Schwierige Mission der Sea-Eye 4
Regensburger Seenotretter bringen 105 Menschen und zwei Leichen nach Neapel

07.02.2023 | Stand 15.09.2023, 1:45 Uhr
Die Sea-Eye 4 der Regensburger Seenotretter liegt derzeit im Hafen von Neapel. −Foto: Maik Lüdemann

Mit 105 geretteten Personen sowie zwei Leichen an Bord erreichte die Sea-Eye 4, das Schiff der Regensburger Seenotretter Sea-Eye e.V., am Montag den Hafen von Neapel. Dort konnten die 105 Überlebenden an Land gehen, auch die Toten wurden vom Schiff gebracht.



Es war eine schwierige Mission, bei der insgesamt drei Todesfälle zu beklagen sind, schreibt der Rettungsverein in einer Pressemitteilung. In der Nacht vom Donnerstag auf Freitag hatte die Crew der Sea-Eye 4 zwei Rettungseinsätze durchgeführt. Zwei Menschen konnten nur noch tot geborgen werden. Eine weitere Person verstarb nach einer Notfallevakuierung am Sonntag in einem Krankenhaus an Land. Zuvor musste bereits eine andere Person von Bord evakuiert werden, sie wird weiterhin in einem Krankenhaus behandelt. Unter den Toten ist auch eine junge Mutter, deren Baby unter den Überlebenden ist.

Gorden Isler, Vorsitzender von Sea-Eye e.V., kritisiert die italienischen Behörden: „Sie verlängern das Leiden der Überlebenden, indem sie dem Rettungsschiff den über 480 Kilometer entfernten Hafen Neapel zuwiesen.“ Zuvor hätten die italienischen Behörden sogar den 1000 Kilometer entfernten Hafen Pesaro genannt. Für die Sea-Eye 4 wäre ein sizilianischer Hafen deutlich schneller erreichbar gewesen und die Menschen hätten viel schneller Zugang zur benötigten medizinischen Versorgung bekommen können.

Dramatischstes Erlebnis auf See

„Insgesamt war es das dramatischste Erlebnis, das ich bisher auf See hatte. Vor allem die Menschen der ersten Rettung waren in einem extrem schlechten Gesundheitszustand, als sie bei uns an Bord ankamen. Sie hatten sechs Tage auf dem Boot verbracht ohne Essen, ohne Trinkwasser. Zwei Leichen wurden an Bord gebracht. Es war für alle sehr erschütternd“, sagt Einsatzärztin Dr. Angelika Leist von German Doctors e.V.

Die Sea-Eye 4 liegt derzeit noch im Hafen von Neapel, von wo aus sie sich zum nächstmöglichen Zeitpunkt auf den Weg nach Burriana macht. Dort geht das Schiff für Routine-Instandhaltungsarbeiten in die Werft.

− klm