Protest
ÖDP-Referentin übt heftig Kritik an Massentierhaltung

Die Gegner der Hähnchenmastanlage in Kapflhof informierten über die Gefahren multiresistenter Keime.

02.09.2016 | Stand 16.09.2023, 6:37 Uhr
Max Schmid
Angelika Demmerschmidt −Foto: sxu

Das Aktionsbündnis gegen den geplanten Hähnchenmastbetrieb am Kapflhof informierte über die Gefahren multiresistenter Keime in der Massentierhaltung. ÖDP-Vorsitzender Alfred Damm konnte zu diesem Info-Abend in der Spitalkirche die Referentin des ÖDP-Europaabgeordneten Prof. Dr. Klaus Buchner für Kommunikation und Medien, Angelika Demmerschmidt begrüßen.

Die Referentin informierte, dass im geplanten Hähnchenmastbetrieb in Kapflhof monatlich rund 300 000 Tiere gezüchtet werden sollen, was pro Jahr in der Summe über drei Millionen ausmache. MdEP Prof. Dr. Klaus Buchner habe Landrat Thomas Ebeling dargelegt, warum diese Anlage verhindert werden sollte, sagte die Referentin und ging dann auf Details ein.

Industrielle Massentierhaltung sei eine Gefahr für Tier, Mensch und Umwelt, da dort Brutstätten für antibiotikaresistente Killerbakterien entstünden. Es komme dabei auch zu vermehrtem Austausch dieser Keime zwischen Tier und Mensch. Dabei würden die multiresistenten Tierkeime in einem besorgniserregenden Maße auf den Menschen übertragen. Ursache hierfür sei die Unterbringung der Tiere auf engstem Raum und die damit verbundene tonnenweise Verfütterung von Antibiotika an prophylaktische Gabe an gesunde Tiere. In der Massentierhaltung würden mehr gesunde Tiere Antibiotika erhalten als kranke Menschen, sagte Demmerschmidt.

Die Gesellschaft müsse sich deshalb für die Abschaffung solcher „Tierfabriken“ stark machen. Die Referentin prangerte die Qualen der Tiere ebenso an wie die verantwortlichen Politiker, die trotz Warnung durch EU-Behörden vor antibiotikaresistenten Keimen aus den unterschiedlichsten Gründen ihre Augen verschließen.

Sie verwies auf Probeuntersuchungen des Bund Naturschutz bei Putenfleisch in Discountern. Hier seien 80 bis 90 Prozent antibiotikaresistente Keime nachgewiesen worden. Deshalb gelte es, sofort zu handeln, ansonsten werde die Todesrate durch Killerbakterien bald höher sein als durch Krebserkrankungen, sagte die Rednerin unter Verweis auf eine Studie der Universität Berlin.

Als skandalös bezeichnete Demmerschmidt auch, dass Tierärzte nicht nur Antibiotika verschreiben, sondern auch an die Fleischproduzenten verkaufen dürfen. Dabei gehe es nicht darum, den Tierarzt im Allgemeinen verantwortlich zu machen, sondern um das Versagen der Politik.

In der gegenwärtigen Agrarpolitik gehe der Trend zu „Megamastanlagen“, zu einer massiven Zunahme der Fleischproduktion und dem damit einhergehenden Strukturwandel zulasten der mittelständischen Betriebe. Die Folge sei ein weiteres Höfesterben in der bäuerlichen Landwirtschaft. Durch CETA und TTIP sei zudem eine weitere Ausweitung der Massentierhaltung zu erwarten.

Als bedenklich stufte die Referentin auch den hohen Wasserverbrauch in der Massentierhaltung ein. Für die Erzeugung eines Kilogramms Geflügelfleisch benötige man rund 4300 Liter Wasser, bei einem Kilo Rindfleisch seien es bereits 15 400 Liter Wasser.