Wirtschaft
Nittenauer Familie mit dem grünen Daumen

Seit 80 Jahren blüht es in der Gärtnerei Marold. Nun hat mit Sohn Florian die dritte Generation das Ruder in der Hand.

15.05.2017 | Stand 16.09.2023, 6:34 Uhr

In den Gewächshäusern gibt es immer viel zu tun. Florian Marold macht die Arbeit mit den Pflanzen Freude. Foto: Lorenz

In Zeiten, in denen Discounter und Baumärkte dem Verbraucher Blumen und Sträucher zu Spottpreisen anbieten, hat Florian Marold sich getraut: Er hat mit seiner Frau Birgit vor drei Monaten die elterliche Gärtnerei in Nittenau übernommen – im 80. Jahr ihres Bestehens. Damit ist in dem Familienbetrieb an der Alten Regensburger Straße nun die dritte Generation am Zug. „Es wäre doch schade gewesen, die Gärtnerei zu schließen – auch für die Stadt“, sagt Birgit Marold.

Denn dann wäre die Geschichte eines alt eingessenen Nittenauer Unternehmens einfach sang- und klanglos zu Ende gegangen. Doch dass es nicht so gekommen ist, hat auch mit der Hartnäckigkeit und dem Fleiß von Senior-Chefin Ilse Marold zu tun. Bis vor kurzem hat die 72-Jährige noch die Gärtnerei geführt – die letzten sieben Jahre sogar allein, nachdem ihr Mann Franz überraschend gestorben war.

Ein überraschendes Erbe

Das war für Ilse Marold eine schwere Zeit. Nach so vielen Jahren im Dienste der Gärtnerei weiß sie naturgemäß viel zu erzählen – auch aus der Anfangszeit des kleinen Betriebs, den ihre Eltern Willibald und Maria Höfler 1937 gegründet hatten. Vater Willibald, erzählt sie, hätte eigentlich, so wie seine drei Brüder auch, einen handwerklichen Beruf wie zum Beispiel Zimmermann, ergreifen sollen. „Weil er nicht schwindelfrei war, musste er Gärtner werden“, sagt Ilse Marold und schmunzelt. In die Lehre ging ihr Vater damals bei einer Gärtnerei in München-Moosach. Völlig überraschend erbte er schließlich als jüngster Sohn in der Familie sein Elternhaus in Nittenau. Dort begannen er und seine Frau Maria, sich eine Existenz aufzubauen: Sie pflanzten rund um das Anwesen Gemüse an und boten es auch zum Verkauf an – das war in jenen von Armut geprägten Zeiten eine Möglichkeit, den Lebensunterhalt zu bestreiten.

Aus diesen bescheidenen Anfängen entwickelte sich allmählich die Gärtnerei.

„Ich wollte viel lieber Tierärztin werden.“Ilse Marold

Dass sie selbst einmal den elterlichen Betrieb übernehmen würde, hätte Ilse Marold als junges Mädchen nicht gedacht. „Ich wollte viel lieber Tierärztin werden“, erinnert sie sich. Doch diesen Traum gab sie auf, als ihr Vater sie darum bat, in die Gärtnerei einzusteigen. Nachdem sie das Internat der Englischen Fräulein in Regensburg besucht und eine kaufmännische Ausbildung absolviert hatte, machte Ilse Marold in Weihenstephan eine Ausbildung zur Floristin. 1965 machte sie gar ihre Meisterprüfung. Und als sei es ein Wink des Schicksals, lernte sie in Weihenstephan auch ihren späteren Mann Franz Marold kennen, der 1961 bereits seinen Titel als Gärtnermeister in der Tasche hatte.

„Wahnsinnig viel Arbeit“

1969 traten die beiden schließlich vor den Traualtar. Nach der Heirat begannen die beiden, die Gärtnerei durch den Bau zusätzlicher Gewächshäuser zu erweitern und zu modernisieren. „Es war immer wahnsinnig viel Arbeit“, erinnert sich Ilse Marold. Um so glücklicher ist sie, dass sich ihr Sohn Florian Marold und seine Frau Birgit im vergangenen Jahr dazu entschlossen, die Gärtnerei zu übernehmen. Den Betrieb einfach zuzusperren oder an jemand Fremden zu verkaufen, das habe sie sich überhaupt nicht vorstellen können, sagt Ilse Marold.

Seit Januar diesen Jahres, in dem die Gärtnerei nun ihren 80. Geburtstag feiert, führt die dritte Generation nun die Geschäfte. Das ist gar nicht selbstverständlich, denn Florian Marold (45) hat bis vor kurzem mit seiner Frau Birgit (39) und den beiden kleinen Töchtern Valerie (4) und Aurélie (1,5) in Freising gelebt. Nach seinem Physik-Studium hatte er als Programmierer gearbeitet. Seine Frau stammt ursprünglich aus dem Salzkammergut und ist studierte Publizisitik- und Kommunikationswissenschaftlerin.

Eine ganz andere Lebensqualität

Und doch haben sich die beiden nun auf das „Abenteuer Gärtnerei“ eingelassen. „Die Kinder waren eigentlich ausschlaggebend“, sagt Birgit Marold. Hier in Nittenau mit dem elterlichen Betrieb und viel Platz habe die Familie eine ganz andere Lebensqualität als in der kleinen Wohnung in Freising. „Deshalb haben wir gesagt: Jetzt oder nie“, sagt sie.

Die Arbeit in der Gärtnerei macht ihr ohnehin Freude. „Man sieht, wie die Pflanzen wachsen“, sagt sie. Und auch in Nittenau fühlt sich die 39-Jährige sehr wohl, besonders die ruhige Natur hat es ihr hier angetan. Mit Schrecken denkt sie an die Massen von japanischen Touristen in Salzburg zurück. Im Gegensatz dazu genieße sie die Ruhe im Regental sehr.

Auch ihr Mann Florian freut sich darüber, wieder in seiner alten Heimat angekommen zu sein. Vor seinem Physik-Studium hat er ohnehin eine Ausbildung zum Gärtner absolviert. Nun macht er sich viele Gedanken darüber, welche neuen Ideen er im elterlichen Betrieb umsetzen könnte, um ihn zukunftssicher zu machen. Denn mit seinen zwei Töchtern könnte die Gärtnerei schließlich irgendwann in die vierte Generation übergehen.

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