Wirtschaft
Seit 20 Jahren auf der Jagd nach Ideen

Für Martin Dess begann alles mit einem Fliesenleger. Heute ist der Röckersbühler der Chef einer erfolgreichsten Werbeagenturen Deutschlands: die Jäger

17.01.2014 | Stand 16.09.2023, 7:14 Uhr

Martin Dess und seine Agentur „Die Jäger“ feiern 20. Jubiläum. Foto: Endlein

Es ist eine Geschichte, die man gerne mit dem amerikanischen Traum verbindet, mit New York und dem Spruch „vom Tellerwäscher zum Millionär“. Doch die Geschichte von Martin Dess spielt weder in New York, noch war der 44-Jährige jemals Tellerwäscher. Dennoch: Der Weg vom Landwirt aus Röckersbühl hin zum Besitzer einer der erfolgreichsten deutschen Werbeagenturen hat „Amerikanischer Traum“-Qualität.

Vor 20 Jahren begann die Geschichte für Martin Dess – mit einem Fliesenleger. „Mein erster Kunde war der Fliesenleger von nebenan. Dem habe ich ein Firmenlogo für sein Auto designt“, erinnert er sich, während er in seinem Büro ganz oben im 2000 errichteten modernen Gebäude seiner Agentur mit dem Namen„Die Jäger“sitzt. Die Adresse: Hauptstraße 1, Röckersbühl.

Der Blick aus dem Fenster schweift über die weite Landschaft rund um den Ortsteil von Berngau. Felder, Wiesen, Wälder und Gehöfte sind zu sehen. Man ist auf dem Land. Als Nachteil hat Dess das nie empfunden – ganz im Gegenteil. „Wir haben eine vermeintliche Schwäche in eine Stärke verwandelt“, spielt er auf die Umbenennung seiner Firma von „dessign“ in „Die Jäger“ 2008 an. Der im neuen Namen abzulesende betont ironische Umgang mit der ländlichen Herkunft hat sich für Dess und seine Firma zu einem wirksamen Ausrufezeichen unter den vielen Agenturen auf dem Markt entwickelt. Unterstützt wird dies durch eine Stil, der das aktuelle Faible vieler für ein vermeintlich heiles Landleben vermischt mit einem Schuss städtischer Coolness abbildet.

Doch ganz frei machen können sich auch „Die Jäger“ nicht von den Notwendigkeiten ihrer Branche. Inzwischen gibt es in Köln, München und Nürnberg Dependancen. Der Hauptsitz bleibe aber in Röckersbühl, betont Dess. Dort, wo er zu Beginn neben seiner Arbeit auf dem Hof am Computer hobbymäßig an Grafikprogrammen herumtüftelte – bis der Fliesenleger kam.

20 Jahre später hat die Firma 155 Mitarbeiter, der Umsatz liegt jenseits der zehn Millionen Euro und das Branchenmagazin W&V führt „Die Jäger“ unter den Top-15-Agenturen Deutschlands. Dess aber will in die Top Ten.

Gelingen soll dies mit einem Konzept, dass „Die Jäger“ in den vergangenen Jahren immer weiter weg von einer reinen Werbeagentur gebracht hat. „Wissen, was verkauft“ lautet das grammatikalisch nicht einwandfreie Motto der Firma, das aber die besondere Stärke ausdrücken soll, die sich Dess gegenüber anderen Mitbewerbern zuspricht. „Wir kümmern uns um alles, was mit dem Verkauf zu tun hat.“ Nicht mehr nur um Werbung.

Die Bereiche Beratung, Kommunikation, Services und Technologie unterteilen das Leistungsspektrum, das die Angebote einer Werbe- und Kommunikationsagentur mit der einer Unternehmensberatung kombiniert. Vom Produkmanagement über das Marketing bis hin zum Vertrieb: die Agentur knüpft an verschiedenen Punkten der Vertriebskette an. Seit neuestem bietet Dess zudem eigenes Vertriebspersonal an, das das jeweilige Produkt an den Kunden bringen soll.

Die Metapher von der Jagd – sei es auf Ideen oder den scheuen Kunden – ist dabei allgegenwärtig. Na dann: Waidmannsheil!