150 Jahre Evangelische Kirche
Schwandorfer Protestanten feiern ihre Erlöserkirche

11.12.2022 | Stand 15.09.2023, 2:34 Uhr
Bei einem kleinen Empfang nach dem Festgottesdienst kamen die Gäste, zu denen auch die Bürgermeister Harald Bemmerl (r.) und Thomas Falter (2. v. r.), Oberbürgermeister Andreas Feller (4. v. r.), Regionalbischof Klaus Stiegler (2. v. l.) sowie Alexander Klette (4. v. l.), Vorsteher der neu-apostolischen Gemeinde Schwandorf, gehörten, zusammen. −Foto: Fotos: Jan Lange

Es ging festlich zu am Sonntag in der Erlöserkirche in Schwandorf. Nicht nur, weil es der dritte Advent war. Die Gemeinde feierte das 150-jährige Bestehen ihres Gotteshauses. Im Jahr 1872 – ebenfalls am dritten Advent – wurde das Bethaus an der Bahnhofstraße eingeweiht.

Schwandorf war einige Jahre zuvor an das Bahnnetz angeschlossen worden. Das sorgte für neue Arbeitsmöglichkeiten und lockte auch zahlreiche Protestanten von auswärts an. Sie wollten auch einen gemeinsamen Raum in der Stadt haben, in dem sie ihren Glauben leben konnten. So wurde das Bethaus errichtet.

Schwandorf hat heute gut 3000 Protestanten

Es war der Beginn des evangelischen Glaubens in der Stadt und das Bethaus das erste evangelische Gotteshaus von Schwandorf. Immer wieder wurde die Gemeinde von außen beeinflusst: Zuerst als Filialgemeinde der Pfarrei Amberg, dann durch Zugezogene oder später durch Gäste aus Brasilien und Nordamerika und aktuell auch durch Flüchtlinge aus der Ukraine.

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Heute gibt es knapp 3000 Protestanten in Schwandorf. Um die 50 Gläubige kommen regelmäßig zu den Gottesdiensten – zu besonderen Anlässen sind es deutlich mehr. Auch am Sonntag war die Erlöserkirche zum Festgottesdienst anlässlich des Kirchjubiläums gut gefüllt. Zu den Gästen gehörten unter anderem Oberbürgermeister Andreas Feller (CSU) sowie die Bürgermeister von Wackersdorf, Thomas Falter (CSU), und Steinberg am See, Harald Bemmerl (SPD). Wackersdorf gehört zur evangelischen Pfarrei, hier werden auch regelmäßig Gottesdienste abgehalten.

Stiegler: Es gab immer Menschen, die die Kirche gestaltet haben

Regionalbischof Klaus Stiegler aus Regensburg hielt die Predigt. Die Gemeinde habe nach seinen Worten einen Ort, wo sie der christlichen Zuversicht immer wieder ein Bild geben könne, meinte er. 150 Jahre evangelisches Gemeindeleben bedeuten, so Stiegler, dass über diese lange Zeit immer Menschen da gewesen seien, die die Kirche gestaltet haben.

Der Glaube verbinde die Menschen über Generationen hinweg, so der Regensburger Kirchenvertreter in seiner Predigt. Das wurde auch beim Festgottesdienst am Sonntag deutlich. Auf den Bänken saßen ältere wie jüngere Gläubige. Man müsse Formen finden, um die Menschen weiterhin anzusprechen, gibt Stiegler den Schwandorfer Protestanten mit auf den Weg.

Altes Bethaus wurde am 17. April 1945 zerstört

Das ist für die evangelische Gemeinde nicht immer einfach, auch sie verliert Mitglieder, mit den Wackersdorfern habe sie momentan noch 3600. Damit zähle die Schwandorfer Pfarrei laut Stiegler zu den größeren der insgesamt 149 Gemeinden im Kirchenbereich.

Die Gemeinde zelebriert ihre Gottesdienste dabei längst nicht mehr in dem Schwandorfer Bethaus von 1872. Das wurde am 17.April 1945 zerstört. An jenem verhängnisvollen Tag legten Bomben das Bahnhofsviertel in Schutt und Asche – und damit auch das evangelische Gotteshaus.

Aus der Notkirche wurde 1963 die Erlöserkirche

Im Jahr 1949 wurde der Grundstein für die Notkirche gelegt, die ein Jahr später eingeweiht wurde. 1963 erhielt das Gotteshaus den Namen Erlöserkirche, die sich über die Jahrzehnte baulich immer wieder verändert hat. Die wechselvolle Geschichte wird in einer kleinen Ausstellung anschaulich präsentiert. An das alte Bethaus erinnert aber auch die Jesusfigur im Altarraum. Sie hat keine Arme und Beine. Der Torso wurde nach der Bombardierung aus den Trümmern gerettet, Arme und Beine waren verbrannt. Es sei nicht nur eine Erinnerung an den Krieg, fand Klaus Stiegler, sondern mache auch deutlich, dass Christus gezeichnet ist von dem, was in der Welt ist.

150 Jahre evangelische Kirche in Schwandorf wurden nicht nur mit dem Festgottesdienst begangen. Am kommenden Samstag gibt es ein Konzert mit dem Duo Connessione in der Erlöserkirche. Und auch im kommenden Jahr werde das Jubiläum immer wieder zu unterschiedlichen Anlässen Thema sein, kündigt die Pfarrei an. Mit dem Pfingstfest soll das Jubiläumsjahr dann beschlossen werden.