Tradition
„Ripperl-Rudi“ lässt den Maibaum hüten

Im Vorjahr hatte er ihn noch gestohlen, jetzt wird er vor seinem „Poststüberl“ aufgestellt – und sein Hund Xaverl passt auf.

22.04.2010 | Stand 16.09.2023, 21:08 Uhr
Günter Treiber

PARSBERG.Es ist ein Stück Kultur und es hat eine lange Tradition: Am Vorabend des 1. Mai wird in Dörfern und Kleinstädten der Maibaum aufgestellt. Nach vielen Jahren Pause hatte im Vorjahr der Stammtisch Bärenkeller die alte Tradition wieder übernommen. Allerdings gibt es den „Bärenkeller“ zurzeit nicht mehr.

Da aber die Stammtischbrüder das Versprechen abgegeben haben, die Tradition weiterzuführen, ist man zum „Ripperl-Rudi“ ins Poststüberl umgezogen und dieser hat zugesagt, dass der Maibaum 2010 am Poststüberl aufgestellt wird. Und da gibt es schon die ersten Lacher. War es doch der „Ripperl-Rudi“, der im vergangenen Jahr den Maibaum gestohlen hatte und nur nach Bezahlung eines beachtlichen Lösegeldes wieder herausrückte. Und nun ist er der Aufsteller und muss selbst aufpassen, dass er nicht geklaut wird. Nun, was sind denn diese Traditionen um einen Maibaum?

Das Tagblatt hat bei seinen Recherchen festgestellt, dass man einst feste Regeln hatte: Nach der ursprünglichen bayerischen Tradition, die zurück bis ins 13. Jahrhundert geht, durfte der Baum nur in der Walpurgisnacht (30.April) gefällt werden. Der Maibaum galt als Sinnbild für Zuversicht und Hoffnung auf eine Glück bringende, fruchtbare Frühlings- und Sommerzeit. Sechs bis acht Wochen vor dem 1.Mai wird der Baum unter Beteiligung der Dorfgemeinschaft vom Wald zu einem geeigneten Lagerplatz transportiert. Dort muss er dann rund um die Uhr bewacht werden, denn ab jetzt darf der Baum gestohlen werden.

Da es im Laufe der vielen Jahre immer zu Meinungsverschiedenheiten kam, wurden einige Spielregeln bezüglich des Maibaumstehlens aufgestellt: Diebe, die noch innerhalb der Gemeindegrenzen beim Abtransport überrascht werden, müssen ihre Beute zurückgeben. Gewalt gegenüber Bewachern darf auf keinen Fall angewendet werden. Wenn ein Bewacher die Hand auf den Baum legt, ist dieser tabu.

PARSBERG.Der Baum darf nicht zersägt, noch anderweitig beschädigt werden. Ein Baum darf erst gestohlen werden, wenn er innerhalb des Ortes aufbewahrt wird. Das Stehlen eines Maibaumes soll so gehandhabt werden, dass Polizei und Gericht nicht benötigt werden. Im Lauf der Jahrhunderte, Jahrzehnte und Jahre haben sich viele Regeln in den Orten unterschiedlich geändert. Geblieben ist das Schmücken, Stehlen und wieder Auslösen.

Der Bräuche und Sitten gäbe es gar viele zu berichten. Schauen wir lieber, was bei den Parsbergern geschieht. Sie nehmen den alten, weiß-blau gestrichenen Baum wieder her. Sind es in vielen Orten die Burschenvereine, die beim Maibaum tätig werden, so hat sich in Parsberg ein Stammtisch „alter Herren“ der Sache angenommen. Wurde früher der Baum vom Burschenverein des Nachbarortes geklaut, so sind es in Parsberg „konkurrierende Wirtshäuser“, die das übernehmen.

Dass mit Musik und Trara der Baum vom Aufbewahrungsort – das Tagblatt wird sich hüten den Ort zu verraten – zum Aufstellort getragen wird, das halten auch die Parsberger so. Eventuellen Dieben sei aber gesagt, dass der Baum von keinem Geringerem als „Ripperl-Rudis“ Haushund Xaverl bewacht wird – sofern er nicht gerade die Zeitung holen muss.

Auf alle Fälle wird der Baum, ob vorher gestohlen oder nicht, am Samstag gegen 15 Uhr am Poststüberl aufgestellt und mit Musik und viel Gaudi in die Senkrechte gebracht und dann wird gefeiert.