Fun-Sport
Rasante Stunts in der Dirtbahn

Regenstaufer Anlage bekam attraktive Runderneuerung. Chris Steinberger schuf einen Kurs für Anfänger. Ein Restrisiko bleibt.

08.09.2018 | Stand 16.09.2023, 6:00 Uhr
Sabine Norgall

Nach den Jumps über die Tables durchfahren die Fun-Sportler die Steilkurve im rasantem Tempo. Foto: Norgall

Wer alte Western mag, dem kommt das Bild vertraut vor. Wie im Film die Indianer vor dem Angriff im Morgengrauen am Bergkamm, so stehen auf der Regenstaufer Dirtbahn die Jugendlichen aufgereiht, um sich mit ihren BMX oder Mountainbikes vom Starthügel in den Kurs zu stürzen. Bereits 2012 wurde die Dirtbahn am Fronauer Weg in Diesenbach angelegt. Weil der Kurs aber für Anfänger zu anspruchsvoll war, wuchs im wahrsten Sinne des Wortes Gras über die Hügel. Kaum noch ein Jugendlicher verirrte sich dorthin.

Regenstaufs Jugendpflegerin Iris Kirschschlager war das schon lange ein Dorn im Auge. Zum einen ärgerte es sie, dass eine potenzielle Attraktion für Jugendliche nicht genutzt werden konnte, zum anderen wollte sie schon lange BMX-Kurse im Ferienprogramm anbieten. Mit Kerstin Heidinger fand Kirchschlager auch eine Profifahrerin, die Anfängerkurse gehalten hätte. Nach einer Besichtigung der alten Bahn stand aber schnell fest: Auf diesem Kurs geht das nicht.

Alter Kurs nichts für Anfänger

Mit Chris Steinberger entdeckte Kirchschlager einen Kursbauer mit viel Erfahrung. Seit über 12 Jahren ist er der Fun-Sportart BMX verfallen und als Betreuer des Regensburger Dirtparks ein ausgewiesener Profi. Steinberger überprüfte den bisherigen Kurs und stellte fest: Die eingebauten Sprünge waren für Anfänger zu gefährlich, die Bahn insgesamt zu unattraktiv.

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Obwohl die Dirtbahn jetzt attraktiver und fast wie neu da steht, verlangt Steinberger einen Bruchteil der Kosten von 2012. Mit „Bavarian Dirts“ hat Steinberger ein eigenes Unternehmen zur Anlage und Wartung der Kurse gegründet.

Sehen Sie im Video: Die Regenstaufer Dirtbahn erhielt eine Runderneuerung. Unter Anleitung von Kursbauer Chris Steinberger, bauten Regenstaufer Jugendliche mit.

Für Iris Kirschschlager war es wichtig, dass die Arbeiten in den Sommerferien stattfinden. Sie und Steinberger waren sich einig: Die Jungs, die die Dirtbahn benutzen, sollten zuvor auch an Tables und Steilkurven mitschaufeln. Damit das in den Ferien klappte, kam Steinberger auf Krücken zur Dirtbahn. Nach zwölf Jahren intensivem Funsport, wurde ihm am 2. Juni ein Sprung zum Verhängnis. Zum ersten Mal stürzte er schwer. Diagnose: Oberschenkelhalsbruch. Diesen Bruch, sagt er, habe es nur deshalb gegeben, weil er im Betonpark gefahren sei. Eine solche Verletzung könne es auf Dreck, sprich den Regenstaufer Erdhügeln, nicht geben.

Steinberger hat noch nicht richtig ausgesprochen, schon wird er widerlegt. Während des Gesprächs mit der MZ testen die Jungs die Bahn. Der 13- jährig Max kommt beim Landen zu steil auf und stürzt nach vorne über den Lenker. Diagnose: Schlüsselbeinbruch. Erst kommt der Notarzt, dann wird Max mit dem Rettungswagen in ein Regensburger Krankenhaus gebracht. Seine Kumpels sind leicht geschockt. „Heute mache ich keine Sprünge mehr“, versichern viel. Ein Vorsatz, der bald vergessen ist. Rund eine halbe Stunde später melden sie sich stolz die ersten: „Chris, ich bin doch wieder gesprungen.“

Tolle Leistungen mit Spaß

Steinberger selbst probierte vieles aus. Skaten, Halbmarathon, Fußball, „aber das war nichts für mich. Ich wollte keine Sportarten, wo man beim Training Leistung zeigen muss, damit man am Wochenende spielen darf“. Bei Fun-Sportarten könne jeder kommen und gehen wie er wolle. Viele gingen über ihre Leistungsgrenze hinaus, „einfach weil es Spaß macht“. Die Regenstaufer Dirt-Bahn hält er für nicht gefährlicher als Fußballspielen: „Außer, dass dir beim Fußball ein anderer die Haxen weghaut. Mit dem Rad bist du selbst schuld, wenn was passiert.“ Die neue Bahn sei so angelegt, dass die Nutzer hineinwachsen könnten.

Über die neuen Tables muss keiner springen. Da kann man auch einfach drüberrollen. Den Pump-Track, die wellenförmigen Erdhügel, die neue angelegt wurden, könnte selbst ein Kind mit einem Laufrad befahren, freut sich die Jugendpflegerin. Anfänger fahren langsam, Fortgeschrittene springen mit Anlauf und holen sich den Schwung für den Gegenkurs in der Steilkurve.

Steinberger begutachtet die einzelnen Fahrstile und rät den Jungs, nach der Startrampe nicht zu treten. Den Schwung sollen sie sich beim pushen holen, wenn sie auf ihren Rädern immer wieder in die Knie gehen und so an Geschwindigkeit zulegen.

„Die Jungs müssen lernen, dass sie selbst für die Bahn verantwortlich sind.“Kursbauer Chris Steinberger

Was jetzt noch fehlt, ist eine Hütte neben dem Dirtpark. Dort sollen Schaufeln und ein großer Wasserkanister untergebracht werden. Die Jungs, sagt Steinberger, müssten lernen, dass sie selbst für ihre Bahn verantwortlich seien und vor jedem Start vor allem zwei Aufgaben hätten: Schaufeln und wässern.

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