Umwelt
Nahe Velburg ist es wie im Dschungel

Das Deusmaurer Moor ist für viele Besucher eine Perle der Natur. Die MZ begleitet Moorführerin Erika Jäger bei einer Tour.

09.09.2019 | Stand 16.09.2023, 5:29 Uhr
Christine Riel-Sommer

Mit dem Stecken wird die Wassertiefe im Deusmaurer Moor überprüft. Foto: Christine Riel-Sommer

Wer bei Velburg Natur erleben will, muss nicht weit fahren. Bei einer Wanderung durch das Desmaurer Moor gibt es an jeder Ecke etwas neues zu entdecken. Das weiß Erika Jäger genau, denn die 57-Jährige ist hier aufgewachsen und verbrachte ihre Kindheit quasi im Moor. „Ich habe es genossen als Kind hier zu sein und tue es heute noch.“ Jetzt engagiert sie sich als Moorführerin.

„Als erstes sucht ihr euch jetzt alle einen Stecken hier aus“, ruft Erika der 20-köpfigen Gruppe zu und verteilt diese sogleich. Die Besuchergruppe ist bunt gemischt und bewundert umgehende einen naheliegenden Biberdamm. Alle Altersgruppen sind vertreten: Kinder ab 3 Jahren, deren Eltern und auch Senioren. Alle ausgestattet mit Gummistiefel und teilweise auch Matschhosen.

Auf dem Damm wartet ein Biber

„Auf dem Biberdamm sitzen oft auch Ringelnattern und sonnen sich“, weiß Erika Jäger. Die Kinder leitet sie nun um den Damm herum. „Ein Biber“ rufen die Kinder begeistert aus. Und das Tier schwimmt überraschenderweise nicht weg. Kein Wunder: Erika Jäger positionierte ein ausgestopftes Spezies für ihre Gruppe vorab.

Und nun hängen alle an ihren Lippen. Die Kinder wollen das präparierte Tier anfassen. Jäger erläutert anhand von Darstellungen den Aufbau eines Biberbaus und die Habitatbedingungen der Tiere. Die Nagetiere benötigen fließende und stehende Gewässer und deren Uferbereiche, erklärt sie.

„An Land bewegen sich diese höheren Säugetiere aufgrund des plumpen Körperbaus nur langsam. Ihr Körperbau ist dem Leben im und am Wasser ausgezeichnet angepasst. Die Kelle dient als Steuer und Antriebsruder der Tiere“, sagt Jäger. Dass Biber über Schwimmhäute an den Hinterfüßen verfügen und ein besonders dichtes Fell haben, welches sie vor Auskühlung schützt und sie einfetten können, erfahren die interessierten Zuhörer auch noch.

Im Morast stecken geblieben

Im Gänsemarsch geht die bunte Truppe in das Moor hinein. Die anfangs verteilten Stecken ermöglichen den Teilnehmern vorab zu testen, wie weit man in den Morast einsinkt. Immer wieder bleibt Erika Jäger stehen und erklärt etwas. „Das hier ist ein Sumpfschachtelhalm“ und zeigt auf ein Gras. „Das gab es schon zur Zeit der Dinosaurier“, fügt sie hinzu und die Aufmerksamkeit aller Kinder ist ihr gewiss. Anschaulich führt sie die Kinder durch die ursprüngliche Natur. Tote Bäume liegen über einem Wasserlauf und laden die Besucher zum Balancieren ein.

So manche Entwicklung habe das hiesige Moor schon hinter sich, erfahren die Besucher von Erika Jäger. Das Moor sei vor ungefähr 4000 bis 5000 Jahren entstanden. Die undurchlässigen Tonschichten waren bereits nach der letzten Eiszeit (Würm) vor 10 000 bis 12 000 Jahren vorhanden. Das Moor werde nicht durch den Flusslauf und die zugeführten Bäche gespeist, sondern aus kräftigen unterirdischen Quellen, die in tiefen Quelltöpfen aufquellen. Blubberblasen in Wasseransammlungen bestätigen die Aussage der gebürtigen Deusmauerin.

Weg führt über Stock und Stein

Über Stock und Stein und abgestorbene Bäume geht die Wanderung weiter ins Moor hinein. Jeder muss auf dem Pfad bleiben und häufig auch aufgrund der mannhohen Brennnesseln mit erhobenen Händen seinen Weg gehen. Für die Kinder ein großer Spaß, auch wenn hin und wieder jemand mit dem Gummistiefel im Sumpf hängenbleibt oder in einer Wasserpfütze ausrutscht. Jäger hatte nicht ohne Grund zuvor empfohlen, Wechselwäsche im Auto bereitzuhalten.

Sie berichtet während der Wanderung, dass etwa 500 vor Christus hier eine dichte Besiedelung bestand und der Erlenbruchwald als Bauholz verwendet wurde. Später nutzte man das Moor als Viehweise und um das Jahr 1400 entstanden Flurnamen wie Ryetwiese – „also Riedgras“ – oder Irlan – „lichter Erlenbruchwald“.

Streit: Der geschützte Biber verursacht aufgrund seines Dammbautriebs außerhalb der Naturschutzgebiete Schäden an Bäumen und Fraßschäden auf Feldern.Lösung: Lösungen für alle Beteiligten sind beispielsweise der Aufbau von Stromzäunen oder Ausgleichszahlungen und breite Uferrandstreifen.

Später wurde die Gegend als Streuwiesen und für die Riedgrasgewinnung zum Einstreuen genutzt. Bei Weickenhofen und Lengenfeld wurde vom Kloster Kastl ein Fischweiher angelegt, welche mittlerweile verlandet sind.

Bis nach dem Zweiten Weltkrieg erfolgte die Torfmoosnutzung zum Einstreuen. Ab 1965 gab es – im Rahmen der Planungen zur Bau der A 3 bei Lengenfeld – Überlegungen das Moor zu entwässern und landwirtschaftlich zu Nutzen. 1969 zog man sogar die Schaffung eines Jurasees in Erwägung. Seit 1980 besteht nun Deusmauer aufwärts ein Naturschutzgebiet und seit dem Jahr 2000 ein Flora-Fauna-Habitat (Natura 2000).

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