Auch in Bayern
Nach Zugunglück bei Garmisch: Bahn muss Dutzende Strecken sperren

03.09.2022 | Stand 03.09.2022, 14:43 Uhr

Robert Michael/dpa

Die Probleme der Deutschen Bahn mit Betonschwellennach dem Zugunglück bei Garmischhaben zu massiven Streckensperrungen im deutschen Schienennetz geführt. Schwerpunktmäßig betroffen ist unter anderem Bayern.



Einer Auflistung der Bahn-Tochter DB Netz zufolge bestehen derzeit an rund 165 Stellen im Schienenverkehr Einschränkungen bis hin zu Vollsperrungen: Dies geht aus einer Antwort des Bundesverkehrsministeriums auf eine parlamentarische Anfrage des Grünen-Bundestagsabgeordneten Matthias Gastel hervor, die AFP am Samstag vorlag. Die „Süddeutsche Zeitung“ hatte zuerst über die Antwort berichtet.

Schwerpunktmäßig betroffen seien die Länder Bayern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen, schreibt das Ministerium. Schuld an den Einschränkungen sind jene Betonschwellen, die auch dasZugunglück bei GarmischAnfang Juni mit fünf Toten und vielen Verletzten mit ausgelöst haben könnten. Weil die gleiche Charge des Herstellers in Deutschland vielerorts verbaut ist, mussten bis Ende August 200.000 Bauteile geprüft werden.

Technische Gutachten: Verdacht auf Herstellerfehler

Die Bahn sieht inzwischen den Verdacht erhärtet, dass mit den Schwellen etwas nicht stimmt. „Erste vorläufige Erkenntnisse aus technischen Gutachten unabhängiger Prüfinstitute legen nun den Verdacht nahe, dass ein Herstellerfehler vorliegt“, teilte der Konzern gegenüber der „Süddeutschen“ mit. „Die Schwellen weisen teilweise Unregelmäßigkeiten in der Materialbeschaffenheit auf.“

Die Aufstellung des Ministeriums an den Grünen-Bahnexperten Gastel ist auf den 18. August datiert. Darin ist von 40 gesperrten Streckenabschnitten die Rede und von rund 120 Abschnitten, in denen die Züge besonders langsam fahren müssen. Nach Angaben der Bahn vom Freitag gegenüber der „SZ“ waren aktuell noch 31 Abschnitte komplett gesperrt.

„Sicherheit hat ganz klar Vorrang“

Der Abgeordnete Gastel forderte die Bahn zu raschen Verbesserungen auf. „Sicherheit hat ganz klar Vorrang“, erklärte der bahnpolitische Sprecher der Grünen-Bundestagsfraktion, der auch im Aufsichtsrat der Bahntochter DB Netz sitzt. „Die Deutsche Bahn muss jetzt alles daran setzen, die schadhaften Bahnschwellen zügig auszutauschen und die Langsamfahrstellen zu beseitigen.“

Diese seien eine Ursache der bundesweit extrem vielen Verspätungen bei der Bahn und sorgten „sogar dafür, dass mancherorts überhaupt keine Züge mehr fahren können“. Gastel fordert zudem ein Umdenken beim Einkauf: Die Bahn werde „diese Erfahrungen mit den Betonschwellen nutzen müssen, um die Qualität von Baustoffen und Bauteilen zukünftig besser überprüfen und sicherstellen zu können“.

− afp