Reife Leistung: Peter Maffay, der in ein paar Tagen 73 Jahre alt wird, begeistert Tausende Fans in der Donau-Arena, in einer perfekt orchestrierten Licht- und Bühnenshow.
„Wir sind Teilende, nicht Besitzende“, so beschreiben „Die Enteigneten“ ihre Lebens- und Gesellschaftsform in einem Roman von Schriftstellerin Ursula LeGuin. Davon ist in den vielen Weltverbesserungsliedern, die Peter Maffay bei seinem ausverkauften Konzert in der Donau-Arena singt, keine Rede. Und dabei ist der Star durchaus ein Weltverbesserer.
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Wenn man sich die Projekte des Rockstars anschaut, mit denen er sich sozial und gesellschaftlich engagiert und zudem Stiftungen und Initiativen unterstützt, ist klar: Andere Promis könnten sich da gleich mehrere dicke Scheiben abschneiden.
Romantische Traumbilder
Seinen Fans gegenüber bleibt der Sänger, Gitarrist und Komponist meist vage. Er nährt eher romantische Traumbilder wie das vom „Königreich der Liebe“. Dazu gebe es keine Alternative, schreibt Maffay auf seiner Tabaluga-Website, denn „wir leben an ’nem Ort, wo’s oft an Wesentlichem fehlt / komm, wir öffnen unsere Herzen“. Wenn der Star dann im Refrain auffordert „Komm, wir bauen ein Königreich mit Liebe auf dem Thron“, kann er sich der Zustimmung Tausender sicher sein. „Ja, genau!“, bekräftigen gleich mehrere ältere Fans in der Zuschauermenge ihr Einverständnis: „Wenn alle da mitmachen.“ Damit ist die Utopie bereits wieder gestorben.
Genauer wird Maffay, der am 30. August während seiner Solo-Welttournee seinen 73. Geburtstag feiern kann, im ebenfalls neuen Tabaluga-Song „Elektrizität“. Den hat er zusammen mit Stefanie Heinzmann aufgenommen. Das Lied benennt die CO2-Schleudern „Kohle, Öl und auch aus Gas“. Denen stellt Maffay auf herrlich kindlich-pädagogischem Niveau Alternativen entgegen: „Doch Wasser und Sonne kann man benutzen / Um unser Klima blank zu putzen.“ Als er erzählt, dass sich auch kleine Kinder mit diesem und mit anderen schwierigen Themen wie dem „wahnsinnigen, schwachsinnigen Konflikt in der Ukraine“ beschäftigen, blendet er allerdings aus, dass Kinder oft auch hartnäckig nach den Ursachen und Zusammenhängen solcher bedrohlicher Entwicklungen fragen.
Gesellschaftliche relevante Themen
Seinen anhaltenden Erfolg hat der Popmusiker aber nicht nur den schlagerhaften Texten zu verdanken, in denen er immer wieder auch gesellschaftlich relevante Themen aufgreift. Was ihn in den Augen und Ohren seiner großen Anhängerschaft auszeichnet, ist das Image als ehrlicher Rocker, das er sich nach den Schlagerjahren aufgebaut hat.
Aus dieser Anfangszeit präsentiert Maffay in der zweiten Hälfte der perfekt orchestrierten Licht- und Bühnenshow mitten in der Arena das süßliche „Du“. Vom entflammten Publikum wird der Song ebenso lautstark mitgesungen wie das sexuelle Erweckungslied „Und es war Sommer“, „Weil es dich gibt“ und natürlich das unvermeidliche „Über sieben Brücken musst du geh’n“ von der Band Karat.
Gewohnt rockig und laut
Mit „Eiszeit“, einer Nummer aus den 1980ern, erinnert Maffay an die Zeit der Angst vor atomarer Aufrüstung und verweist auf die Aktualität damaliger Debatten. „Die Bedrohung ist immer noch da“, richtet er sozusagen den Zeigefinger in Richtung russischer Drohungen, atomare Waffen einzusetzen. Musikalisch bewegt sich der für Fans unvergessliche Abend in gewohnt rockigen, sehr lauten Bahnen. Der Gesamteindruck über eine solide Bandleistung und wenigen solistischen Highlights wird nur dadurch gedämpft, dass die Textverständlichkeit oft unterirdisch ist. Gesanglich hält der Sänger, der seit 50 Jahren auf der Bühne steht, mit seiner dunkel gefärbten und leicht knarzig-trotzigen Stimme durchaus sein gewohntes Niveau. Eine reife Leistung!
Sänger, Gitarrist und Komponist: Peter Maffey steht seit 50 Jahren auf der Bühne. -Foto: Michael Scheiner
Mit viel Gefühl: Peter Maffay in der Donau-Arena -Foto: Michael Scheiner
