Ausblick
Neue Werke, neue Gesichter

Eine Skulptur Peter Weibels und eine Grafik Sigmar Polkes bereichern das KOG. Die Ausstellungen 2021 versprechen Vielfalt.

04.12.2020 | Stand 16.09.2023, 4:40 Uhr
Claudia Böckel
Das Team des Kunstforums Ostdeutsche Galerie (KOG) startet mit neuen Gesichtern ins neue Jahr: Michaela Sturm, Dr. Agnes Tieze, Dr. Sebastian Schmidt, Dr. Verena Hein, Natascha Mazur (v. l.) freuen sich auf ihre Aufgaben und hervorragende Ausstellungen. −Foto: KOG Gabriela Kaskova/Kunstforum Ostdeutsche Galerie

Das Kunstforum Ostdeutsche Galerie erhält zwei neue Kunstwerke. Dr. Agnes Tieze, die Leiterin, erzählt begeistert davon, dass Peter Weibel, Lovis-Corinth-Preisträger, Künstler und Leiter des ZKM, die Plakatvorlage seiner Ausstellung im KOG an das Museum geschenkt hat.

Es handelt sich um eine Skulptur, eine flache, gesägte Siebdruckplatte, die auf eine Holzplatte aufgezogen ist: „Brennt das Haus Europa?“ Weibel hat das Werk eigens für die Ausstellung entworfen. „Indem ich auf Talos als Gründungsmythos Europas verweise, weise ich auch auf ein anderes Gesicht Europas hin, das heißt auf die Idee der Renaissance.“

Das zweite Werk kommt vom Verein der Freunde und Förderer des Kunstforums Ostdeutsche Galerie. Zum 50-jährigen Jubiläum der „schönsten Kunsthalle in Ostbayern“, wie Dr. Markus Witt von der Sparkasse das KOG bezeichnete, sollte es auch ein besonderes Geschenk sein, das Dr. Kirsten Remky vom Förderverein übergab: die Grafik „Wochenendhaus“ aus dem Jahr 1968 von Sigmar Polke, ein für ihn typisches Rasterbild, ein Siebdruck aus der Mappe „Grafik des Kapitalistischen Realismus“. Das Motiv entnahm er einer Immobilienkleinanzeige, vergrößerte das Bild und kombinierte es mit einer farbigen Blume.

„Dualismen“ mit Rastertechnik

Im Herbst 2021 wird es unter dem Titel „Dualismen“ eine große Ausstellung zu Sigmar Polke, einem der wichtigsten Künstler der deutschen Nachkriegskunst, geben. Die Faszination für sein umfangreiches Schaffen ist auch zehn Jahre nach seinem Tod ungebrochen. Dr. Verena Hein, Sammlungsleiterin Gemälde/Skulptur und Kuratorin, führt in ihr Ausstellungskonzept ein. Polkes Rastertechnik zerlegt das Motiv in schwarze Punkte wie bei dem grob auflösenden Offsetdruck der Zeitungen. Er umgeht so den künstlerischen Duktus und hinterfragt Sehgewohnheiten. „Mir gefällt daran der Wechsel von Erkennbarkeit und Unerkennbarkeit“, sagt sie. Mit Gegensatzpaaren und Dualismen nähere man sich so der humorvollen Herangehensweise Polkes an und erschließe verschlüsselte Bildaussagen. Diese Ausstellung wird die dritte Präsentation seines Werkes im KOG sein, nach der Ausstellung zur Verleihung des Lovis-Corinth-Preises 1993 und einer weiteren im Jahr 2006. Man wird dieses Mal auch gattungsübergreifend arbeiten, also Editionen, Grafik, Gemälde und Filme zeigen.

Einblicke:
Mit der neuen Webseite www.kunstforum.net, seit Juli online, gibt das Museum Einblicke in die Ausstellungen, in die Sammlung und ihre Hintergründe und auch Informationen zu den kommenden Ausstellungen, den Forschungsbereichen und den geplanten Umbaumaßnahmen.

Tschechische Kunst in drei Generationen wird ab Mai präsentiert. Wie reagiert Kunst auf Grenzen, wie zeigt sie sie und kennt sie überhaupt Grenzen? Das sind die Fragestellungen, die über drei Zeitachsen hinweg verfolgt werden. Die Jahre vor, im und nach dem Zweiten Weltkrieg werden repräsentiert von Toyen (1902 bis 1980), einer Künstlerin, die eine poetisch-abstrakte Stilrichtung als Gegenpol zum Surrealismus entwickelt hatte. Ein fotografischer Zyklus von Magdalena Jetelova mit Gletscheraufnahmen aus Patagonien und Gesprächen mit dem Mond steht für die zweite Position. Der 1973 geborene Kristof Kintera zeigt animierte Figuren in einem futuristischen Labor, ironisch gebrochen durch den veränderten Maßstab. Die Universitäten Regensburg, Passau und Prag werden eingebunden in dieses Projekt.

Blick auf das jüdische Leben

Die Grafische Sammlung unter dem neuen Leiter Dr. Sebastian Schmidt, der vom Germanischen Nationalmuseum Nürnberg kommt, bietet einen Blick hinter die Kulissen zum Thema „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“. Von den vielen museumspädagogischen Ansätzen des KOG sind im Augenblick nur die Kunstkästchen übrig geblieben, die Kindern Anregungen geben, etwa im Stil von Peter Weibel mit Tapes zu arbeiten. Sie sind auch zu Corona-Zeiten bestellbar.

Die wichtige Provenienzforschung treibt Natascha Mazur weiter voran, Umbaumaßnahmen zu Barrierefreiheit und klimatischer Ertüchtigung stehen 2021 an, immer unterstützt von den Zuwendungsgebern und Sponsoren Sparkasse und REWAG.