Springreiten
„Opa“ Beerbaum macht Frieden und Schluss

Nach dem Gewinn der Bronzemedaille mit dem Team hört das älteste Mitglied der deutschen Olympiamannschaft international auf.

18.08.2016 | Stand 16.09.2023, 6:41 Uhr
Lars Becker

Nachdenklicher Blick auf Teambronze: Ludger Beerbaum Foto: Eibner

Als die Frage nach dem Karriereende gestellt wird, schaut der Mann mit den grauen Haaren glücklich auf seine Olympia-Bronzemedaille und lächelt. „Das Schicksal hat es gut mit mir gemeint“, sagt Ludger Beerbaum. Dieser schöne Satz hörte sich eindeutig nach Abschied an. Und am Tag danach, erklärte einer der größten Springreiter der Geschichte tatsächlich seinen Rücktritt aus der deutschen Nationalmannschaft.

„Ich habe nach reiflicher Überlegung entschieden, dass das meine letzten Spiele waren“, sagte der Beerbaum, der am 26. August 53 Jahre alt wird. „Ich mache Platz für junge Leute.“ Diese Entscheidung habe er mit Bundestrainer Otto Becker getroffen. Beim Nationenpreis Ende September in Barcelona wolle er noch einmal für Deutschland reiten, dann ist Schluss im Nationalteam. Wettkämpfe will Beerbaum jedoch weiterhin bestreiten.

Ältestes Mitglied des deutschen Olympiateams

Er ist bei den Sommerspielen von Rio das älteste Mitglied des gesamten deutschen Olympiateams. Auch mit den nunmehr sieben Olympia-Teilnahmen, mit denen er zum Sportschützen Ralf Schumann aufschließt, hat er sich in den Geschichtsbüchern verewigt. 1988 – also vor 28 Jahren – war Ludger Beerbaum in Seoul zum ersten Mal bei Olympischen Spielen dabei und gewann gleich Team-Gold.

Es folgten drei weitere Olympiasiege, darunter 1992 in Barcelona der im Einzel. Die Sommerspiele brachten aber auch den schwärzesten Moment seiner Karriere. Damals 2004 wurde er nach dem Team-Wettbewerb disqualifiziert. Beerbaum hatte sein Pferd „Goldfever“ mit einer Salbe behandelt, in der der verbotene Wirkstoff Betamethason enthalten war. „Ich bin kein Doper“, sagte er. Trotzdem musste das deutsche Team die gewonnenen Goldmedaillen abgeben und wurde auf den Bronzerang zurückgestuft. Beerbaum erhielt damals keine Medaille.

So scheint es tatsächlich wie Schicksal, dass er nun zwölf Jahre später eine Medaille in genau dieser Farbe um den Hals trägt. Mit einem fehlerlosen Ausnahmeritt hatte der „Opa“, wie ihn der Weltranglistenerste Christian Ahlmann nennt, das deutsche Quartett erst ins Stechen geführt. Dort wurde die erste deutsche Reiter-Medaille seit Athen perfekt gemacht. Ein Happyend, wie es im Buche steht. Beerbaum, der London 2012 verpasst hatte und extra vier weitere Jahre dranhängte, hat noch seinen Frieden mit Olympia gemacht.

Medaille als perfekter Abschluss

„Es gibt wenige Tage in meiner Karriere, die emotionaler waren. Es ist ein Highlight meiner Karriere, dass ich hier mit grauen Haaren nochmal eine Medaille gewinne und so aufhören kann“, sagte er danach. Und, dass er sich diese letzte Runde im Team noch in „zehn Jahren auf dem Sofa anschauen“ werde. Rio ist für Beerbaum nicht nur wegen der Medaille ein perfekter Abschluss: „Wir haben hier ein Superteam, eines der besten in meiner über 30-Jährigen Karriere. Es gibt keine Klugscheißer und man respektiert sich gegenseitig. Auch ich als alter Sack gehöre dazu.“

Beerbaum engagiert sich heute für jüngere Reiter und hat ein eigenes, großes Reitzentrum. Und dann ist da natürlich noch die Familie. Sein Sohn Alexander aus erster Ehe ist erwachsen, seine beiden Töchtern Cecilia und Mathilde und Stieftochter Vivien fordern Beerbaum als Papa. Das Schicksal hat es wirklich gut mit Ludger Beerbaum gemeint.

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