Wassersport in Regensburg
Neuer Hafen für die Motorbootfreunde?

16.08.2022 | Stand 15.09.2023, 3:59 Uhr
Kurs auf Weichs: Die Motorboote müssen den Oberen Wöhrd verlassen. −Foto: Effenhauser, Stadt Regensburg

Die Stadt bietet ein Grundstück in Weichs-Ost an – Doch dort sind Konflikte zu erwarten.

Der Obere Wöhrd zählt zu den schönsten Flecken in Regensburg. Die Idylle an der Donau haben Motorbootfreunde schon vor Jahrzehnten entdeckt. Seitdem nutzen sie am Ufer bei der RT-Halle 100 Anlegestellen. Dort steigen Regensburger in ihre Boote und schippern die Donau entlang. Am liebsten würden der Motorboot- und Wasserskiclub (MWSC) sowie der Regensburger Motorboot- und Wassersportverein (RMWV) bleiben.

Kommune und Wasserwirtschaftsamt wollen sie aber seit 2015 loswerden. An der Stelle soll ein Flussraumkonzept der Stadt realisiert werden, naturnah, mit attraktivem Zugang für die Bürger zum Wasser. Ende 2021 sollten die Vereine das Ufer verlassen. Nun werden sie weitere vier Jahre geduldet.

Alte Bäume in Gefahr?

Die Stadt hat den Vereinen und der Bootsfirma Kainz, die seit 90 Jahren am Oberen Wöhrd ankert, ein bis zu 50 000 Quadratmeter großes Gelände in Weichs-Ost angeboten. Es gehört der Kommune und dem Freistaat. Ein Pachtvertragsentwurf existiert bereits. Die Fläche befindet sich beim sogenannten Pramschüfer-Areal südlich des Schwabelweiser Weges und östlich der Vilsstraße. Dort liegen Felder, doch auch 60 Jahre alte Bäume. Regensburger aus dem Stadtnorden nutzen das gesamte Gebiet als Freizeitfläche: zum Joggen, Spazierengehen, Radfahren und für den Ballsport.

Für den Motorboothafen müsste ausgebaggert werden. Kreisvorsitzender Raimund Schoberer vom Bund Naturschutz sagt, bei großen Bereichen dort handele es sich um amtlich kartierte Biotope. Vor allem aber läuft Dr. Josef Paukner von der Donau-Naab-Regen-Allianz Sturm gegen das Vorhaben. „Ich sehe es sehr kritisch, wenn Flächen, die gut für die Allgemeinheit verwendet werden könnten, an Vereine gehen.“ Die Allianz befürchtet, dass für einen Motorboothafen betoniert wird. Paukner fordert wie auch der Arbeitskreis Kultur Regensburger Bürger und der Bürgerverein Süd-Ost die öffentliche Nutzung als Odessapark. „Das könnte eine wunderschöne Sache werden.“ Die Stadt selbst stellt im Verwaltungsentwurf zum Regensburg-Plan 2040 fest, in Weichs-Ost liege ein wichtiges Biotop für Pflanzen und Tiere.

„Die Lage in Weichs ist natürlich hervorragend“, sagt Vorsitzender Reinhold Kerscher vom MWSC. Es gebe eine Zufahrt und einen Kanal. Er weiß jedoch auch: „Da unten ist ein wunderbares Biotop und ein alter Baumbestand.“ Es müsse ein Durchbruch zur Donau gebaut werden. Am Oberen Wöhrd dagegen gebe es nur die Anlegestellen. Von einem Umzug ist er nicht begeistert. Doch OB Gertrud Maltz-Schwarzfischer und Josef Feuchtgruber, Leiter des Wasserwirtschaftsamts, seien nicht gesprächsbereit gewesen. Insgesamt vier Vereine mit circa 1000 Mitgliedern nutzen das Gelände am Oberen Wöhrd mit seinen 100 Bootsanlegern: Neben dem Motorboot- und Wasserskiclub sowie dem Motorboot- und Wassersportverein sind das die Kanuten der Regensburger Turnerschaft und die Wasserwacht. Die beiden Letzteren dürfen bleiben. Dass mit zweierlei Maß gemessen wird, versteht Kerscher nicht.

Die Motorbootvereine wissen nicht, ob sie den Bau eines kleinen Hafens finanziell stemmen können. Deshalb haben sie die Mediamare Consulting in Berlin mit einer Machbarkeitsstudie beauftragt. Wolfgang Prause, Vorsitzender des RMWV, kennt den Zwischenbescheid: „Machbar ist es. Die halten Weichs für das geeignetste Gelände.“ Prause versichert, die Vereine hätten keinen Kahlschlag vor, sondern wollten den Bootshafen in das Areal einbetten. Das strebt auch Rainer Zimmermann an, der stellvertretende Leiter des Wasserwirtschaftsamts. Die angebotene Fläche sei deutlich größer als der Bedarf für den Ersatzstandort. Die Behörde wolle eine bestmögliche Platzierung und geringste Beeinträchtigungen sicherstellen.

Mehrheit für Status quo

Im Oktober hatte die MZ Regensburger befragt, wie die Standortfrage am besten gelöst werden solle. 1570 votierten dafür, alles zu lassen, wie es ist, weil die Vereine schließlich einen Ort für ihre Boote bräuchten. Die Gegenposition („Ich würde mich über Naherholungsflächen am Ufer, wie es das Wasserwirtschaftsamt plant, freuen“) vertraten rund 860 Leser. Eine Kompromisslösung, die Naturschutz und Bootsanleger vereint, wünschten sich 435 Teilnehmer („Warum soll es nicht möglich sein, Motorboothafen und Naherholungsflächen zu kombinieren?“).