Dating
Obandln: Weil oiwei aloa is a nix

Zwei Regensburger Studenten entwickelten das Datingportal „Obandln“. Eine Dienstleistung, die Singles zusammenbringen soll.

03.03.2017 | Stand 16.09.2023, 6:32 Uhr
Sabrina Beer

„Weil du für schlechte Dates echt zu besonders bist“, lautet das Motto. Constantin und Anian wollen herausfinden, wer zu Dir passt. Foto: Tamara Scholz

Das „Obandln“ fing damit an, dass Constantins gute Freundin plötzlich wieder Single war. Er wollte ihr helfen, einen neuen Freund zu finden. Und abends in der Disko würde sie ja „eh nur Besoffene kennenlernen“. Also nahm Constantin das selbst in die Hand. „Wir haben schon oft gehört, dass Leute keine Lust haben, jemanden zu daten, den sie gar nicht kennen. Man will ja wissen, dass da schon eine Basis da ist, auf der man aufbauen kann. Damit man keine Zeit verschwendet. Und genau hier greifen wir ein“, erklärt Anian.

Das Datingportal„Obandln“war geboren, eine Internetseite für Regensburger Studenten und Studentinnen, die auf Partnersuche sind. Die beiden ehemaligen Jura-Studenten haben analysiert, dass viele an den falschen Orten suchen oder zu wenig Zeit haben. Leute, die in ihrem Job viel eingespannt sind, wollen sich am Wochenende regenerieren. Ihnen zu helfen, ist Constantins und Anians Mission. „Im Endeffekt sucht ja jeder wen. Keiner sitzt da und sagt: Ich bin lieber allein. Wir Menschen sind nun mal keine Eigenbrötler.“

„Obandln“ funktioniert anders als herkömmliche Datingportale. Die Singles sollen nicht ins kalte Wasser geworfen werden: Diese Idee steht im Zentrum. Zunächst füllt jeder Suchende online einen Persönlichkeitstest aus. Er dient als erste Einschätzung der Menschen. Die Tests der männlichen „Obandler“ kommen in die Datenbank. Die Antworten der „Obandlerinnen“ werden von Anian und Constantin ausgewertet. Dann gibt es ein persönliches Treffen der beiden mit der Liebeskandidatin. Sie sprechen mit ihr über den Test, darüber, was sie sich so unter ihrem Traummann vorstellt, wie frühere Beziehungen gelaufen sind, wofür sie Zeit und Lust hat.

Auf der Suche nach dem Passenden

Auf Basis all dieser Informationen suchen die Studenten aus ihrer Männer-Sammlung diejenigen aus, die am besten zum Anforderungsprofil passen. Diese heißen Kandidaten werden zu einem Casting eingeladen, bei dem das „Obandln“-Team wiederum den Passendsten heraussucht. Dieser wird anschließend auf ein Blind-Date mit der entsprechenden „Obandlerin“ geschickt. Jedes Paar erhält einen Umschlag mit Fragen. Aus Dr. Arthur Arons Studie „Die 36 Fragen, mit denen man sich 100-prozentig in sein Gegenüber verliebt“ haben sich die beiden einige rausgesucht, die „definitiv interessanten Gesprächsstoff liefern“.

Im Gespräch der zwei „Obandler“ geht es dann um Fragen wie: „Wenn du mit Deinem Gegenüber eng befreundet sein wolltest, was wäre dann für ihn oder sie wichtig zu wissen?“ oder „Welche Rolle spielt Liebe und Zuneigung in Deinem Leben?“. So soll das potenzielle Liebespaar ins Gespräch kommen. Besonders für die Männer ist die Aufforderung zum Quatschen gedacht. „Jungs neigen dazu, Fragen zu stellen, die man leicht mit Ja oder Nein beantworten kann“, erklärt Constantin. Mit allem, was danach folgt – oder auch nicht – sind die „Obandler“ sich selbst überlassen. Den Grundstein haben Constantin und Anian gelegt. Ob die beiden Singles wirklich füreinander geschaffen sind, müssen sie selbst herausfinden.

Hier können Sie sich den Trailer zu „Obandln“ anschauen:

„Der Vorteil ist, dass der ganze Wahnsinn, der im Online-Dating normalerweise anfällt – man weiß nicht, mit was für einem Typ man es zu tun hat und ob es stimmt, was er über sich geschrieben hat – bei Obandln schon abgedeckt ist“, erklären die Gründer. Sie wollen vor allem für die Mädels jedes Risiko schon im Vornhinein aus dem Weg räumen. Die Kerle werden schon vorher sortiert: Die Guten kommen ins Casting, die anderen bekommen später ihre Chance. Die bange Blind-Date-Frage „Wer kommt da? Ist der vielleicht verrückt?“ muss sich keine Frau mehr stellen.

Hier finden Sie eine Geschichte darüber, wie sich das Kennenlernen in Ostbayern verändert hat.

Dating muss nicht anstrengend sein

Im Moment ist „Obandln“ kostenlos. Constantin und Anian versuchen gerade, noch mehr Singles auf ihr Portal zu holen, um genug „coole Dates organisieren zu können“. Klar: Je mehr Leute den Persönlichkeitsbogen ausfüllen, desto größer wird die Chance, zwei zu finden, die wirklich gut zusammenpassen. Langfristig wollen die beiden Ex-Juristen, die sich mittlerweile für Erziehungswissenschaft eingeschrieben haben, eine Dating-App programmieren lassen. Darin sollen die „Obandler“ Fotos von sich hochladen können – allerdings nur vom Oberkörper. Ohne ein Gesicht vor Augen zu haben, sollen die Leute sich nicht ausschließlich auf die Optik des Obandlers verlassen. „Oft ist der erste Eindruck, den man durch ein Foto bekommt, der Falsche. Mir wirft man zum Beispiel vor, dass ich griesgrämig schaue, derweil sehe ich aber nur schlecht – und bin meganett, finde ich“, schmunzelt Constantin.

„Wir wollen dafür sorgen, dass die Leute ihre Furcht oder ihre Scham ablegen, die es beim Thema Online-Dating gibt. Die Meisten wollen nicht zugeben, dass sie schon einmal Online-Dating gemacht haben, weil es ihnen peinlich ist. Wir wollen zeigen, dass das schön ist und Dating nicht anstrengend sein muss.“ Constantin und Anian betonen noch einmal: „Unser Ziel ist es, Online-Dating wieder persönlich zu machen. Unsere Dienstleistung soll Menschen zusammenbringen, die sich vorher nicht virtuell kennengelernt haben, sondern sich zum ersten Mal bei einem Blind-Date sehen.“ Der Name „Obandln“ passt deshalb perfekt zu ihrer Idee. Ein bayerisches Wort, das einfach „liab klingt“, und beschreibt, was passiert, wenn sich zwei Menschen näherkommen: Sie knüpfen Bande, ganz ruhig, ganz staad, ganz zart.

Videoproduktion ist die zweite Leidenschaft von Anian Glockner und Constantin Guldan. Hier können Sie sich einen „Social Media Film“ der beiden ansehen.

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