein Video zum Beer-Pong-Spiel und dem Team „Moaßl Hard“ gibt es hier:

Also doch alles nur ein Trinkspiel? Von wegen! Echte Beer-Pong-Liebhaber wie die Jungs von „Moaßl Hard“ wollen sich ständig verbessern. Dafür braucht es Training. Und das in voll aufnahmefähigen, nüchternen Zustand. Einmal pro Woche trifft sich die Mannschaft, um an Wurftechnik oder Spielstrategie zu feilen. Da ist dann in den Bechern nur Wasser. Wobei Huth und Lüthi ehrlich zugeben, dass sie von Schweizer sanft dazu gedrängt wurden, beim Trainieren auf den Gerstensaft zu verzichten. Schweizer springt nämlich nicht nur bei Wettkämpfen ein, wenn einer der beiden Stammspieler ausfällt, er ist auch Trainer des Teams – und diesen Job führt er gewissenhaft aus.

„Moaßl Hard“ haben schon einige Erfolge eingefahren. Beim wohl größten Beer-Pong-Turnier in Deutschland waren im April in Leipzig mehr als 160 Mannschaften am Start. „Moaßl Hard“ schafften es bis ins Viertelfinale. „Unter den besten acht, das ist doch nicht so schlecht“, findet Lüthi. Um so weit zu kommen, braucht es einen, der motiviert und bei der Strategie ordnend eingreift. Dafür ist Schweizer zuständig. „Manchmal stehen bei den Turnieren zu viele schöne Frauen herum“, erzählt der Trainer mit einem Lachen, „da muss ich die Jungs dann daran erinnern, warum wir eigentlich hier sind.“ Als Coach behält er stets den Überblick. Auch bei der Frage, welches Potenzial im Beer-Pong-Spiel steckt: „Ich glaube, dass es früher oder später die Sport-Welt erobern wird.“

Beer Pong bei Olympia? Angesichts der Begeisterung, mit der die Jungs von „Moaßl Hard“ dabei sind, scheint nichts ausgeschlossen. „Wie bei jeder Sportart, will man auch hier besser sein als die anderen und gewinnen. Darum geht es. Und das ist das Tolle an Turnieren, weil man sich hier richtig beweisen kann“, sagt Lüthi.

Übung macht den Meister

Heute ist allerdings nur Training angesagt. Dem MZ-Reporter führen „Moaßl Hard“ vor, was sie sich bei ihren Übungsstunden vornehmen. Beim Beer Pong werfen die Teams immer abwechselnd. Getroffene Becher kommen weg. Einmal im Spiel darf eine Mannschaft die Restbecher wieder neu aufstellen. „Wir üben insbesondere diese immer wiederkehrenden Situationen, wenn du etwa nur noch fünf Becher hast“, erzählt Lüthi –und stellt dann zur Demonstration eine solche Fünfer-Formation auf. Dann werfen Lüthi und Huth die Bälle. Immer und immer wieder. Jeder Fehlwurf stachelt sie nur noch mehr an. Übung macht schließlich den Meister – und das gilt natürlich auch für Beer Pong.

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