Odin und „88“: Die Codes der rechten Szene

12.11.2009 | Stand 12.11.2009, 18:39 Uhr

Denn die Rechten tarnen sich immer geschickter unter einer vermeintlich unverfänglichen Oberfläche und sprechen auf diese Weise vor allem auch Jugendliche und Schüler an: So ein Fazit des Vortrags von Dr. Andreas Angerstorfer im Johann-Michael-Fischer-Gymnasium in Burglengenfeld. Der Theologe und Rechtsextremismus-Experte von der Regensburger Uni ist auch einer der Schöpfer der Ausstellung „Rechtsradikalismus in Bayern“ der Friedrich-Ebert-Stiftung, die in der Aula II der Schule noch bis zum 27. November aufgebaut ist.

In 16 Schautafeln werden dort alle Aspekte des rechtsradikalen Spektrums beleuchtet, von der Jugend- und Frauenszene über das Netzwerk der Stammtische und Kameradschaften bis hin zum antidemokratischen Weltbild der extremen Rechten. Die Ausstellung wird seit vier Jahren in Schulen, Jugendzentren und Rathäusern gezeigt, so Detlef Staude vom Regionalbüro Regensburg der Friedrich-Ebert-Stiftung. Sie wurde bisher von rund 200 000 Besuchern gesehen. „Wir möchten damit zur Auseinandersetzung anregen und das demokratische Engagement wecken“, so Staude, denn „Demokratie ohne Demokraten ist zum Scheitern verurteilt“. Vier Schautafeln der Ausstellung geben deshalb auch Auskunft darüber, wo man sich über Rechtsextremismus informieren kann, wie man sich als Demokraten gegen diese Gefahr wehrt und wo es Hilfe gibt.

Die Ziffern „88“ auf dem schwarzen T-Shirt, das Angerstorfer vorzeigte, konnte fast jeder Schüler der Klassen 9a und 9b, die dem Vortrag aufmerksam folgten, richtig deuten: Diese stehen für den achten Buchstaben im Alphabet, also HH und können von Insidern als „Heil Hitler“ gelesen werden. Neben solchen, über die eigentliche Szene hinaus bekannt gewordene Chiffren, gibt es aber auch andere Zeichen und Codes, die außer der Identifikation auch der Verschleierung von strafrechtlich relevanten Inhalten dienen, die nicht offen ausgesprochen werden. So wirken altnordische Runenzeichen, keltische Grabkreuze, germanische Götternamen („Odin statt Jesus“) als ideologische Erkennungszeichen. Skinhead-Gruppen nennen sich nicht nur „Blutweihe“ oder „Reichskommando“, sondern zum Beispiel auch „Balmung“. So hieß Siegfrieds Schwert in der Nibelungensage.

Außer mit diesen codierten und verschleierten Botschaften treten Rechtsradikale aber auch wieder verstärkt mit offen national-sozialistischer, antisemitischer und rassistischer Propaganda auf: Der Referent zeigte erschreckende Hetzschriften und Briefe mit Morddrohungen an jüdische Gemeinden in Bayern, aber auch antiislamische und fremdenfeindliche Hetze. „Das passiert alles hier bei uns vor der Haustür und Zielgruppe seid ihr“, warnte Dr. Angerstorfer.