Lieferengpässe
Oberpfalz: Materialmangel lähmt Betriebe

Fehlende Rohstoffe und Vorprodukte machen der Metall- und Elektroindustrie zu schaffen. Fast jeder Betrieb ist betroffen.

20.10.2021 | Stand 15.09.2023, 23:46 Uhr
Es läuft nicht rund: Lieferengpässe werden für die Metall- und Elektroindustrie zusehends zu einem großen Problem. −Foto: Jens Büttner/picture alliance/dpa

Immer mehr Bereiche sind von anhaltenden Lieferengpässen betroffen. Jetzt schlägt auch die Metall- und Elektroindustrie Alarm. In der Oberpfalz beklagen aktuell rund 98 Prozent der Betriebe eine Beeinträchtigung der Produktion. Rund 46 Prozent sehen sich sogar stark beeinträchtigt. Schuld daran ist ein Mangel an Rohstoffen, Material und Vorprodukten. Das ergab eine Umfrage der M+E-Arbeitgeberverbände unter ihren Oberpfälzer Mitgliedsunternehmen.

„Das sind alarmierende Zahlen. Der an Dynamik gewinnende Aufschwung aus dem tiefen Corona-Tal droht an Lieferengpässen und Materialknappheit zu scheitern“, kommentiert bayme vbm Hauptgeschäftsführer Bertram Brossardt die Umfrageergebnisse in einer Pressemitteilung. Er spricht von einer dramatischen Lage in der bayerischen M+E Industrie.

Aufschwung wird massiv belastet

Der Umfrage zufolge kämpfen mehr als vier Fünftel der Oberpfälzer Unternehmen mit einem Mangel an Material, Rohstoffen und Vorprodukten. Nahezu alle Betriebe sind von verspäteten Lieferungen betroffen, bei etwa drei Viertel wird zu wenig geliefert und bei etwa jedem fünften Betrieb weisen die Lieferungen eine unzureichende Qualität auf. „Besonders erschreckend ist, dass mehr als die Hälfte der Betriebe einzelne Materialien überhaupt nicht mehr bekommt. Da steht mitunter die gesamte Produktion still“, mahnt Brossardt und ergänzt: „Zeitgleich sind die Einkaufspreise im Schnitt bereits um 60 Prozent bei Rohstoffen und etwa 40 Prozent bei Vorprodukten gestiegen. Das belastet unseren Standort mitten im Aufschwung schwer.“

Große Probleme bei Lieferungen aus dem Inland und aus China

Die Probleme für den aktuellen Materialmangel bestehen beim Transport und entlang der gesamten Wertschöpfungskette in der Produktion. „Besonders betroffen sind hier Lieferungen aus dem Inland, aber auch aus China. Drei von vier Betrieben berichten hier von Beeinträchtigungen“, weiß Brossardt. Bei Lieferungen aus den USA hat wiederum knapp jedes fünfte Unternehmen Probleme, bei Lieferungen aus den mittel- und ost-europäischen Ländern sind es hingegen lediglich rund drei Prozent.

Laut der Umfrage erwartet etwa ein Drittel der Betriebe das Ende der Mangelsituation erst in der zweiten Jahreshälfte 2022, ein weiteres Drittel kann das gar nicht abschätzen. „Schon heute liegt der erwartete Umsatzrückgang im Kalenderjahr 2021 bei im Durchschnitt zehn Prozent“, berichtet Brossardt. Er warnt außerdem: „Schon jetzt müssen etwa neun Prozent der Betriebe wegen der Lieferengpässe kurzarbeiten.“ Die weiteren Reaktionen der Unternehmen reichen von der Suche nach alternativen Lieferanten und Produkten bis hin zu Preiserhöhungen. Eine Verlängerung der verbesserten Kurzarbeiterreglungen und eine optimierte Zollabfertigung würde Brossardt zufolge helfen.

Befragt wurden die Unternehmen in der vergangenen Woche zwischen dem 12. und 17. Oktober. Auf der Ebene des gesamten Freistaates ergeben sich in der Umfrage sehr ähnliche Werte.