Mühlbach
Sie erschafft außergewöhnliche Ostereier

Mona Lisa mit Joint oder Leonardo da Vinci: Waltraud Frischeisen verewigt auf Gänse- und Enteneiern Kunstwerke in Miniatur.

14.03.2022 | Stand 15.09.2023, 6:51 Uhr
Die Mühlbacherin Waltraud Frischeisen bemalt Ostereier mit besonderen Motiven, inspiriert von der großen Kunst. −Foto: Anton Patzelt/Anton Patzelt

„Frühling ist immer ein gleichbleibender Rhythmus in den Gezeiten, die Natur regt sich und das Ei springt in den Mittelpunkt unseres Geschehens.“ So steht es auf der Homepage der Künstlerin Waltraud Frischeisen. Tatsächlich ist hierzulande ein Osterfest ohne die kunstvoll und mit sehr viel Liebe gestalteten Eier der Mühlbacherin kaum vorstellbar. Stellte die Künstlerin ihre Objekte früher auf Messen in vielen Städten aus, so sind diese heuer aufgrund der Corona-Pandemie lediglich im Mühlbacher Haus des Gastes zu bewundern und käuflich zu erwerben.

Ob der große Leonardo da Vinci, Maria mit dem Jesuskind, Tiere in Aktion, der Märchenkönig Ludwig II. oder Miniaturen aus der Kunstgeschichte, von Jan Vermeer bis Gustav Klimt – Waltraud Frischeisen wagt sich an jedes Motiv. Aber auch vor der Erotik scheut die 82-jährige gebürtige Münchnerin keinesfalls zurück. So findet man beispielsweise „Die Sünde“, heute eines der bekanntesten Gemälde der Welt von Franz von Stuck, auf einem ihrer Eier. Ebenso gehört die „Mona Lisa des Nordens“, wie das Mädchen mit dem Perlenohrgehänge auch bezeichnet wird, von Johannes Vermeer zu ihren Werken.

Ein Ei für 2600 Euro

Und so entstehen Kunstwerke in Kleinformat – fragile Kunstwerke auf zerbrechlicher Unterlage. Apropos zerbrechlich. Auf die Frage, warum sie keine Kunststoffeier verwendet, antwortet die Wahl-Mühlbacherin, etwas in ihrer Ehre gekränkt: „Schauen Sie mich doch mal an. Meinen Sie, dass ich auf Plastik male?“. Und zerbrochen ist der Künstlerin bisher ohnehin kaum ein Ei. Aber an einen Bruch kann sie sich dennoch genau erinnern, der ihr noch heute wehtut. Es war die bereits fertiggestellte „Mona-Lisa mit einem Joint“, die ihr vom Regal fiel.

Frischeisen verwendet für ihre Kunstwerke überwiegend Gänse- und Enteneier: „Bei Hühnereiern würde ich mich schwertun, mit dem Kreuzschraubenschlüssel das Loch für den Faden zur Aufhängung anzubringen“. Rund 16 Stunden benötigte die Münchnerin für ihre „Madonna mit Kind“ – die Nachbildung eines Gemäldes von Pietro Perugino aus der Zeit um 1520. „Ich habe aber bereits an einem Kunstobjekt rund 100 Stunden gearbeitet – am Abendmahl von Zwink“, gibt Frischeisen Auskunft. Das Ei hat sie dann für 2600 Euro verkauft.

„Der Liebe wegen“ kam das Großstadtmädel 1984 in die Oberpfalz – zunächst nach Breitenbrunn. Als Frischeisen anfing, Miniaturen auf das Ei zu malen, kamen auch philosophische Betrachtungen auf: Was bedeutet das Ei in der Schöpfungsgeschichte oder was bedeutet die Liebe, die mithin so zerbrechlich sein kann wie ein Ei? Die Vergänglichkeit steckt im Leben und jedem Ding, betont sie. (pa)