Beruf
So gefährlich leben Fahrlehrer wirklich

Der tödliche Unfall von Lappersdorf ist auch unter den Ausbildern Thema. Mit Extremsituationen müssen sie umgehen können.

10.08.2018 | Stand 16.09.2023, 5:55 Uhr
Viktoria Hausmann

Fahrstunde: Jederzeit einschreiten können ist wichtig. Foto: Archiv

Und plötzlich passiert das Unvorstellbare. Auf gerader Strecke kracht ein Kleintransporter in ein Fahrschulmotorrad. Der Transporter war auf die Gegenspur geraten, weil der Fahrer betrunken war. Der Fahrlehrer starb noch am Unfallort.Er hatte trotz richtigen Verhaltens keine Chance mehr auszuweichen. Seine 16-jährige Fahrschülerin konnte gerade noch ausweichen, wurde aber durch den folgenden Sturz verletzt. Dieser tragische Unfall ereignete sich am Dienstag auf der Umgehungsstraße R18 bei Lappersdorf. Es ist ein Fall, der Entsetzen auslöst. Wie lernen Fahrlehrer, in so einem Fall zu reagieren? Ist der Beruf gefährlich? Eigentlich nicht, sagt Alfons Hemauer. Er unterrichtet schon seit 37 Jahren und hat sich neben Schülern jeden Alters auch auf Schüler mit Behinderungen spezializiert. Ständiges Üben und Geduld sind als Fahrlehrer wichtig. Fahrlehrer seien sogar sicherer als viele andere Dauerverkehrsteilnehmer, weil sie die Gefahren kennen und angepasster fahren, sagt Hemauer. Ein Gefahrentraining für spezielle Notfallsituationen gibt es in der Ausbildung aber nicht. Das lernen sie aus der Erfahrung ihrer Kollegen und Ausbilder sowie in der Praxis, erklärt Hemauer.

Ausbildungszugang erleichtert

Seit 2018 wurden die Zugänge zum Fahrlehrerberuf vereinfacht. Die Ausbildung beginnt mit frühestens 20 Jahren und dauert ein Jahr. Davor mussten Fahrlehrer mindestens 23 Jahre alt sein und eine zweijährige Ausbildung machen. Voraussetzungen für den Beruf sind der Besitz eines Führerscheins der jeweiligen Ausbildungsklasse – zum Beispiel Klasse B und BE für Autos – sowie mindestens zwei Jahre Fahrerfahrung. Nach acht Monaten Ausbildung am Verkehrsinstitut München müssen die künftigen Fahrlehrer mehrere Tests machen, darunter eine zweite Fahrprüfung. Dazu kommen eine schriftliche und eine mündliche Prüfung mit Fragen zu Verkehrsrecht, Pädagogik etc. Nach einem viermonatigen Praktikum in einer Ausbildungsfahrschule müssen die Berufsanwärter eine praktische und eine theoretische Lehrprobe bestehen. Dabei geht es um den Ablauf einer Fahrstunde und den Ablauf einer Theoriestunde. Wer beide besteht, darf Fahrschüler ausbilden.

Distanz beim Motorradtraining

„Am gefährlichsten ist die Motorrad-Ausbildung, weil man nicht direkt eingreifen kann“, sagt Hemauer: „Alles, was man über Funk spricht, verzögert sich um ein paar Sekunden oder kommt nur teilweise an. Bei Gefahren können Sekundenbruchteile entscheiden. Im Auto kann ich ins Lenkrad greifen und auf die Bremse treten.“

„Am gefährlichsten ist die Motorrad-Ausbildung, weil man nicht direkt eingreifen kann.“Fahrlehrer Alfons Hemauer

Zum Unfall bei Lappersdorf sagt er: „Bei diesem tragischen Unfall ist es eindeutig, dass der entgegenkommende Fahrer schuld ist. Ich persönlich finde es aber sehr gefährlich, Schüler auf dem Motorrad zu begleiten. Beim Fahren muss man sich auch als Lehrer konzentrieren und ist durch die Geschwindigkeit, durch viele Umweltreize abgelenkt. Das macht es schwerer, den Schüler zusätzlich im Blick zu haben.“

Der Fahrlehrerverband hält dieses Vorgehen für sinnvoll. So kann der Schüler auch mal hinterherfahren und sehen, wie man richtig in der Kurve und durch Engstellen fährt. Ein Vorteil neben vielen Nachteilen, findet Alfons Hemauer. Er erlaubt seinen Fahrlehrern nur in Ausnahmefällen, bei Überlandfahrten, selbst zusätzlich aufs Motorrad zu steigen. Im Auto ist es sicherer. Man kann den Schüler besser sehen: „Das Begleiten auf dem Motorrad machen nur wenige Fahrschulen. Letztendlich muss der Lehrer das Risiko selbst abwägen.“ Auch das Alter der Motorradschüler sei etwas problematisch, erklärt Hemauer: „Jungen Leuten wird häufig alles abgenommen. Die Fahrschule ist oft das Erste, wo sie selbstständig schwierige Entscheidungen treffen und Verantwortung übernehmen müssen.“

Weitere Berichte und Nachrichten aus Regensburg lesen Sie hier.