Haftbefehl erweitert
Neuer Vorwurf gegen 45-Jährigen: Hat er auf Freigang eine zweite Frau vergewaltigt?

18.11.2022 | Stand 15.09.2023, 2:51 Uhr
Nach der Vergewaltigung an der Donau im Juli setzte die Polizei auch Spürhunde an der Vilsstraße in Regensburg ein. Die DNA des Verdächtigen in diesem Fall konnte nun weiteren Tat vom April 2021 in Oppersdorf zugeordnet werden – da war der 45-Jährige auf Freigang. −Foto: Baumgarten

Seit Juli sitzt ein 45-Jähriger wegen einer Vergewaltigung an der Donau in Haft – wohl nicht seine erste Tat. Der Mann nutzte offenbar den Freigang im BKH in Regensburg für ein Verbrechen. Nach einem Raubüberfall in Burglengenfeld absolvierte er dort eine Drogentherapie. Die hatte das Amberger Landgericht angeordnet.



45 Stunden nach einer Vergewaltigung an der Donauhat die Polizei Ende Juli einen Verdächtigen in Gewahrsam genommen. EinFingerabdruck und DNA haben den 45-Jährigen überführt. Ermittler mutmaßten zu dem Zeitpunkt bereits, dass es nicht das erste Sexualdelikt des Mannes gewesen sein könnte. Das hat sich jetzt bestätigt,wie das Polizeipräsidium in Regensburg mitteilte: Dem Mann wird eine zweiteVergewaltigung in Oppersdorf (Markt Lappersdorf)vorgeworfen – er hatte im April 2021 ein Wohnung unweit vom Tatort. Mehr noch: Der mutmaßliche Täter war zum Zeitpunkt der Tat im Maßregelvollzug. Er soll Lockerungen der Therapeuten ausgenutzt haben, um ein neues Verbrechen zu begehen.

Am helllichten Tag war eine 21-Jährige im Frühjahr 2021 auf einem Feldweg nach Rodau angesprochen worden. Dann zog der Unbekannte die Spaziergängerin in ein Feld und verging sich an ihr. Die Polizei suchte damalsmit großem Aufwand nach dem Täter – ein Hubschrauber, ein Spürhund und eine Einsatzhundertschaft der Bereitschaftspolizei wurden eingesetzt. Auch Spezialisten des Landeskriminalamts wurden früh eingeschaltet.

Ermittlungen zu zweitem Fall waren eingestellt

Dennoch und trotz einer Vielzahl von Hinweisen aus der Bevölkerung konnte die Polizei den Täter nicht fassen. Wie Oberstaatsanwalt Thomas Rauscher auf Nachfrage bestätigte,wurden die Ermittlungen deshalb eingestellt. Der Sprecher der Staatsanwaltschaft in Regensburg betonte schon damals, dass sich der bis dahin Unbekannte nicht sicher fühlen könnte: „Tauchen neue Beweise auf, werden wir den Fall sofort wieder aufnehmen.“ Und dazu kam es schneller, als vermutet: Am 24. Juli erschütterte ein weiteres Sexualverbrechen die Region. Eine 30-Jährige wurde auf einer Wiese nahe der Vilsstraße zunächst von einem Mann in ein Gespräch verwickelt. Dann fiel er unvermittelt über die junge Frau her. Die detaillierten Täterbeschreibungen beider Opfer ähnelten sich auffällig.

Nurzwei Tage nach der Vergewaltigung mitten in Regensburg klickten am 26. Juli bei dem 45-Jährigen die Handschellen– in seiner Wohnung in Regensburg. Doch bei den Ermittlern schrillten damals sofort die Alarmglocken, wie aus gut unterrichteten Kreisen zu erfahren war. Und das mit gutem Grund: Der Mann lebte im Frühjahr 2021 in einem Ortsteil von Lappersdorf. Luftlinie waren es von da bis zum Tatort an dem Feldweg zwischen Oppersdorf und Rodau nur gut 1000 Meter. Offiziell bestätigte sich der Verdacht aber erst jetzt. „Ein aufwendiger Vergleich des damaligen Spurenmaterials mit der DNA des Mannes ergab einen dringenden Tatverdacht“, sagte Claus Feldmeier, Sprecher des Oberpfälzer Polizeipräsidiums.

Der 45-Jährige verbrachte nach MZ-Recherchen mehr als 15 Jahre im Knast oder auf Entzug. Drogen und Alkohol führten in eine endlose Spirale aus Gefängnis, Therapie, Rückfall und neuer Beschaffungskriminalität. Wegen Sexualstraftaten fiel der Mann aus Burglengenfeld (Lkr. Schwandorf) aber nie auf.Ein Verbrechen in seiner Heimatstadt brachte ihm 2017 fünfeinhalb Jahre Haftein: Er hatte im April 2016 eine Seniorin in deren Haus überfallen und ausgeraubt. Das Landgericht Amberg ordneten erneut eine Therapie an: Die absolvierte der 45-Jährige – scheint die Lockerungen seiner Unterbringung im Bezirkskrankenhaus in Regensburg aber für sein vermutlich erstes Sexualverbrechen genutzt zu haben.

Tat geschah wohl unter laufender Bewährung

Im Prozess vor fünf Jahren hatte eine psychiatrische Sachverständige dem Mann den Hang zum Rauschmittelkonsum attestiert. Sie sprach sich damals für 24 Monate Drogentherapie aus. Nach deren Ende wurde die Reststrafe im August 2021 zur Bewährung ausgesetzt. Das zeigt ein Blick ins prall gefüllte Vorstrafenregister des Mannes. Als er die 30-Jährige an der Donau angriff, stand er also unter laufender Bewährung. So war es aus Ermittlerkreisen zu erfahren. Wird ein Täter unter Bewährung erneut straffällig, muss er die zunächst erlassene Haftstrafe doch absitzen. Das droht auch dem Wahl-Regensburger – ihm dürfte eine lange Zeit in Haft bevorstehen.

Überführt wurde der mutmaßliche Vergewaltiger für den zweiten Übergriff im April 2021 durch seine DNA. Die hatte die Kripo bei einer erneuten Auswertung von Spuren im Oppersdorfer Fall gefunden. Die Staatsanwaltschaft in Regensburg geht auch in dem Fall eindeutig von einer Vergewaltigung aus und beantragte eine Erweiterung des Haftbefehls. Das Amtsgericht eröffnete dem 45-Jährigen das am Donnerstag auch ganz formell. Wie seit seiner Festnahme Ende Juli schweigt der Verdächtige zu den neuen Vorwürfen – das erklärte sein Strafverteidiger Jörg Meyer auf eine Nachfrage.