Religion
Ouvertüre für neue Moschee in Regensburg

Am Samstag erfolgt im Stadtosten der Spatenstich für das islamische Gebetshaus mit Minarett. Die Kritik daran reißt nicht ab.

20.07.2018 | Stand 16.09.2023, 6:02 Uhr
Wolfgang Ziegler

So soll die Moschee nach den Plänen von Architekt Sedat Yilbirt einmal aussehen. Das Minarett wird 21 Meter hoch, anders als in der Türkei soll von dort aber kein Gebetsruf des Muezzin erfolgen. Visualisierung: Sedat Yilbirt/Ditib Regensburg

Die Türkisch-Islamische Gemeinde zu Regensburg macht den nächsten Schritt auf dem Weg zu ihrer neuen Moschee. In Anwesenheit von Bürgermeisterin Gertrud Maltz-Schwarzfischer und Yavuz Kül, dem türkischen Generalkonsul aus Nürnberg, erfolgt am Samstag auf dem Gelände in der Maxhüttenstraße der Spatenstich für das islamische Gebetshaus. Dabei wird auch ein Imam sprechen und aus dem Koran vorlesen.

Die Kritik an dem Bau ebbt unterdessen nicht ab. Die Wortführerin, CSU-Stadträtin Bernadette Dechant, hat nach wie vor ein Problem mit Ditib, der Auslandsorganisation der „Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion“ und deren Nähe zu Präsident Recep Tayyip Erdogan. „Meine Bedenken sind nicht ausgeräumt“, sagte sie uns am Telefon.

Einweihung schon im März 2019

Die Anfänge der neuen Moschee – der ersten mit einem Minarett in Regensburg – gehen auf das Jahr 2016 zurück. Damals erwarb der hiesige Ditib-Ableger das Grundstück in der Maxhüttenstraße jenseits der Osttangente inmitten eines Gewerbegebiets. Das derzeitige Zentrum der Regensburger Gemeinde in der Lindnergasse war zu klein geworden für die wachsende Zahl der Mitglieder. Immerhin kommen derzeit zum Freitagsgebet 200 bis 250 Gläubige. Zudem benötigt die Glaubensgemeinschaft auchRäumlichkeiten für religiöse Feiernwie dem allabendlichen Fastenbrechen während des Ramadan oder Aktivitäten der Jugendgruppe.

Die Zeit drängt aber auch deshalb, weil der Verein bis März 2019 aus dem Gebäude in der Altstadt ausziehen muss. Es ist bereits verkauft – an die katholische Kirche.

Das Grundstück im äußeren Regensburger Osten, auf dem die Moschee nach Plänen von Architekt Sedat Yilbirt entstehen soll, misst knapp 2500 Quadratmeter, von denen rund 600 zwei- bis dreistöckig bebaut werden. Die Baukosten in Höhe von rund 2,5 Millionen Euro stemmt die Gemeinde aus eigenen Mitteln – durch Mitgliedsbeiträge und Spenden.

Deutliche Kritik an dem Neubau bzw. an der hinter der Moschee stehendenOrganisation Ditibund dem Genehmigungsprozedere durch die Stadtverwaltung übt die CSU-Stadträtin und Sprecherin der Bürgerbewegung „Innerer Stadtosten-Hohes Kreuz“, Bernadette Dechant. Es gehe nicht an, dass dem Stadtrat durch die Verwaltung der Bau eines Kulturzentrums zur Kenntnisnahme vorgelegt werde, ohne zu kommunzieren, dass es sich dabei um eine Moschee mit Minarett handelt. „Da muss mit offenen Karten gespielt werden“, sagte sie der Mittelbayerischen.

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Ditib begegne sie deshalb mit Skepsis, weil die Organisation auch in Deutschland vom türkischen Staat gesteuert werde. Sie wolle zwar weiterhin den Dialog pflegen und Kontakt halten, „meine Bedenken sind aber nicht ausgeräumt“. „Natürlich respektiere ich unser Grundgesetz, das die Religionsfreiheit garantiert. Aber dass der türkische Staatspräsident die Menschenrechte mit Füßen tritt und die Regensburger Glaubensgemeinschaft sich dennoch in seinem Dunstkreis bewegt, ist für mich ein Problem“, so Dechant weiter. Sie werde die Entwicklung weiter beobachten und hoffe, dass sich Ditib an die rechtsstaatlichen Spielregeln halte. Im Stadtosten, wo es nach ihren Worten schon eine Reihe von Moscheen gebe, dürfe sich keine Parallelgesellschaft etablieren.

Bürgermeisterin wird sprechen

Bürgermeisterin Gertrud Maltz-Schwarzfischer, die ihr Kommen am Samstag zugesagt hat und beim Spatenstich für die neue Moschee auch sprechen wird, hatte Dechants Kritik in der Vergangenheit immer mit dem gesetzlich vorgegebenen Verwaltungsakt zurückgewiesen. Die Stadtverwaltung habe den Bauantrag der Türkisch-Islamischen Gemeinde genehmigen müssen. Dies sei baurechtliche so geregelt, es hätten weder Bürger beteiligt werden müssen, noch hätte der Stadtrat darüber entscheiden können, verteidigte sie ihre Mitarbeiter.

Die Aufregung um das Projekt sei nach ihren Worten von außen nach Regensburg getragen worden – von Menschen, die in ganz Deutschland keine Moschee wollten.

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