Aktion
Sie sind sechs „Hoffnungsmacher“

Mit der Podiumsdiskussion beginnt die Rodinger Themenwoche. Sechs „Menschen wie du und ich“ wollen Besuchern Mut machen.

13.06.2018 | Stand 16.09.2023, 6:06 Uhr

Diese sechs „Hoffnungsmacher“ sitzen am Sonntagabend auf der Bühne im Pfarrheim (oben, v. l.): Barbara Plötz (Foto: Kiefner), Ahmad Faheem Uriakhiel (Foto: bf), Beate Weichs (Foto: Weichs) sowie (unten, v. l.) Christoph Jobst (Foto: Jobst), Florian Werner (Foto: Werner) und Rebecca Rinkl (Foto: km)

Die Welt –politisch und gesellschaftlich –ist im Umbruch, ein teils radikaler Wandel, der vielen, auch jungen Zeitgenossen in Roding und im Landkreis Cham, Sorgenfalten auf die Stirn treibt. Pessimisten und Populisten, zumindest gefühlt, sind kaum mehr zu bremsen. Und gleichzeitig gewinnen die sozialen Netzwerke, weil sie „Herr“ über „unsere“ Daten sind, mehr und mehr an Macht. Summa summarum also nicht die besten Aussichten ... Aber, die Hoffnung stirbt zuletzt. Insofern kommt die Idee des Pfarrgemeinderates Roding, zwischen 17. und 24. Juni in Roding die Themenwoche „Einfach mal Hoffnung tanken“ zu veranstalten, wie gerufen. Auftakt dazu ist am Sonntagabend, 19 Uhr, mit der Podiumsdiskussion, in der sich im Pfarrheim allerdings nicht hochrangige Menschen aus Politik und Wirtschaft und dergleichen der Debatte stellen, sondern sechs „Menschen wie du und ich“. Ihre Ansichten betreffen die Lebenswirklichkeit – etwa Ausbildung, Migration und Pflege.

Gefühl für Werte ist „in uns“

Für Martin Kellermeier, Sprecher des Pfarrgemeinderates, ist die Diskussion „bitte nicht als rein katholische Veranstaltung zu verstehen.“ Sozusagen jeder aus nah und fern ist im Pfarrheim willkommen. Ohne zu viel vorwegzunehmen, gibt er Einblick in etwaige Ziele: „... dass es gelingt, in die Köpfe der Menschen hineinzubekommen, dass jeder das Gefühl für Werte hat, man muss dazu nicht erzkatholisch sein.“ Am Podium stellen sich sechs ganz normale Menschen dem Gespräch, und zwar als „Hoffnungsmacher“. Deren Kurzvita jedenfalls gibt erste Hinweise darauf ... Als da ist Barbara Plötz (19), Abiturientin und deutsche U-18-Vizemeisterin über 800 Meter, aus Bad Kötzting, Ahmad Faheem Uriakhiel (18), Azubi im Einzelhandel bei Frey Wohnen in Cham, stammend aus Kabul und jetzt in Cham zuhause, Beate Weichs (41), Mutter zweier Kinder und Auszubildende als Fachkraft in der Altenpflege, aus Arnschwang, Christoph Jobst (22), Labor-Ingenieur am Technologie Campus Cham, aus Chammünster, Florian Werner (28), gebürtiger Further und Firmengründer der Werbeagentur Dreibein sowie Rebecca Rinkl (25), JU-Kreisvorsitzende und Jurastudentin in Passau, aus Cham. Selbstredend, sie alle werden ihre Standpunkte vertreten.

Barbara Plötz hofft, „dass sich im Landkreis Cham wieder mehr Menschen für eine Ausbildung im Handwerk entscheiden.“ Ihre Eltern hätten eine Bäckerei, würden Probleme kennen, kaum Nachwuchs im Handwerk zu finden. Barbara, die ihr Abitur gemacht hat, schwankt nach eigenem Bekunden noch in der Wahl ihrer Zukunftsentscheidung: Studium oder doch lieber Ausbildung im Handwerk?

Ahmad Faheem Uriakhiel (18) legt Zeugnis darüber ab, dass Integration gelingen kann. Der Afghane fasst Fuß in Deutschland, auch, weil er in Cham die Chance bekommt, seit September 2017 eine Ausbildung im Einzelhandel zu machen. Er sagt: „Jeder Mensch ist gleich, ich finde es aber schade, dass da manche einen Unterschied machen.“

Auch Beate Weichs macht sich zurzeit für die (eigene) Ausbildung stark. Mit 41, dazu braucht‘s wohl eine gehörige Portion Mut? – Gleich wie, eines steht fest: „Dem Pflegebereich“, sagt Weichs, „gehen die Fachkräfte aus, und das, obwohl es ein Superberuf ist.“

Christoph Jobst (22) hat ein duales Studium in Mechatronik hinter sich und am Technologie Campus seinen Bachelor gemacht, ferner bei Roding Automobile gearbeitet. Seine Meinung: „Ein breiteres Freizeitangebot würde viel mehr Menschen in den Landkreis Cham locken.“ Und Florian Werner (28), der junge Firmenchef, der in Chamerau aufgewachsen ist, hält‘s damit: „Durchhaltevermögen zahlt sich aus, nicht nur beim Sport, sondern auch im Beruf.“ Last, not least Rebecca Rinkl. Sie ist als Kreisvorsitzende der JU politisch engagiert: „Ich habe die Hoffnung, dass sich wieder mehr junge Menschen im Landkreis in der Politik und in Vereinen engagieren.“ Am Sonntag, im lockeren Gespräch, wolle sie die Werbetrommel rühren.

Keine Talkshow à la Fernsehen

Martin Kellermeier freut sich auf viele Besucher. Da das erste Gruppenspiel der deutschen Fußball-Nationalmannschaft in Russland um 18.45 Uhr endet, sei es sicherlich auch vielen Menschen möglich, sich die 90-minütige Veranstaltung im Pfarrheim nicht entgehen zu lassen. Sie ist „Kick-off-Veranstaltung“ in die Themenwoche, weshalb bereits viele Hoffnungsaspekte der Tage bis 24. Juni zur Sprache kommen. Der Rodinger Rudolf Heinz wird Videos einspielen, die er ehrenamtlich produziert hat: einmal ein Kurzporträt der Diskutanten, zum anderen eine Umfrage unter Senioren, was junge Menschen machen sollten, damit es ihnen auch in 20, 30 Jahren gut geht.

Pfarrer Holger Kruschina, Moderator des Abends, ist guter Dinge: „I g’frei mi drauf.“ Mit vier der sechs Teilnehmer, sagt er, hat er sich schon vorab getroffen. Sollte diesen bange vor der Pfarrheim-Bühne sein, hat er sie dank menschlich-souveräner Art gleich beruhigt: „Wir sind ganz unter uns. Wir reden einfach.“ Kurzum, der Pfarrer hat beileibe nicht vor, die Veranstaltung als Talkshow à la TV anzulegen. Vielmehr freut er sich schlicht auf „sechs ganz normale Menschen“. Aus gutem Grund: „Jeder Mensch ist einmalig und eine Bereicherung für dieses Leben.“ Kruschina mit Augenzwinkern: prominente Politiker, Wirtschaftsvertreter usw. in allen Ehren, schlussendlich sei es aber jeder Einzelne aus der Gesellschaft, der diese trägt.

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