Serie
Murphys Gitarre ist seine Leidenschaft

Auch ohne die Spider Murphy Gang ist Barny Murphy ein Vollblut-Musiker. Er hat sein Hobby zum Beruf gemacht.

10.05.2018 | Stand 16.09.2023, 6:16 Uhr
Alois C. Braun

Im vergangenen Jahr spielte die Spider Murphy Gang auch in Regensburg. Mit dabei: Gitarrist Barny Murphy. Foto: JENS NIERING PHOTOPRODUCTIONS

Man schrieb das Jahr 1982, als die Spider Murphy Gang mit den Hits „Skandal im Sperrbezirk“ und „Schickeria“ die Hitparaden aufmischte und über die Grenzen Deutschlands hinaus populär wurde. Schon damals konnte man sehen, dass der Mann an der Gitarre der personifizierte Rock ‚n‘ Roll war. Gerhard Gmell, wie Barny bürgerlich heißt, setzt bis heute in der Band die gitarristischen Akzente. „Dieser Erfolg ist ein Glücksfall“, sagt er bodenständig. „Ich freu mich wahnsinnig und fühle mich sehr privilegiert, dass ich immer noch spielen darf und so viele Leute in unsere Konzerte kommen.“ Dabei schlug der junge Gerhard zunächst einen ganz anderen Lebensweg ein. Aber der Reihe nach.

Geboren wurde Barny Murphy in München. Aktuell lebt er mit seiner Frau im Westen der Stadt. „Meine fünf Geschwister, drei Brüder und zwei Schwestern, haben alle bürgerliche Berufe ergriffen“, erzählt er. Die inzwischen verstorbenen Eltern kamen aus Böhmen. Künstlerisch geprägt wurde er jedoch durch das Elternhaus nicht. Deshalb begann er nach der Volksschule zunächst eine Lehre als Fernmeldehandwerker bei Siemens. Nach Abschluss der Lehre und zwei Jahren als Jungmonteur schmiss er jedoch hin. „Ich wollte mich nur noch der Gitarre und der Musik widmen“, blickt er zurück. Mit der Passion zur Gitarre wurde er im Alter von 14 Jahren infiziert. „Das ist eigentlich viel zu spät, um mit einem Instrument zu beginnen“, meint Barny und erzählt: „Mein Freund Dieter bekam damals zu Weihnachten eine Gitarre geschenkt, konnte aber nicht so richtig was damit anfangen. Mich dagegen sprach das Instrument sofort an und schon war das Virus in mir.“ Mit sechzehn Jahren nahm er dann auch Unterricht, spielte Hits von den Beatles, den Stones oder Elvis. „Zu dieser Zeit gab es ja noch nicht die Technik von heute“, schmunzelt er. „Wenn ich damals von den Schallplatten die Gitarrengriffe und Soli der Songs heraushörte, um sie zu lernen, dann ging das nur Stück für Stück: Nadel vor, Nadel zurück. Auch als es später Musikkassetten gab, lief das ähnlich aufwendig ab.“

Lehrzeit in Amiclubs

Aber es funktionierte, bald rockte er in Schülerbands. „Günther Sigl habe ich sehr früh über eine Annonce in einem Musikgeschäft kennengelernt.“ Stummick hieß ihre erste gemeinsame Band, ausschließlich auf Coversongs fixiert. „Wir haben viel in Amiclubs gespielt und mussten das entsprechende Repertoire lernen. Das war eine sehr gute Lehrzeit für uns.“ Beide waren damals wild nach Rock ‚n‘ Roll, traten mit ihrer Show auch im angesagten „Memoland“ in München auf. Little Richard, Fats Domino und Chuck Berry hießen die Originalinterpreten ihrer Songs. Letzterer zählte schon zu dieser Zeit zu Barny Murphys absoluten Favoriten. „Ich habe Berry danach mehrmals live gesehen und ihn später sogar persönlich kennengelernt“, schwärmt der Münchner und man glaubt ihm gerne, wenn er sagt: „Das war ein Highlight in meinem Leben!“

So richtig ins Laufen kam Barnys Karriere dann mit der monatlichen Radiosendung „Rockhaus“ im Bayerischen Rundfunk, als die Band schon unter dem Namen Spider Murphy Gang firmierte. Die Moderatoren-Legende Georg Kostya hatte die Idee, den Titelsong der Sendung in bairisch zu machen. Gab es in der Band keine Berührungsängste mit der Mundart? „Nein, wir haben gleich erkannt, wie gut sich dieser Dialekt singen lässt und wie toll er zum Rock ‚n‘ Roll passt!“ Bald entstanden auch der Song und das gleichnamige Album „Rock ‚n‘ Roll Schuah“ – der erste Hit. „Von da an ging es richtig los und dann immer weiter“, sagt der Gitarrist.,

Tournee im Osten

Besonders in Erinnerung ist ihm die Tournee durch den Osten Deutschlands geblieben. „Wir waren 1983 die erste westliche Band, die dort war. Das war schon ein prägendes Erlebnis“, sagt er. „Die Führung der DDR wollte mit uns ausprobieren, ob so etwas funktioniert und sie die Sache mit ihren Sicherheitsvorstellungen unter Kontrolle halten konnte.“ Die Fans übertrafen dann alle Erwartungen. „In Rostock waren 8000 in der Halle und mehrere tausend Leute davor. Es war der Wahnsinn, wie die mitgegangen sind.“ Lange Zeit war das Golfen Hobby des Mannes, der mit „Linda“ von den Ace Cats auch als Produzent einen Nummer-1-Hit hatte. Oft puttete er auch in Sinzing. „Vor zwei Jahren hatte ich jedoch einen Bandscheibenvorfall und bekam bei einer OP drei Titanium Catches. Nun muss ich vorsichtiger sein“, erzählt er und grinst gelassen. „Deshalb spiele jetzt halt nur noch Gitarre.“ In all den Jahren haben sich einige Gitarren bei dem 64-Jährigen angesammelt. „An die 50 werden es wohl im Moment sein“, sagt er dazu. „Aber ich benutzte sie auch regelmäßig, deshalb sehe ich mich auch nicht als reinen Sammler.“ Besonders freut er sich über außergewöhnliche Modelle, etwa über ein Geschenk von Georg Kostyas Frau: eine alte Lang-Gitarre, die momentan restauriert wird.

Ohne Zweifel, die Passion für dieses Instrument ist bis heute prägend für Barny Murphys Leben. „Ich spiele jeden Tag drei, vier, manchmal sogar fünf Stunden. Das ist angeboren“, lacht er. „Dabei entdecke ich immer neue Sachen, die ich vertiefen will.“ Es sei toll, wenn man das Hobby zum Beruf machen könne. „Es hört einfach nicht auf und das ist so schön!“ Dabei ist er stilistisch breit aufgestellt. „Momentan beschäftige ich mich mit Musik aus den 20er Jahren, etwa mit Django Reinhardt. Das ist eine ganz eigene Welt und ich bin heftig am Üben.“ Realistisch fügt er hinzu: „Aber alles an Gitarrenkunst kann ich wohl nicht mehr lernen.“ Abseits seiner Stammband tritt er zusammen mit Christian Niederer an der Kontragitarre als Swing-Duo auf, spielt mit riesigem Spaß Titel wie „Der dritte Mann“. Mit der Spider Murphy Gang ist Barny Murphy am 6. August in Regensburg auf der Piazza im Gewerbepark zu sehen.

Weitere Berichte aus Bayern finden Sie hier.