Kita-Streik
Regensburg: Erzieher streiken erneut

Beschäftigte im Sozial- und Erziehungsdienst sollen ihre Arbeit niederlegen. Die Gewerkschaft bittet Eltern um Verständnis.

10.05.2022 | Stand 15.09.2023, 5:16 Uhr
In den vergangenen Monaten kam es in Regensburg immer wieder zu Streiks. Die Beschäftigten fodern nicht nur mehr Lohn, sondern vor allem bessere Arbeitsbedingungen. −Foto: Heike Sigel

Kitas, Soziale Arbeit und Behindertenhilfe - die Beschäftigten dieser Arbeitsfelder des Sozial- und Erziehungsdienstes von Kommunen und tarifgebundenen freien Trägern ruft die Bildungsgewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) im Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) auch in der zweiten Maiwoche zum Streik auf. Der Streik dient laut einer Pressemitteilung dazu, die Arbeitgeberverbände zu bewegen, in dieser Tarifrunde endlich Vorschläge auf den Tisch zu legen. Die Gewerkschaft ver.di verhandelt für die Gewerkschaften des DGB ab dem 16. Mai in Potsdam in einer dritten Verhandlungsrunde die Forderungen der Gewerkschaften.

Streiks am 11. und 12. Mai

Die GEW streikt am 11. Mai in Nürnberg mit allen Beschäftigten im Sozial- und Erziehungsdienst in allen Betrieben in Mittelfranken, den Landkreisen Regensburg (inkl. Stadt Regensburg), Neumarkt, Bamberg und Forchheim. Am 12. Mai ruft die GEW bayernweit ihre Mitglieder zum Streik auf, mit Kundgebung in München. Bei dem zentralen Verdi-Aktionstag in München sind ebenso Beschäftigte der Kitas, der Mittagsbetreuung und der Sozialen Dienste der Stadt Regensburg zu ganztätigen Warnstreiks aufgerufen.

Bessere Arbeitsbedingungen:TVÖD-Beschäftigte:
In der aktuellen Tarifrunde für die Beschäftigten im kommunalen Sozial- und Erziehungsdienst geht es um bundesweit 230.000 Beschäftigte. Wesentliche Forderungen sind Anpassungen der Eingruppierung, aber auch Verbesserungen bei den Arbeitsbedingungen, wie der Festlegung von Vor- und Nachbereitungszeiten der pädagogischen Arbeit. Mehr dazu aufwww.gew.de/wir-sind-die-profis.Aufgerufen werden können alle im Sozial- und Erziehungsdienst nach TVöD tarifgebunden Beschäftigten (S-Eingruppierung). Praktikant*innen und Auszubildende im öffentlichen Dienst werden nicht aufgerufen, da sie nicht Gegenstand der laufenden Tarifverhandlungen sind. Ausnahme: Auszubildende in der Heilerziehungspflege.

Ob und wieviele Einrichtungen in Regensburg tatsächlich geschlossen werden, stehe noch nicht fest. Wie Juliane von Roenne-Styra, Pressesprecherin der Stadt auf Nachfrage sagte, entscheide sich das erst kurzfristig. Seitens der Stadt würden Vorkehrungen getroffen, um die Betreuung der Kinder in städtischen Kindertageseinrichtungen soweit wie möglich sicherzustellen. Die Einschränkungen können allerdings von Einrichtung zu Einrichtung unterschiedlich ausfallen.

Betroffene Eltern würden via Elternbrief informiert, bzw. sollten diese direkt in ihrer Einrichtung nachfragen. In begrenztem Umfang würden Notbetreuungsangebote eingerichtet. Am Mittwoch, 11. Mai, ist von 14 bis 17 Uhr unter Telefon 507-3760 ein Service-Telefon für Eltern geschaltet.

Auch die Mittagsbetreuung wird am 12. Mai an einigen Schulen in Regensburg bestreikt. Vom Warnstreik werden auch die Jugendzentren im Stadtgebiet betroffen sein.

Zu dem Warnstreiks sagte Gewerkschaftssekretär Mario Schwandt: „Nach der sehr erfolgreichen Streikwelle letzte Woche sind zwei weitere Streiktage ein deutliches Zeichen an die Arbeitgeber, endlich ein Angebot vorzulegen. Sie müssen mit uns zusammen die Arbeitsbedingungen verbessern, um den massiven Fachkräftemangel nachhaltig zu lösen. 25 Prozent der Absolvent*innen der Erzieher*innenausbildung verlassen nach kurzer Zeit den Beruf. Das hat auch mit der enormen Arbeitsverdichtung der letzten Jahre zu tun. Gerade deswegen fordern wir Regelungen zu Vorbereitungszeiten, damit Kitas wieder Bildungsorte werden, derzeit gleichen sie oft Bewahranstalten.“

Betreuungsangebote fallen mancherorts aus

Die Bildungsgewerkschaft GEW bittet die Eltern um Verständnis, dass an einigen Orten Betreuungsangebote ausfallen werden. Gerd Schnellinger, stellvertretender Landesvorsitzender der GEW betont: „Wir wollen keinesfalls die Eltern belasten und hoffen auf ihr Verständnis und freuen uns über ihre Teilnahme an den Kundgebungen. Die Arbeitsbedingungen in den Betrieben sind maßgeblich verantwortlich für die Qualität der Erziehung, Bildung und Förderung ihrer Kinder in den Einrichtungen.“

Die GEW setzt sich seit vielen Jahren dafür ein, die Sozial- und Erziehungsberufe aufzuwerten. In der aktuellen Tarifrunde geht es ihr darum, die Berufsfelder für junge Menschen attraktiver zu machen, indem die Arbeitsbedingungen tarifvertraglich verbessert werden und die Eingruppierung modernisiert wird.