Namensfest
Schorndorf feiert Maria Immaculata

Das Patrozinium der Pfarrkirche wird mit einer Anbetung und einem Festgottesdienst begangen.

05.12.2021 | Stand 15.09.2023, 22:31 Uhr
Die Erwählung Mariens zeigt das mittlere Deckenfresko in der Pfarrkirche. „Könnte man es je ausdrucksstärker darstellen als in Schorndorf?“, so der 2013 verstorbene Studiendirektor Josef Menath. −Foto: csa

Das Patrozinium feiert diesen Mittwoch, 8. Dezember, dem Hochfest der ohne Erbsünde empfangenen Jungfrau und Gottesmutter Maria, die Schorndorfer Kirchengemeinde Maria Immaculata. Das Patrozinium in Schorndorf ist verhältnismäßig jung. Erst als 1884 anlässlich einer Renovierung die Altargemälde ausgewechselt wurden, entschloss sich die Pfarrgemeinde Schorndorf den 8. Dezember zum neuen Patrozinium zu nehmen.

Der 2013 verstorbene Studiendirektor und Kirchenforscher Josef Menath umschreibt das Hochfest der ohne Erbsünde empfangenen Jungfrau und Gottesmutter Maria am 8. Dezember wie folgt: „Vielleicht ist es nicht abwegig, bei dem Fest, das die Christen heute begehen, sorgfältig zwischen Ereignis und Geheimnis zu unterscheiden. Um welches Ereignis es sich dabei handelt, darüber gab und gibt es unter den Gläubigen immer wieder Unsicherheit und Missverständnisse. Dabei macht es uns das Kalenderdatum doch so leicht, das Ereignis förmlich zu errechnen! Denn in genau neun Monaten, am 8. September, feiern wir ja das Fest Mariä Geburt. Und diese Monate umspannen eben die Zeit, die Maria im Leib ihrer Mutter verbrachte: Und somit begehen wir heute den Tag, da Maria in ihrer Mutter zu leben begann.

Bei gewöhnlichen Sterblichen wird dieses Tages, mit dem ihr Leben beginnt, nicht gedacht; bei Maria aber verband die Kirche mit diesem Ereignis ein Geheimnis: das Geheimnis ihrer Unbeflecktheit, wie man es früher formulierte, das Geheimnis ihrer Auserwählung, wie man heute lieber sagen möchte. Von der ersten Sekunde ihres Lebens an eilt sie auf die große Stunde zu, Mutter unseres Herrn zu werden und ‚Himmelskönigin‘.

Und aus der Mitfreude an ihrer Erwählung heraus lassen wir es uns nicht nehmen, schon den allerersten Tag ihres Eintritts in das Leben festlich zu begehen. Dass wir ihn mitten im Advent feiern, macht die Ausschau auf Weihnachten noch dichter und lichter. Johannes und sein ‚Kehret um!‘, das ist die herbere Komponente des Advents, die lichtere Komponente aber, das ist Maria, das Leben Mariens, das immer dichter auf das Weihnachtsgeschehen zuwächst. So verschmelzen Ereignis und Geheimnis dieses Tages zu einem Lobgesang, zum Magnifikat auf den Herrn, der ‚angesehen hat die Niedrigkeit seiner Magd…‘.

Nicht nur die einfachen Gläubigen haben ihre Schwierigkeiten mit diesem heutigen Fest. Wie sollten etwa Maler das Ereignis des heutigen Tages ins Bild bringen? Wie kann man den Lebensbeginn eines Menschen im Mutterleib bildhaft darstellen? Wir hätten volles Verständnis, wenn die Künstler dabei resignierten und auf solche Darstellungen verzichteten, wenn sie sich einfach, wie vielfach geschehen, auf das Geheimnis des Festinhalts beschränkten. Und doch: Im Barock fanden sie einen Weg, auch das Ereignis des Festes aufs Bild zu bannen, indem sie einfach alle Aussage in das Wort ‚Empfängnis‘ verlegten. Ein Akt Des ‚Empfangens‘ ist das Ja: mit den drei Elementen des Gebenden, des Empfangenden, der Gabe. Der Gebende, das ist Gott; die Empfangenden, das sind die Eltern, und die Gabe, das ist das Kind, das Gott in diesem Moment aus dem Schoß der Ewigkeit herausholt und an die Eltern verschenkt.

Dass sich eine solch seltene Darstellung in unserem Landkreis befindet, verdient größere Beachtung. Lange war das Fresko in der Pfarrkirche von Schorndorf unter dem Verputz verborgen, 1960 kam es wieder hervor, wurde mustergültig renoviert, sein Inhalt aber missdeutet. Dabei kündet es so verblüffend schlicht das Ereignis des heutigen Festes: Um die Deckenöffnung herum gruppieren sich die Personen. Von oben kommt das Gottesgeschenk herabgeschwebt, Maria; mit ausgebreiteten Armen, ganz Empfangende, erwartet rechts unten Anna ihre Himmelsgabe, links unten kniet voll freudiger Erwartung Joachim. Neben Maria schickt der Heilige Geist seine Gnadenstrahlen hinab zum Schoß der Anna, aber auch hinüber zu Maria, deren Leib dazu ausersehen ist, bald Gefäß des Gottessohnes zu werden. Mariä Empfängnis, könnte man es je ausdrucksstärker darstellen als in unserem Schorndorf?“ (csa)