Freizeit
Mit Spaß und Spiel zu mehr Lebensfreude

Schafkopf oder Mensch-Ärgere-Dich nicht schützen vor Stress im Alltag. Da ist sich die Abensbergerin Helga Lindner sicher.

08.01.2020 | Stand 16.09.2023, 5:03 Uhr

Die Spielecke in den Behandlungsräumen von Helga Lindner hat eine wichtige Rolle inne. Foto: Abeltshauser

Helga Lindner spielt für ihr Leben gern. Kindheitserinnerungen mit den Freunden aus der Nachbarschaft sind noch sehr präsent. Und auch als Erwachsene erfreut sie sich am Volleyball, am Schafkopf, an diversen Brettspielen. Jetzt hat sie ihren Spaß gemeinsam mit Sabine Weinberger in ein Buch gepackt. Es heißt „Faszination Spiel“ und ist vor kurzem im Springerverlag erschienen.

In das Buch sind auch ihre beruflichen Erfahrungen mit eingeflossen. Lindner ist Diplom-Sozialpädagogin, als approbierte Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin betreibt sie eine eigene Praxis in Abensberg. Erste Schritte in ihrem Berufsleben hat sie in Kindergärten gemacht. Dort habe sich das Spielen immer positiv auf ihre kleinen Schützlinge ausgewirkt.

Eigene Stärken erkennen

Und so rückte das Spielen immer mehr in ihren beruflichen Fokus. In den folgenden Jahren lehrte sie das Fach Spiel an einer Schule für Heilerziehungspflege.

Dieses Fach gebe es in der Tat. Denn in der Behindertenarbeit werde Spielen als Therapie eingesetzt. Menschen mit Handicap würden dabei feststellen, dass auch sie Fähigkeiten und Stärken haben.

Langsam habe sich dann das Buchprojekt in ihrem Kopf festgesetzt. Wenn, dann wolle sie über dieses Thema schreiben. Wobei sie ursprünglich erst einmal geschiedene Väter im Blick hatte. Denen wollte sie Ideen an die Hand geben, wie sie ihre Wochenenden mit den Kindern verbringen können. Oftmals gebe es da ja Besuche im Kino oder Freizeitparks. Es gehe aber auch anders.

Es war eine Herzensangelegenheit

Gemeinsam mit Dr. Sabine Weinberger – bei der hat sie einst Ausbildungszeit verbracht – entstand dann die endgültige Idee. Alle Menschen sollten angesprochen werden. „Es war einfach eine Herzensangelegenheit von uns, das Thema an die Öffentlichkeit zu bringen.“

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Bei ihrer Stoffsammlung für das Buch half Helga Lindner auch die Lektüre der Mittelbayerischen Zeitung Sie stieß da auf beispielsweise auf einen jungen Studenten, der Flüchtlingskindern Schach beibringt.Obwohl die noch gar nicht deutsch sprechen, findet er über das Spiel einen Zugang zu ihnen. Sie fand dazu eine 90-Jährige, die noch gerne Computerspiele testet.

Denn es sei klar: Wer es schaffe, sich mit etwas zu beschäftigen, was ihm Spaß mache, der habe für sich eine Energiequelle erschlossen. Im Gespräch mit der Mittelbayerischen betont sie, dass es sich nicht um ein Lehrbuch handle. Eher sei es ein Ratgeber. Es seien Tipps für Menschen in jedem Alter. Ihres Wissens nach habe es das bisher nicht geben. Geholfen habe da auch die Lektüre der Mittelbayerischen Zeitung. Sie sei darin auf einige Beispiele gestoßen.

Wenn so mancher es auch nicht denken mag: Vor allem für Erwachsene sei das Spielen sehr wichtig. Brett- und Kartenspiele bewahren vor Einsamkeit. Lindner sagt: „Damit kommt man in Kontakt mit anderen Menschen.“ Sie verweist auf Spieleclubs, die es mittlerweile gibt. Und Spielen sei wichtig für die Lebensgestaltung, helfe beim Stressabbau. Sie verweist auf prominente Beispiele, bei denen der Stress zu einer Krankheit führte – nennt etwa den früheren Skispringer Sven Hannawald.

Die Suche nach dem Verlag

Trotz alledem sei es schwierig gewesen, einen Verlag für das Buch zu finden. „Spielen ist nicht in der Mitte der Gesellschaft“, sei oft die ablehnende Aussage gewesen. Es gehe vielmehr um Begriffe wie Wellness, Ernährung oder Yoga.

Letztendlich half der Zufall: Die zuständige Lektorin des Verlags, der den Autorinnen schließlich ein Angebot machte, sei selbst Mutter eines kleinen Sohnes. Die habe dann einen schnelleren Zugang zu dem Thema gefunden als ihre Kollegen.

„Faszination Spiel“ ist im Buchhandel erhältlich (ISBN-Nummer: 978-3-658-27049-0). Es kostet 19,90 Euro.

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