Projekt
Neue Wege in der Zithermusik

Bereits im dritten Jahr hat der älteste Instrumentalverein Regensburgs ein Orchester auf die Beine gestellt.

06.03.2019 | Stand 16.09.2023, 5:52 Uhr
Andrea Leopold

Das Zitherorchester Regensburg hat dieses Jahr 15 Mitspieler. Im Mai soll es ein Konzert im Andreas-Stadel geben. Fotos: Leopold

Wer kennt es nicht – das weltberühmte wienerische Zitherspiel von Anton Karas aus dem Film „Der dritte Mann“? Der seltsam abrupte, metallische Klang des Saiteninstruments brachte seit seiner Erscheinung im Jahr 1949 dem Instrument großen Zulauf.

Der Zitherclub Regensburg ist der älteste Instrumentalverein der Stadt. Im Jahr 1884 bereits gegründet, hat er zwei Weltkriege und eine Inflation überstanden. Überlebt hatte der renommierte Verein wegen seiner Konzerte bei den Verwundeten in Kriegslazaretten während der beiden Weltkriege. Die 20-er Jahre brachten das „Wanderquartett“ hervor: Vier Regensburger Zithervirtuosen, die per Wanderschaft in ganz Deutschland konzertant unterwegs waren.

Nach einem kurzen Verbot im Jahr 1945 durch die Besatzungsmächte konnte sich der Verein im Jahr 1948 wieder neu aufstellen. Der Vorsitzende Günther Feuerer berichtet: „Es war zuerst ein reiner Männerverein. Frauen durften wegen eines angeblichen`Verfalls der moralischen Sitten laut der alten Chronik nicht in den Verein aufgenommen werden.“

Proben auf der Burg

Seit zwei Jahren geht der Verein neue Wege in Bezug auf das Orchestermusizie-ren: Nach 2017 und 2018 lädt er auch dieses Jahr alle Interessierten auf Zither, Gitarre und verwandten Instrumenten ein, sich an das Orchesterspiel heranzuwagen und an dem Projekt „Zitherorchester Ostbayern 2019“ teilzunehmen. Die Idee ist, dass Zitherspieler, die bis dato nur solo geübt haben, in das Zusammenspiel kommen und echte musikalische Gemeinschaft erleben können. An fünf Probentagen und einem Probenwochenende auf der schönen Burg Trausnitz im Pfreimdtal ist geplant, ein Programm zu erarbeiten, das im Mai in einem öffentlichen Konzert in Regensburg aufgeführt wird.

„Der Thomas Kessel hat gesagt, wir gehen ein, wenn wir so weiter machen!“Günther Feuerer, Vorstand

Die Region erlebe dadurch weiterhin die Besonderheiten der Zithermusik in mehreren Facetten, die in vielen anderen Gegenden „in echt“ ja schon oft nicht mehr zu hören sei. Die Stadt Regensburg, das Kulturamt und der Deutsche Zithermusik-Bund unterstützen das Projekt finanziell.

Die früheren wöchentlichen Proben waren laut musikalischem Leiter Thomas Kessel nicht mehr durchzuführen. Vorstand Günther Feuerer: „Der Thomas Kessel hat gesagt, wir gehen ein, wenn wir so weiter machen! Dann kam der Vorschlag, für eine bestimmte Zeit, also von Februar bis Mai, an einem Projekt zu arbeiten.“ Auch Externe dürfen dazu kommen.

Fünf Probetage an Samstagen

Kessel: „Die klassische Wochenprobe hatte immer weniger Zulauf. Wir wurden deutlich weniger Spieler. Deshalb starteten wir einen Versuch mit fünf Probentagen immer am Samstag und einem Wochenende auf Burg Trausnitz.

Die Teilnehmer kommen deshalb jetzt auch aus dem Raum München und Nordbayern.“ Vor drei Jahren konnte man den Dirigenten Johannes Schubert aus Fulda als Orchesterleiter gewinnen. Er ist ein bekannter Zithersolist und Dozent. „Ein Spitzen-Mann“, schwärmt Feuerer.

Unterschiedliche Spieler

Eine große Aufgabe von Schubert sei es, die unterschiedlichsten Spieler unter einen Hut zu bringen. „Mir reicht es, wenn du spielst, was da steht!“, informiert der Dirigent die Spieler freundlich während der Probe. „Das war’s schon wieder, jetzt artet es in Arbeit aus!“, teilt der Leiter ironisch mit. Da die Gruppe mehrfach besetzt sei, so Kessel, könnten auch weniger erfahrene Spieler teilnehmen. Da ziehe einer den anderen mit. „Das Projekt war jedoch ein Risiko“, informiert Kessel.

Heuer hat der Verein bis dato 15 Anmeldungen für das Projekt. Kessel: „Der Dirigent spielt die Stücke allein in allen Stimmen ein und schickt sie allen. Play along nennt sich das, jeder kann zuhause allein üben.“ „100-mal anhören, 1000-mal spielen – so Dirigent Schubert – sei die Devise. Die Zither wird neuerdings auch experimentell gebraucht. Moderne Bands spielen sie auch als e-Zither.

Natürlich werde nicht nur gevolkstümelt, sondern in Klassik, echter Volksmusik, der sogenannten Zither-Klassik und in Pop- und Filmmusik musiziert. Als Besonderheit steht dieses Jahr „Cvetje V Jeseni“ auf dem Programm, das aus Slowenien kommt. So wie bei uns der „Dritte Mann“ für die Zither allgemein bekannt ist, so ist „Herbstblüte“ das osteuropäische Pendant für die Zither und dort jedermann geläufig. Auch experimentelle Stücke von Peter Horch stehen auf dem Programm.

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