Nachbarschaftshilfe
Pyrbaum: Ein Modell, das Schule macht

Die ökumenische Nachbarschaftshilfe Pyrbaum, die erste ihrer Art im Landkreis, feiert 25-jähriges Bestehen.

11.05.2022 | Stand 15.09.2023, 5:17 Uhr
Heike Regnet
Wenn Gertrud Schuster und Karin Larsen-Lion (r.) in der Chronik der ökumenischen Nachbarschaftshilfe Pyrbaum blättern, werden sofort viele schöne Erinnerungen wach. −Foto: Heike Regnet

Wer etwas über die ökumenische Nachbarschaftshilfe Pyrbaum erfahren will, kann dies am besten beim Stöbern in der Chronik tun, die Gertrud Schuster seit 25 Jahren mit viel Liebe fürs Detail führt. In ihren Ordnern hat sie Protokolle, Flyer, Briefe, Zeitungsartikel und Fotos gesammelt, so dass beim Durchblättern rasch viele schöne Erinnerungen wach werden.

Am Samstag wird das 25-jährige Bestehen gefeiert. Erste Ansprechpartnerin der engagierten Helfer ist Karin Larsen-Lion, die zum Jubiläum alles vorbereitet hat. Dem Gottesdienst schließt sich eine Feierstunde im Schlossstadl für geladene Gäste an.

Den Anstoß, eine ökumenische Nachbarschaftshilfe zu gründen, gab vor zweieinhalb Jahrzehnten eine „Zuagroaste“. Edith Hutter war aus Schifferstadt in der Pfalz aus beruflichen Gründen nach Pyrbaum gezogen. Erfahrungen über die Arbeit einer Nachbarschaftshilfe brachte sie aus ihrer Heimat mit und als sie den beiden Pfarrern, auf katholischer Seite Pfarrer Ferdinand Albrecht, auf evangelischer Pfarrer Johannes Grünwald, davon erzählte, waren die sofort begeistert – der Start der ersten ökumenischen Nachbarschaftshilfe im Landkreis.

„Bürger engagieren sich“ lautete die Schlagzeile im Neumarkter Tagblatt am 19. März 1997. Formuliert waren auch die Ziele „dieser neuen Form von Nachbarschaftshilfe“: Kostenlose und unbürokratische Hilfeleistungen zur Ergänzung bestehender sozialer Dienste. Daran hat sich bis heute nichts geändert. Wie viele Einsätze sie für die Nachbarschaftshilfe geleistet hat, kann Gertrud Schuster nicht genau sagen. „Ich helfe gerne, wenn‘s nötig ist“, sagt die 86-Jährige, die inzwischen selbst in einem Alter ist, in dem andere längst Unterstützung benötigen. Ihre Mitarbeit bei der Nachbarschaftshilfe möchte sie nicht missen.

„Es ist einfach eine gute Sache, wenn man helfen kann“, sind sich Gertrud Schuster und Karin Larsen-Lion einig. Aktuell sind 16 Frauen und vier Männer bei der ökumenischen Nachbarschaftshilfe Pyrbaum aktiv. „Bis der erste Mann zu unserer Runde gestoßen ist, hat es aber einige Jahre gedauert“, erinnert sich Larsen-Lion lachend. „Heute leben wir von dem Gold der aktiven Senioren“, sagt sie mit Blick auf das Durchschnittsalter der Helfer.

Waren es in den Anfangsjahren etwa zehn Einsätze pro Monat, wird die Nachbarschaftshilfe heute zwei- bis dreimal pro Woche angefordert. „In den 25 Jahren waren es rund 4200 Einsätze mit gut 29400 Stunden, die im Ehrenamt von uns geleistet wurden“, sagt Larsen-Lion.

„Die Nachbarschaftshilfe ist eine soziale Feuerwehr“, bringt es Larsen-Lion auf den Punkt. Das haben andere Gemeinden auch erkannt. Bereits 1999 wurde in Postbauer-Heng eine Nachbarschaftshilfe gegründet und viele weitere Orte folgten. Alle Gruppen im Landkreis sind gut vernetzt.

Festakt: Gründung: Kontakt:
Am Samstag beginnt um 15 Uhr der Jubiläumsgottesdienst in der katholischen Pfarrkirche, dem schließt sich ein Empfang mit Festakt „25 Jahre ökumenische Nachbarschaftshilfe Pyrbaum“ im Schlossstadl an.Am 13. Mai 1997 wurde die Nachbarschaftshilfe, damals ein Novum in der Oberpfalz, von 13 Frauen aus der Marktgemeinde Pyrbaum gegründet.Erreichbar sind die engagierten Helfer unter Telefon (09180) 2222, erste Ansprechpartnerin ist Karin Larsen-Lion. (nrt)

„Aber wir haben auch unsere Grenzen“, mahnt Larsen-Lion. Neue Helfer sind jederzeit willkommen. „Wir bieten das modernste Ehrenamt überhaupt. Es gibt keine festen Zeiten, jeder Helfer kann sich sein Arbeitsgebiet aussuchen und wenn es zeitlich nicht passt, kann er auch mal Nein sagen. Jeder Helfer bleibt Herr seiner eigenen Zeit.“ Das Portfolio der Nachbarschaftshilfe reicht vom Einkauf über die Fahrt zum Arzt bis hin zum Briefe schreiben, spazieren gehen oder einfach Zeit für ein gutes Gespräch bei Kaffee und Kuchen.

Dass auch die Geselligkeit bei den Helfern selbst nicht zu kurz kommt, zeigt sich ebenfalls in der Chronik. Ein Highlight war die Auszeichnung der ökumenischen Nachbarschaftshilfe Pyrbaum auf Bundesebene. „Das war schon was ganz Besonderes und hat uns in unserer Arbeit bestärkt.“