Wirtschaft
Rudi schließt seinen Angelladen

Nach über vier Jahrzehnten sperrt Rudolf Straßburger sein Geschäft in Roding am 31. Januar 2019 aus Altersgründen zu.

05.11.2018 | Stand 16.09.2023, 5:54 Uhr

Nach 47 Jahren hört Rudolf Straßburger mit dem Betrieb des Angelgeschäfts in der Rodinger Altstadt auf. Foto: Schreiner

Zwischen unzähligen Haken Ruten und Keschern behält Rudolf Straßburger in seinem Angelzentrum in der Altstadt den Überblick. Bei Freizeitanglern ist das Traditionsgeschäft für die große Auswahl an Equipment und professionelle Beratung bekannt. Nach über vier Jahrzehnten ist jedoch Schluss. Aus Altersgründen macht der Inhaber seinen Laden an der Brücke Ende Januar dicht – nach 47 Jahren.

Gerüchteweise war es schon mehrfach zu hören gewesen, seit einigen Tagen deuten große rote Buchstaben in den Schaufenstern auf den Räumungsverkauf hin. „Der 31. Januar 2019 wird der letzte Tag sein“, sagt der Inhaber im Gespräch mit unserem Medienhaus. Mit 72 Jahren sei es an der Zeit, einen Schlussstrich zu ziehen. Dabei schwingt in diesem Satz jede Menge Wehmut mit. „Ich bin jetzt schon ganz fipprig“, gibt Rudolf Straßburger, den in Roding alle nur „Rudi“ rufen, zu.

1969 zurück in die Heimat

Nach der Schule hat Straßburger eine Ausbildung zum Maschinenschlosser absolviert und anschließend für eine Fassadenfirma im Ruhrpott gearbeitet. In Dortmund hat er auch seine Frau Roswitha kennengelernt. Im Jahr 1969 hat sich das Paar entschieden, wieder in die Heimat zurückzukehren. „1972 habe ich das Geschäft schließlich von meiner Mutter übernommen“, erzählt Straßburger. Damals wurden in dem Anwesen An der Brücke 2 – ein berühmtes Seeberger-Haus – Porzellan sowie Eisen- und Haushaltswaren verkauft. „Ich stand auch schon als Kind im Laden“, erinnert er sich. Zusammen mit seiner Frau hat er daraus später das Rodinger Angelzentrum gemacht und das Sortiment mit Zinnwaren, Pokalen und Bierkrügen erweitert.

„Es kommt schon Wehmut auf, da ich das Geschäft mit Leib und Seele geführt habe.“Rudi Straßburger, Inhaber

Zudem hat er sich eine Gravur-Maschine gekauft und sich das Gravieren quasi selbst beigebracht. „Zu dieser Zeit gab es niemanden, der das in Roding gemacht hat“, berichtet er. Vor wenigen Jahren bestellten noch sämtliche Vereine Zinnteller und Pokale für die Sieger von Turnieren oder Meisterschaften. Die Nachfrage ist jedoch rückläufig. Heute freuen sich die Gewinner eher über Geldpreise. „Manche haben ja daheim mehr Pokale und Medaillen in der Glasvitrine als ich im Geschäft“, sagt Straßburger und grinst.

Zurück zum Angeln: Auch der Inhaber war „in jungen Jahren“, wie er sagt, aktiver Fischer, ist er doch am Fluss Regen aufgewachsen. Heute sei es für ihn nur noch ein kleines Hobby. Für andere hingegen ein großes. Bei den 13- und 14-Jährigen ist Angeln beliebt. „Danach haben sie oft andere Interessen und kommen erst im Alter wieder zurück zum Hobby“, so Straßburger. Gerade in Roding findet man vor Ort gute Bedingungen – sei es am Regen oder anderen Gewässern. „Acht Kilometer beträgt allein die Flusswasserstrecke des Rodinger Fischereivereins“, weiß er. Auch Urlaubsgäste haben das Gebiet schon für sich entdeckt. Seit 40 Jahren verkauft Straßburger Angelkarten der beiden Fischereivereine Roding und Untertraubenbach.

Den 72-Jährigen trifft man aber nicht nur in seinem Laden in der Nähe des Marktplatzes an, sondern nicht selten auch auf dem Freizeitgelände am Esper. Dort ist er seit 2002 als Platzwart im Einsatz. Nach der Arbeit kümmert er sich um die Paddler und hat eine Auge auf die Jugendlichen, die sich auf dem Freizeitgelände treffen.

Urlauber und Stammgäste

Neben Stammgästen und Kunden aus dem Landkreis Cham decken sich im Angelladen auch Urlaubsgäste mit wichtigen Utensilien ein – vom Futter über die Rolle bis zum Schwimmer. Auch die Technik hat sich stets weiterentwickelt. „Früher gab es Trends wie bei den Fußballschuhen – und jeder hat sich gleich das neueste Modell besorgt“, vergleicht er. Mittlerweile hätten die meisten Angler ihre bewährte Ausstattung und würden nur noch ab und zu nachjustieren.

Auch die Konkurrenz im Internet hat sich auf den Umsatz ausgewirkt. Doch darüber will Straßburger nicht klagen. „Mir hat es trotz allen Höhen und Tiefen Spaß gemacht“, betont er. Ausschlagend für die Aufgabe – seine beiden Söhne haben kein Interesse, das Geschäft fortzuführen – sei zum einem das Alter. Zum anderen, so Straßburger, die Tatsache, dass mit der Stadt Roding ein potenzieller Käufer des Gebäudes in Aussicht ist. „Es besteht Interesse. Die Gespräche laufen aber noch“, teilt Josef Zwicknagl, Leiter der Finanzverwaltung, auf Nachfrage mit.

Langweilig wird dem Rudi im Ruhestand nicht, ist er doch aktives Mitglied in einigen Vereinen. Und dem Enkelkind hat er mehr Zeit zum gemeinsamen Angeln versprochen ...

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