Zertifizierung
Neumarkter Klinikum: Besonders gute minimalinvasive OPs

05.10.2022 | Stand 05.10.2022, 9:38 Uhr
Bettina Rau und Klinikvorstand René Klinger mit dem Zertifikat −Foto: Oliver Schwindl

Große Freude am Neumarkter Klinikum: Das Referenzzentrum für minimalinvasive Chirurgie am Klinikum Neumarkt ist nach eigenen Angaben als einzige Klinik in Nordbayern zertifiziert worden.

Damit wurde es vom „Kompetenzzentrum“ auf die nächste Qualitätsstufe eines „Referenzzentrums“ angehoben. Bundesweit gibt es laut Klinikum nur 18 solcher Referenzzentren, das Klinikum Neumarkt ist das einzige in Nordbayern.

Seit der Übernahme der Abteilung durch Bettina M. Rau im Januar 2017 sei der Anteil der minimalinvasiven Eingriffe, der sogenannten „Schlüsselloch-Chirurgie“, deutlich ausgebaut worden, so das Klinikum. Neben kleineren Eingriffen wie bei Leistenhernien, Gallensteinen und Blinddarmentzündungen werden seither gut- und bösartige Erkrankungen des gesamten Dickdarmes sowie des Magens und der Speiseröhre wann immer möglich minimalinvasiv operiert.

Auch limitierte Operationen an der Leber und der linksseitigen Bauchspeicheldrüse werden routinemäßig mit dieser Technik durchgeführt. Aktuell werden 80 bis 90 Prozent der geplanten Operationen am Dickdarm und 70 Prozent der Operationen an Magen und Speiseröhre in Neumarkt minimalinvasiv operiert, auch Wiederholungseingriffe an offen voroperierten Patienten lassen sich in über der Hälfte der Fälle in konventioneller oder robotischer minimalinvasiver Technik versorgen, so das Klinikum.

Bisher 100 Roboter-Einsätze

Im Juli 2019 wurde die Abteilung erstmals zum „Kompetenzzentrum für minimalinvasive Chirurgie“ zertifiziert. Im Januar 2022 kam die roboter-assistierte minimalinvasive Chirurgie mit dem DaVinci System hinzu. Das Team der minimalinvasiven Operateure wurde durch Raphael Winkels, einen erfahrenen robotischen Chirurgen auf Oberarztebene, erweitert, so das Klinikum. Mittlerweile fanden bereits 100 chirurgische Eingriffe mit dem DaVinci Roboter statt.

Die Kritierien für die Zertifizierung zum Referenzzentrum orientieren sich laut Klinikkum an der Menge und dem Ergebnis der Operationen, berücksichtigt werden auch deren Schweregrad sowie wie die regelmäßige Teilnahme an wissenschaftlichen Kongressen und die Organisation von eigenen Fortbildungsveranstaltungen und Publikationen.

Eine Rolle spielten bei der Zertifizierung auch die neuen, voll integrierten MIC-OP-Säle, die mit Gerätetechnik mit 3D und 4K Monitoren sowie digitaler Bildspeicherung.

Das Team der zertifizierten Hauptoperateure setzt sich aus Chefärztin Bettina Rau, Oberärztin Julia Gumpp und den Oberärzten Raphael Winkels sowie Wladimir Patalakh zusammen, die bei allen komplexeren minimalinvasiven Eingriffen als Operateure oder als Assistenz anwesend sind.

Regelmäßige Fort- und Weiterbildungen sind in der Abteilung für alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter fest eingeplant, sagt die Chefärztin. An einem Laparoskopietrainer etwa könnten Assistenzärztinnen und -ärzte erst einmal die Basistechniken der minimalinvasiven Chirurgie üben, bevor es im richtigen OP an den Patienten geht.

Die Vorteile der minimalinvasiven Chirurgie sind für Rau unter anderem geringerer Blutverlust, weniger Schmerzen und Infektionen nach der OP und eine kürzere Erholungszeit. Auch bei Krebserkrankungen seien minimalinvasiven Eingriffe an Darm, Magen und Speiseröhre genauso gut möglich wie offene Operationen. Dennoch liege der Anteil der Schlüsselloch-Chirurgie in Deutschland gegenüber europäischen Nachbarländern, den USA oder Asien prozentual weit zurück. „Es ist unser Ziel, die minimalinvasive Chirurgie in Neumarkt deutlich über den Bundesdurchschnitt anzuheben“, so die Professorin.

Nicht jeder Patient eignet sich

Obwohl es rein technisch nur wenige Grenzen für die minimalinvasive Chirurgie gebe, eigne sich aber nicht jedes Krankheitsbild und jeder Patient für diese Art des Eingriffs. Es sei daher unumgänglich, mit jedem Patienten die genaue OP-Technik individuell festzulegen und zu besprechen. Auch heute noch gebe es eine ganze Reihe von Operationen, bei denen ein offenes Vorgehen eindeutig die bessere Wahl sei. „Das ist unsere spezielle Kompetenz und Verpflichtung zugleich: dies zu wissen, zu entscheiden und dem Patienten auf verständliche Art und Weise nahezubringen“, so Rau.