Projekt
Parsberg: Obstbäume gegen Tierfolter

Möbelhofchef Georg Stephan hat 50 Obstbäume pflanzen lassen und an Paten übergeben. Die Einnahmen dienen dem Tierschutz.

21.10.2021 | Stand 15.09.2023, 23:54 Uhr
Bürgermeister Josef Bauer pflanzt zusammen mit dem dritten Bürgermeister Hans-Jürgen Hopf einen Apfelbaum. Initiiert hat das Projekt der Geschäftsführer der Möbelhof Parsberg GmbH, Georg Stephan. −Foto: Markus Rath

Nur eine Kuh? Georg Stephan, Geschäftsführer der Möbelhof Parsberg GmbH kann diese Reaktion einer „in Parsberg bekannten Persönlichkeit“ nicht nachvollziehen, als er von dem Leid erzählt, das viele Tiere auf Transporten durch die ganze Welt erleiden. Auch aus diesem Grund hat er zusammen mit der Stadt ein Projekt initiiert, das die Natur in seiner Heimat unterstützt, und gleichzeitig hilft, gegen die Tierquälerei vorzugehen.

Baumpaten bezahlen 25 Euro im Jahr

Die Idee: Wie schon 2018 beim Erweiterungsbau des Möbelhofs in Parsberg pflanzte Stephan jetzt auf einer städtischen Fläche in unmittelbarer Nachbarschaft 50 Obstbäume und suchte Baumpaten. Diese bezahlen im Jahr 25 Euro und dürfen dafür die Bäume abernten. Neben der biologisch einwandfreien Obsternte profitieren die Baumpaten auch von den auf der Streuobstwiese geplanten Aktivitäten, wie zum Beispiel Baumschneidekursen.

Die Bäume selbst gehen in das Eigentum der Stadt Parsberg über. Die Einnahmen von den Baumpaten leitet Stephan als Spende an die Animal Walfare Fundation (AWF) in Freiburg weiter, die unter anderem für ein Verbot von Lebendtiertransporten, insbesondere von jungen Kälbern, kämpft.

Baumpaten von Idee begeistert

Begeistert von dieser Idee ist Meike Hebel. Die junge Parsberger Mutter hat für ihre Familie und vor allem für Tochter Malina die Patenschaft für einen Apfelbaum übernommen. Am Dienstagnachmittag durfte sie bei der Baumpflanzaktion selbst zum Spaten greifen, und ihren Baum einpflanzen. Der Grund für ihr Engagement ist schnell erklärt. „Wir lieben Tiere und es ist auch wichtig für meine Kleine, zu lernen, wie wichtig ein respektvoller Umgang mit ihnen ist“, sagt sie. Außerdem sei es für Malina eine tolle Sache, einen eigenen Apfelbaum zu besitzen, weil die Familie zur Miete wohnt und deshalb nur einen kleinen Gartenanteil mitbenutzen darf.

Wie Hebel denken 27 weitere Baumpaten, die rund 40 der 50 neu gepflanzten Bäume adoptiert haben. Stephan lobt ihre Einstellung und die Bereitschaft, etwas für das Tierwohl zu tun, obwohl das für manche Menschen wenig populär sei. Er sei überrascht über die große Zahl an Paten, die sich gemeldet hätten. „Ich finde es so toll, dass sie das gemacht haben. Dafür mag ich sie alle“, sagte Stephan.

Der Verein: Arbeitsweise:Ethische Prinzipien:Träume:
Die AWF ist eine unabhängige, gemeinnützige und international tätige Tierschutzorganisation. Sie agiert als Schwesterorganisation des Tierschutzbunds Zürich und ist dort aktiv, wo es Tieren besonders schlecht geht.Eingesetzt wird nur geschultes und trainiertes Personal. Projekte finden nie ohne vorherige Prüfung und keine Veröffentlichung ohne Beweise statt.Um die Lebenssituation für Tiere zu verbessern werden nachhaltige und langfristige Lösungen angestrebt.Aus Sicht der AWF sind Tiere empfindsame Wesen, deren Rechte und Würde unantastbar sind. Dabei macht der Verein keinen Unterschied zwischen den Tierarten. Zudem wird die Auffassung vertreten, dass es keine moralische Rechtfertigung für Leid gibt. Ziel des Tierschutzes sei, den Status der Tiere zu heben, nicht den der Menschen zu senken.Tiere sollen als gleichwertige Mitwesen anerkannt werden, Tierrechte denselben Stellenwert haben wie Menschenrechte. Ziel ist zudem ein internationales Krisenmanagement für Tiere im Falle von Kriegen oder Naturkatastrophen.

Unter ihnen befinden sich Bürgermeister Josef Bauer und der dritte Bürgermeister Hans-Jürgen Hopf. Beide sind Stephan für seinen Einsatz für das Tierwohl dankbar. Schon die erste Baumpflanzaktion 2018 auf dem Möbelhof-Grundstück sei ein guter Schritt gewesen. Bauer: „Immer, wenn ich hier vorbeikomme, inspiziere ich meinen Baum, für den ich damals die Patenschaft übernommen habe.“ Deshalb werde er den Stadträten vorschlagen, ebenfalls einen Obstbaum zu übernehmen. Denn bei den Tierquälereien wegzuschauen sei keine denkbare Alternative.

Todesschiffe auf dem Mittelmeer

Das bestätigte York Ditfurth, der als Vorstand der AWF nach Parsberg gekommen war, um die Baumpaten über die Arbeit des Vereins zu informieren. „Wir sehen unsere Aufgabe vor allem darin, das Leid der Tiere bei den Transporten zu dokumentieren“, sagte er. Dafür würden Mitarbeiter zum Beispiel Lastwägen mit lebenden Tieren hinterherfahren oder inkognito auf Transportschiffen, die vor allem Tiere aus der EU in den Nahen oder Fernen Osten bringen, mitreisen.

Zudem stellte er sehr anschaulich dar, warum die Frachter für die Tiere zu Todesschiffen werden: 94 Prozent seien ehemalige Containerschiffe, die von Reedereien aus Altersgründen zur Verschrottung abgegeben werden. In diesen notdürftig umgebauten Seelenverkäufer lebten die Tiere wie in einer Salzwassersauna. Die Folge: jährlich würden rund 16 000 auf den Transporten qualvoll gestorbene Tiere im Meer entsorgt.

Doch so düster dies alles klingt, gibt es laut Ditfurth „Licht am Ende des Tunnels“. In der Zeit, die vergehen wird bis die Bäume richtig Früchte tragen, werde sich in der europäischen Transportszene einiges tun. Deshalb sei es so wichtig öffentlichen Druck zu erzeugen, um Politiker und EU-Kommission auf den richtigen Weg zu bringen.