Bundesweiter Streik
Regensburger Frauenhaus bangt um Finanzierung und fordert Unterstützung

07.03.2023 | Stand 15.09.2023, 1:17 Uhr |
Bernadette Niedermeier
Rebekka Tchelebi (l.) und Ingeborg Heindl trugen ihre Forderungen vor. − Foto: Grießhaber

Im vergangenen Jahr konnte das Autonome Frauenhaus Regensburg 134 von 154 Frauen, die um einen Platz baten, nicht aufnehmen. Um auf Missstände hinzuweisen, schloss sich das Regensburger Frauenhaus gestern am Kohlenmarkt dem bundesweiten Streik der Autonomen Frauenhäuser an.



Über Mikrofon und Lautsprecher kritisierte Ingeborg Heindl vom Regensburger Frauenhaus: „Viele Punkte der Istanbul-Konvention wurden immer noch nicht umgesetzt.“ Die Istanbul-Konvention wurde 2011 vom Europarat beschlossen und ist ein Übereinkommen, das sich gegen Gewalt an Frauen richtet. Aktuell sind 34 Länder der 47 Mitgliedsstaaten des Europarats Teil der Istanbul-Konvention.

„Deutschland wurde letztes Jahr angemahnt, zu wenig für den Schutz von Frauen zu tun“, ergänzt Heindl. Sie fordert einen sicheren, schnellen und unbürokratischen Zugang zu Schutz und Unterstützung für alle von Gewalt betroffenen Frauen und deren Kinder, denn: „Davon sind wir noch weit entfernt.“

Zufluchtsort für Frauen und Kinder

Auch Iris Mitterhuber ist eine von sieben Mitarbeiterinnen im Regensburger Frauenhaus. „Wir helfen bei häuslicher Gewalt und Nachstellung“, erklärt sie. Das Frauenhaus unterstützt durch eine persönliche Beratung und zeigt Betroffenen Möglichkeiten auf. Außerdem können Frauen, die körperliche, sexuelle oder seelische Gewalt erleben, dort mit ihren Kindern einen sicheren Zufluchtsort finden.

Dass Iris Mitterhuber wöchentlich Frauen, die einen Platz suchen, absagen muss, belastet die Sozialpädagogin. In ganz Deutschland fehlen 15000 Frauenhausplätze. „Kriterien bei der Aufnahme sind natürlich unsere Kapazitäten und daher, wie viele Kinder jemand mitbringt. Eine weitere Rolle spielt die Gefährdungssituation“, sagt Mitterhuber. Im vergangenen Jahr wohnten insgesamt 31 Frauen und 39 Kinder im Regensburger Frauenhaus.

Sorge vor anderer Finanzierung

Aktuell erhält das Frauenhaus einen Personalkostenzuschuss vom bayerischen Staatsministerium sowie eine Pauschalfinanzierung durch die Stadt Regensburg und die Landkreise Regensburg, Kelheim, Neumarkt und Cham.

Ingeborg Heindl befürchtet aber, dass bayernweit Leistungsvereinbarungen eingeführt werden. „Das würde bedeuten, dass nicht mehr die Einrichtung Frauenhaus pauschal gefördert wird, sondern von Gewalt betroffene Frauen ihre Hilfe selbst beantragen müssen“, erklärt sie.

Schon viele bayerischen Frauenhäuser werden laut Heindl bereits so finanziert, da es bislang keine einheitliche Regelung gebe. „Durch die Leistungsvereinbarungen entsteht ein riesiger bürokratischer Aufwand. Dass Frauen ihre Förderung selbst beantragen müssen, ist eine Frechheit.“ Ingeborg Heindl wünscht sich eine bundeseinheitliche Pauschalfinanzierung.

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