Schon in jungen Jahren Verantwortung übernehmen und vom Handwerksbetrieb im Ort bis hin zum Großbetrieb Kunden betreuen: Das darf die 17-jährige Lilly Schmuderer bereits im ersten Ausbildungsjahr. Angestellt ist sie bei der Steuerkanzlei Traurig und Kollegen in Furth. Anlässlich der Woche der Ausbildung vom 14. bis 18. März hat die Agentur für Arbeit Schwandorf dem Unternehmen einen Besuch abgestattet.
Die Nachwuchsgewinnung ist für zahlreiche Betriebe in der mittleren Oberpfalz immer schwieriger geworden. Dies gilt gerade in ländlich geprägten Regionen. Nicht so in der Steuerkanzlei Traurig und Kollegen, die 45 Mitarbeiter zählt. Warum, weiß Konrad Groitl, Berufsberater der Arbeitsagentur in Cham. „Das Unternehmen erkennt auch die Probleme der Auszubildenden und bietet Unterstützung an. Nur ein Beispiel: Ein Auszubildender hätte jeden Tag aus seinem Heimatort in der Nähe von Waldmünchen mit dem Zug zur Berufsschule nach Amberg pendeln müssen. Um die lange Fahrzeit zu verkürzen, hat das Unternehmen dem Jugendlichen angeboten, ihn auf Firmenkosten morgens und abends von seinem Zuhause zum Chamer Bahnhof zu fahren. Dadurch hat er zwei Stunden Fahrtzeit pro Tag gespart. Das hat Eindruck hinterlassen und gezeigt: Das Unternehmen kümmert sich um seine Leute.“
„Der Gedanke dahinter ist einfach: Wer die Besten in der Region will, muss ihnen auch etwas bieten. Wir haben hohe Ansprüche an unsere Nachwuchskräfte. Daher sorgen wir dafür, dass die Rahmenbedingungen passen“, sagt Kanzlei-Inhaberin Lisa Traurig. Das zahlt sich aus. Im Unternehmen gibt es so gut wie nie Abgänge, zugleich gelingt es, neue Jugendliche für den Betrieb zu gewinnen.
Auf Wachstumskurs
Unterstützung bei der Suche nach Auszubildenden erhält das Unternehmen von der Agentur für Arbeit. „Die Wirtschaft in der Region hat sich größtenteils von der Corona-Delle verabschiedet und ist wieder auf Wachstumskurs. Derzeit sind im Agenturbezirk knapp 4900 offene Ausbildungsstellen gemeldet, aber nur 1630 Bewerber stehen zur Verfügung, um die Stellen zu besetzen. Der Wettbewerb um die jungen Talente setzt daher ein immer größeres Engagement der Betriebe voraus, um auf dem Ausbildungsmarkt erfolgreich Personal zu rekrutieren. Traurig und Kollegen sind ein tolles Beispiel dafür, welche Möglichkeiten es gibt, trotz demografischen Wandels und des Trends zur Akademisierung junge Menschen von sich zu begeistern und langfristig an den Betrieb zu binden“, sagt Silke Grimm, Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Schwandorf.
Finanzielle Unterstützung ist eine Seite, ebenso wichtig ist die Wertschätzung der jungen Kollegen. „Bei uns bedeutet Ausbildung wirklich Ausbildung und nicht Hilfsarbeit. Unsere Nachwuchskräfte lernen alle Unternehmensbereiche kennen und übernehmen von Anfang an große Verantwortung gegenüber den Kunden“, so Stefan Simeth, der Inhaber der Kanzlei.
Das bestätigt die Auszubildende Lilly Schmuderer: „Ich habe das Unternehmen bei einem Praktikum kennengelernt und gemerkt, dass mir sowohl die Arbeit als auch der Betrieb sehr gut gefallen. Die Möglichkeit, von der Bäckerei bis zum Großunternehmen mit Kunden zusammenzuarbeiten, sorgt für Abwechslung und macht die Tätigkeit interessant. Es ist ein tolles Gefühl, wenn man früh Verantwortung übernehmen darf und in die Berufspraxis einsteigt.“ Nach dem Abschluss stehen der jungen Frau zahlreiche Möglichkeiten im Betrieb offen, sich weiterzubilden.
Beratung in Anspruch nehmen
Agenturleiterin Silke Grimm ermuntert Betriebe, sich für eine Beratung an den Arbeitgeber-Service von Arbeitsagentur und Jobcenter zu wenden. Gemeinsam kann nach Möglichkeiten gesucht werden, vakante Stellen zu besetzen. Bewerbern, die vielleicht nicht auf den ersten Blick überzeugen, bietet die Agentur für Arbeit umfangreiche Unterstützungsmöglichkeiten während der Ausbildung an. Nachhilfeunterricht und eine sozialpädagogische Betreuung sind zwei der Möglichkeiten, wenn Jugendliche in Betrieb oder Berufsschule auf Schwierigkeiten stoßen, um die Ausbildung zum Abschluss zu führen. Finden sich nicht ausreichend Auszubildende, können Fachkräfte auch mit Hilfe von Umschulungen und Weiterbildungen gewonnen werden. Die Agentur für Arbeit fördert über das Programm „Zukunftsstarter“ junge Erwachsene zwischen 25 und 35 Jahren dabei, einen Berufsabschluss zu erwerben.
